
Hormone sind die unsichtbaren Dirigenten im Körper. Von Stress bis Schlaf, von Liebe bis Stoffwechsel – diese winzigen Moleküle bestimmen unser Leben mehr als wir denken. Foto: Zerbor/stock.adobe.com
Junge Frauen wünschen sich mehr Infos zu Hormonen – So steuern uns Moleküle
Hormone steuern fast alles in unserem Körper – von Stoffwechsel über Fruchtbarkeit bis zur Stimmung. Doch viele Frauen fühlen sich im Alltag mit ihrem Wissen darüber allein gelassen. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der IKK classic. Fast jede zweite Frau (46 Prozent) wünscht sich mehr Informationen zu Hormonen und ihrer Wirkung.
Generation Wissenslücke: Je jünger, desto unsicherer
Besonders deutlich ist der Wissensdurst bei jungen Frauen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 69 Prozent, bei den 30- bis 39-Jährigen 57 Prozent. Der Wunsch nach mehr Information nimmt zwar mit steigendem Alter ab (40 bis 54 Jahre: 41 Prozent), hält sich aber mit etwas unter einem Drittel (31 Prozent) in der ältesten Befragungsgruppe (55 bis 70 Jahre) immer noch auf einem hohen Niveau.
Während sich 78 Prozent der Frauen insgesamt über Sexualhormone wie Östrogen oder Progesteron „gut“ oder „sehr gut“ informiert fühlen, zeigen die Detailzahlen ein anderes Bild: Jede fünfte Frau (21 Prozent) ist „weniger gut“ oder „gar nicht“ über die Wirkung von Sexualhormonen informiert. Noch größer sind die Lücken bei Schilddrüsenhormonen und dem Stresshormon Cortisol. Hier fühlt sich fast jede zweite Frau „weniger gut“ oder „überhaupt nicht“ informiert (44 Prozent und 48 Prozent).
Ältere Frauen fühlen sich besser informiert
Während sich jüngere und ältere Frauen bei den Sexualhormonen fast gleich gut informiert fühlen, zeigt sich in Bezug auf Schilddrüsenhormone und Cortisol ein anderes Bild. Nur 30 Prozent der 18- bis 29-Jährigen geben an, zum Thema Schilddrüsenhormone gut informiert zu sein, bei den 55- bis 70-Jährigen sind es dagegen 66 Prozent. In Bezug auf Cortisol liegen die Werte bei 34 zu 54 Prozent.
Ärzte bleiben wichtigste Anlaufstelle – soziale Medien holen auf
Bei Fragen zu Hormonen suchen die meisten Frauen den Rat von Ärzten (75 Prozent) oder recherchieren selbst im Internet (73 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) informieren sich in Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen oder Büchern. Gut jede dritte Befragte (38 Prozent) spricht bei Bedarf mit Verwandten, Freunden oder Bekannten.
Vor allem jüngere Frauen wenden sich auffällig oft an Social Media: 41 Prozent der 18- bis 29-Jährigen informieren sich über TikTok, Instagram oder Facebook. Zum Vergleich: Bei den über 55-Jährigen nutzen nur 8 Prozent diese Kanäle.
Neue YouTube-Serie: „Hormone verstehen“
Die Verschiebung der Informationsquellen birgt Risiken, denn Inhalte in sozialen Medien sind häufig oberflächlich oder sogar fehlerhaft. Auch lassen sich Inhalte von Influencern, die im Rahmen einer Kooperation mit Herstellern entstehen, nicht immer auf den ersten Blick von fachlich fundierten Beiträgen unterscheiden. Dieser Entwicklung trägt die IKK classic mit ihrer neuen YouTube-Serie „Hormone verstehen“ Rechnung und macht fundiertes Wissen leicht zugänglich.
In den Videos erklärt die Gynäkologin und Frauengesundheitsexpertin Dr. med. Daniela Bach, welche Rolle Hormone im Leben von Frauen spielen – von der Pubertät bis zu den Wechseljahren. Dabei geht es nicht nur um medizinisches Hintergrundwissen, sondern auch um praktische Tipps für den Alltag.
Info
Die repräsentative Befragung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der IKK classic vom 31. Juli bis 19. August 2025 durchgeführt. Befragt wurden 2003 Frauen im Alter von 18 bis 70 Jahren. pm

Hormone – die stillen Dirigenten unseres Körpers
Hormone sind winzige Moleküle, die eine riesige Wirkung entfalten. Sie steuern Wachstum, Stoffwechsel, Fortpflanzung, Stressreaktionen und viele weitere Prozesse. Ohne sie wäre ein geregeltes Leben nicht möglich.
Was sind Hormone?
Hormone sind Botenstoffe, die von speziellen Drüsen gebildet und ins Blut abgegeben werden. Dort gelangen sie zu Zielorganen und lösen spezifische Wirkungen aus. Im Gegensatz zu Nervenimpulsen wirken sie langsamer, dafür aber länger und systemisch.
Funfacts
- Schmetterlinge kommunizieren über Pheromone – eine spezielle Form von Hormonen.
- Das „Glückshormon“ Serotonin wird nur zu etwa 5 % im Gehirn, aber zu 95 % im Darm gebildet.
- Melatonin wird in der Dunkelheit produziert – zu helles Licht am Abend blockiert seine Ausschüttung.
Wie entstehen sie?
Produziert werden Hormone in endokrinen Drüsen wie Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Nebennieren, Eierstöcken und Hoden. Sie können chemisch sehr unterschiedlich aufgebaut sein – zum Beispiel als Eiweißbausteine (Insulin), Steroide (Östrogene, Cortisol) oder Abkömmlinge von Aminosäuren (Adrenalin, Melatonin).
Wofür brauchen wir Hormone?
- Stoffwechsel: Insulin und Glukagon regulieren Blutzucker.
- Wachstum und Entwicklung: Wachstumshormon, Schilddrüsenhormone.
- Stress und Energie: Cortisol und Adrenalin bereiten den Körper auf Flucht oder Kampf vor.
- Fortpflanzung: Östrogene, Progesteron und Testosteron steuern Zyklus, Fruchtbarkeit und Libido.
- Schlaf und Stimmung: Melatonin und Serotonin beeinflussen innere Rhythmen.
Hormone von außen fördern oder einbringen
- Lebensstil: Schlaf, Ernährung, Bewegung und Stressmanagement wirken direkt auf die Hormonproduktion.
- Medizinisch: Hormone können gezielt ersetzt werden – zum Beispiel Insulin bei Diabetes, Schilddrüsenhormone bei Unterfunktion, Sexualhormone in den Wechseljahren oder Kortison bei Entzündungen.
- Umstritten: „Anti-Aging“-Hormontherapien sind wissenschaftlich kritisch zu betrachten.
Spezifische Hormone der Frau
Besonders stark hormonell geprägt ist der weibliche Zyklus:
- Östrogene: fördern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, beeinflussen Knochen und Haut.
- Progesteron: sorgt für eine stabile zweite Zyklushälfte, wichtig für Schwangerschaft.
- FSH und LH: steuern Eizellreifung und Eisprung.
- In den Wechseljahren: Absinken von Östrogen und Progesteron führt zu Hitzewallungen, Schlafstörungen, Osteoporose-Risiko.
Ein komplexes Orchester
Hormone wirken nie isoliert. Sie beeinflussen sich gegenseitig und schaffen ein sensibles Gleichgewicht. Schon kleine Störungen, etwa bei der Schilddrüse oder Insulin, können das gesamte System aus der Balance bringen. tok