Ein Hitzschlag kann eine akute Schädigung des zentralen Nervensystems verursachen – einschließlich Entzündungsreaktionen, Schwellungen und einer gestörten Blut-Hirn-Schranke. Wenn möglich, sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Foto: wellphoto/stock.adobe.com

Hitzschlag: Die unterschätzte Notfallsituation, die in Minuten tödlich enden kann

Extreme Hitzewellen sind nicht nur anstrengend – sie können auch eine ernsthafte Gesundheitsbedrohung sein. Das Beratungsunternehmen IQVIA hat Ergebnisse einer Real World Data-Studie veröffentlicht, die zeigt: „Personen, die einen Hitzschlag erlitten haben, entwickeln in den Folgejahren etwa doppelt so häufig Migräne wie vergleichbare Personen ohne Hitzschlag“. Und sogar das Risiko für Schlaganfälle ist erhöht.

Die Studienergebnisse zeigen eindeutig: Menschen mit einem Hitzschlag entwickeln mehr als doppelt so oft eine Migräne. Und auch das Schlaganfall-Risiko erhöht sich. Quelle: IQVIA Deutschland/Grafik: Pharma-Fakten e. V.

Studie mit rund 35.000 Teilnehmern in fünf Jahren

„Schlaganfall, Migräne und Hitzschlag betreffen das zentrale Nervensystem – und offenbar besteht ein klarer Zusammenhang für alle drei Krankheitsereignisse“, so fasst IQVIA Deutschland die Publikation zusammen. In die Analyse flossen die Daten von fast 5800 Patienten mit ärztlich dokumentiertem Hitzschlag sowie rund 29.000 Kontrollpersonen ohne Hitzschlag ein. „Die Erhebung erfolgte in 1.216 Hausarztpraxen in Deutschland im Zeitraum von 2005 bis 2023. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden lag bei 30 Jahren“, heißt es. Innerhalb von fünf Jahren entwickelten demnach 8,8 Prozent der Hitzschlag-Betroffenen Migräne, verglichen mit nur vier Prozent in der Kontrollgruppe, wie Pharma-Fakten.de berichtet.

Epidemiologe Prof. Dr. Karel Kostev betont: „Unsere Studie zeigt erstmals eine klare statistische Verbindung zwischen Hitzschlag und dem Auftreten von Migräne – und das über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren“. Angesichts von Klimakrise und zunehmenden Hitzewellen gewinne „diese Erkenntnis auch aus gesundheitspolitischer Sicht an Bedeutung“. Laut der Studie treten darüber hinaus Schlaganfälle in den ersten fünf Jahren nach Hitzschlag 1,3-mal häufiger auf.

Hitzschlag kann zentrales Nervensystem schädigen

„Ein Hitzschlag kann eine akute Schädigung des zentralen Nervensystems verursachen – einschließlich Entzündungsreaktionen, Schwellungen und einer gestörten Blut-Hirn-Schranke“, schreibt IQVIA dazu. „Diese Prozesse spielen auch bei der Entstehung von Migräne eine mögliche Rolle und können ursächlich für die Manifestation eines späteren Schlaganfalls sein.“

Prof. Dr. Kostev schlussfolgert: „Nach einem Hitzschlag sollten Betroffene nicht nur auf akute Komplikationen hin überwacht werden, sondern auch im Hinblick auf mögliche langfristige neurologische Folgen.“ Zudem könnte die Prävention gestärkt werden. „Eine bessere Aufklärung über Hitzebelastung und deren potenzielle Spätfolgen […] ist in Zeiten der sich erwärmenden Umwelt besonders in städtischen Ballungsräumen dringend erforderlich. Ebenso wichtig ist die gezielte Nachsorge nach hitzebedingten neurologischen Ereignissen“, so der Experte.

Weiterführender Link zur Studienveröffentlichung von IQVIA. pm

Hitzschlag erkennen: Die tödliche Gefahr aus der Sommerhitze – und wie Sie Leben retten

Ein Hitzschlag ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der schnell erkannt und behandelt werden muss. Wir erklären, wie er entsteht, wie Sie sich schützen und was im Ernstfall zu tun ist.

Was ist ein Hitzschlag?

Ein Hitzschlag (Hyperthermie-Syndrom) ist eine gefährliche Überhitzung des Körpers, bei der die Körperkerntemperatur über 40 °C steigt und das Thermoregulationssystem versagt. Anders als bei Fieber wird dieser Zustand nicht vom Hypothalamus gesteuert, sondern entsteht durch unkontrollierte Wärmeanreicherung.

Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kleinkinder, chronisch Kranke und Personen, die bei großer Hitze körperlich aktiv sind.

Wie entsteht ein Hitzschlag?

  • Hitzebelastung von außen – hohe Umgebungstemperaturen, direkte Sonneneinstrahlung
  • Eingeschränkte Wärmeregulation – zum Beispiel durch Alter, Medikamente oder Alkoholkonsum
  • Übermäßige körperliche Belastung – Sport oder Arbeit in heißer Umgebung

Kann der Körper Wärme nicht mehr effektiv durch Schwitzen und Hautdurchblutung abgeben, kommt es zu einem gefährlichen Temperaturanstieg, der Organe und Nervensystem schädigt.

Prävention: So beugen Sie einem Hitzschlag vor

  • Ausreichend trinken (Wasser oder isotonische Getränke)
  • Leichte, helle, atmungsaktive Kleidung tragen
  • Sonne und körperliche Belastung in der Mittagshitze meiden
  • Wohnräume kühl halten (früh lüften, tagsüber abdunkeln)
  • Gefährdete Personen regelmäßig nach Flüssigkeitsaufnahme fragen

Akute Hilfe bei Hitzschlag

Im Notfall immer 112 rufen! Gleichzeitig folgende Sofortmaßnahmen einleiten:

  1. Betroffene in den Schatten bringen, enge Kleidung entfernen
  2. Körper mit kühlen (nicht eiskalten) feuchten Tüchern oder Wasser kühlen
  3. Flach lagern, Beine leicht hochlegen
  4. Keine Getränke geben, wenn die Person bewusstlos ist

Gesundheitliche Folgen eines Hitzschlags

Ein Hitzschlag kann Organversagen, Hirnschäden und bleibende gesundheitliche Einschränkungen verursachen:

  • Neurologische Störungen (Gedächtnis-, Konzentrationsprobleme)
  • Nierenschäden
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Erhöhtes Risiko für erneute Überhitzung
  • höheres Migräne-Risiko
  • höheres Schlaganfall-Risiko

Frühzeitige medizinische Hilfe ist entscheidend, um Spätfolgen oder Todesfälle zu vermeiden. tok

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Verdacht auf Hitzschlag sofort den Notruf wählen.