
So unterschiedlich reagieren die Geschlechter bei Krankheiten: Männer müssen nach einer SARS-CoV-2-Infektion mit schwereren Verläufen und höherer Sterblichkeit rechnen, während Frauen ein höheres Risiko für eine Long-COVID-Erkrankung haben. Foto: Daisy Daisy/stock.adobe.com
Geschlechtsunterschiede bei Long COVID: Frauen haben ein höheres Risiko
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Männer häufiger schwere akute COVID-19-Verläufe und eine höhere Sterblichkeit aufweisen als Frauen. Neue Studienergebnisse deuten auf ein erhöhtes Risiko bei Frauen hin, nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Long COVID zu erkranken. Die Risikoerhöhung war besonders stark bei Frauen im Alter von 40 bis 55 Jahren ausgeprägt.
US-amerikanische Wissenschaftler haben nun im Rahmen einer Kohortenstudie das geschlechtsspezifische Risiko für Erwachsene, an Long COVID zu erkranken, genauer untersucht, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.
Erhebung von Long-COVID-Daten an zahlreichen Standorten in den USA
Für die Kohortenstudie wurden Daten der Erwachsenenkohorte „Researching COVID to Enhance Recovery (RECOVER)“ der National Institutes of Health (NIH) verwendet. Die Daten stammen von 83 Standorten in 33 US-Bundesstaaten sowie in Washington, D.C. und Puerto Rico. Es wurden die Daten aller Teilnehmer untersucht, die zwischen dem 29. Oktober 2021 und dem 5. Juli 2024 in die Studie aufgenommen wurden und mindestens 6 Monate nach ihrer ersten SARS-CoV-2-Infektion einen qualifizierenden Studienbesuch hatten.
Die Entwicklung einer Long-COVID-Erkrankung wurde anhand eines symptombasierten Fragebogens und einer Bewertungsrichtlinie beim ersten Studienbesuch, der mindestens 6 Monate nach der Infektion stattfand, festgestellt. Die Fragebögen wurden von den Studienteilnehmern selbst ausgefüllt. Für die statistische Auswertung wurde ein Propensity-Score-Matching durchgeführt. Das vollständige Modell berücksichtigte Alter, Gesundheitszustand und soziale Einflüsse. Im reduzierten Modell wurde nur das Alter und die ethnische Zugehörigkeit berücksichtigt.
Long COVID-Risiko für Frauen in fast allen Altersgruppen höher
Von 12.276 Teilnehmern mit einer SARS-CoV-2-Infektion waren 8969 (73 %) Frauen, das mittlere Alter bei Infektion betrug 46 Jahre. Das weibliche Geschlecht war im primären vollständigen Modell und reduzierten Modell mit einem höheren Risiko für eine Long COVID-Erkrankung assoziiert. Dieses Ergebnis wurde in allen Altersgruppen mit Ausnahme der 18- bis 39-Jährigen beobachtet. Das weibliche Geschlecht war mit einem signifikant höheren Gesamtrisiko für Long COVID assoziiert.
Auch wenn die Analyse auf nicht schwangere Teilnehmerinnen beschränkt wurde, blieb der Zusammenhang bestehen. Bei Teilnehmerinnen im Alter von 40 bis 54 Jahren ist das relative Risiko besonders hoch. Und das Risiko ist für Frauen außerhalb der Wechseljahre etwas höher als während der Wechseljahre. Diese Erkenntnisse unterstreichen laut der Wissenschaftler die Notwendigkeit, biologische Mechanismen zu identifizieren, die zu den Geschlechtsunterschieden führen. Eine gezieltere Entwicklung von Medikamenten und ein verbessertes Management von Long COVID könnte hierdurch vorangetrieben werden. DGP/HealthCom
Verdacht auf Long Covid: Welche Anlaufstellen gibt es?
Eine Infektion mit Corona kann ähnliche Beschwerden verursachen wie eine Erkältung. Doch was ist, wenn die Symptome zwei Monate oder länger anhalten, Gedächtnisprobleme auftreten oder man sich nur noch erschöpft fühlt? Kann das Long Covid sein? Die Stiftung Gesundheitswissen klärt auf ihrem Gesundheitsportal über die Erkrankung auf und gibt Tipps, wohin man sich beim Verdacht auf Long Covid wenden kann.
Es ist mehr als bloße Müdigkeit. Es ist ein Gefühl, alltägliche Dinge nicht mehr schaffen zu können: z. B. drei Treppenstufen zu steigen oder sich einen Kaffee zu machen. Diese starke, langanhaltende Erschöpfung nennt sich „Fatigue“ und ist ein Symptom von Long Covid. Hinzu kommen möglicherweise Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Muskelschmerzen oder Kurzatmigkeit. Die Symptome sind vielfältig und bei jedem und jeder Erkrankten anders.
Was genau Long Covid ist, ist noch nicht eindeutig definiert. Der Begriff beschreibt laut der Weltgesundheitsorganisation gesundheitliche Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer Corona-Infektion andauern und nicht durch eine andere Erkrankung zu erklären sind.
Wie viele Menschen haben Long Covid?
Wie viele Menschen Long Covid haben, lässt sich nicht sagen. Die Studienlage dazu ist nicht eindeutig und es fehlt laut Robert Koch-Institut an repräsentativen, kontrollierten Studien mit ausreichender Nachbeobachtungszeit. Schätzungen gehen davon aus, dass die Prävalenz – also die Häufigkeit von Long Covid zu einem bestimmten Zeitpunkt – zwischen sechs bis 15 Prozent liegt.
Welche Risikofaktoren gibt es für eine Erkrankung mit Long Covid?
Warum manche Menschen nach einer Corona-Infektion Long Covid bekommen und andere Menschen nicht, ist bisher noch unklar. Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen häufiger erkranken als Männer. Auch ein höheres Alter könnte ein Risikofaktor sein, ebenso Vorerkrankungen, z. B. Diabetes oder Adipositas.
Welche Anlaufstellen gibt es bei einem Verdacht auf Long Covid?
Wer nach einer Erkrankung mit Covid-19 feststellt, dass seine Beschwerden nicht nachlassen, wiederkehren oder neu auftreten, sollte sich an seinen Hausarzt oder seine Hausärztin wenden. Durch eine Reihe von Untersuchungen können die Beschwerden eingeordnet und eventuell mit Long Covid in Zusammenhang gebracht werden. Dabei werden typische Symptome wie Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Konzentrationsprobleme mit verschiedenen Tests festgestellt. pm
Wie genau Long Covid diagnostiziert wird und wie die Erkrankung behandelt werden kann, hat die Stiftung Gesundheitswissen mit barrierearmen Texten und leicht verständlichen Videos hier aufbereitet: Diagnostik, Behandlung und Leben mit Long Covid