Zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr steht die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 an. Sie ist eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen in der Pubertät und wird von gesetzlichen Kassen vollständig übernommen. Foto: Studio Romantic/stock.adobe.com

Früherkennung statt späterer Behandlung: Warum Gesundheitschecks für Jugendliche so wichtig sind

Regelmäßige Gesundheitschecks in Arztpraxen sind für Jugendliche besonders wichtig. Die Untersuchungen sollen dabei helfen, mögliche Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. Denn eine zeitnahe Diagnose und Behandlung können den Verlauf vieler Erkrankungen verbessern und die Gesundheit junger Menschen langfristig stärken.

Manche gesundheitlichen Probleme wie etwa Fehlhaltungen, Übergewicht, Essstörungen oder psychische Belastungen entwickeln sich schleichend. „Eine ärztliche Untersuchung kann bei solchen und ähnlichen Problemen aber im Idealfall gezielt gegensteuern. Je früher behandlungsbedürftige Auffälligkeiten erkannt werden, desto besser lassen sich Langzeitfolgen vermeiden. Zudem ist es wichtig, die Gesundheitskompetenz gerade bei Jugendlichen zu steigern, damit sie ihr persönliches Risikoprofil für die potentiellen Langzeitfolgen erkennen“ sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER.

Jugenduntersuchung J1 als wichtiger Meilenstein

Zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr steht nach dem Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 an. Sie ist eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen in der Pubertät und wird von gesetzlichen Kassen vollständig übernommen. Bei der J1 überprüft die Ärztin oder der Arzt unter anderem:

•    Körperwachstum und Gewicht,

•    Haltung, Bewegungsapparat und Wirbelsäule,

•    Haut, Schilddrüse und innere Organe wie Herz und Lunge,

•    Seh- und Hörvermögen,

•    Blutdruck und Impfstatus,

•    den Stand der Pubertätsentwicklung,

•    die Blutwerte und nimmt bei Bedarf eine Urinprobe.

Darüber hinaus geht es um Themen, die Jugendliche in der Regel beschäftigen. Dazu zählen Ernährung, Bewegung, Pubertät, Sexualität, Medienkonsum oder Stress in der Schule. „Alles wird im geschützten Rahmen der Praxis besprochen. Das Gespräch findet meist vertraulich und ohne Eltern statt, wenn Jugendliche das wünschen. Denn auch hier gilt selbstverständlich die ärztliche Schweigepflicht“, sagt Marschall.

Während der Untersuchung hätten Jugendliche zudem die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen, auch zu Themen, die ihnen im Gespräch mit Eltern, Lehrkräften oder Gleichaltrigen eventuell unangenehm sind. Die J1 ist die erste Untersuchung, die auch ganz ohne Begleitung von Erwachsenen stattfinden kann. Jugendliche lernen so, erstmals für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.

Psychische Gesundheit im Fokus

Gerade in der heutigen Zeit spielt die seelische Gesundheit eine immer größere Rolle. Leistungsdruck, Social Media, Zukunftsängste oder Mobbing können Jugendliche stark belasten. „Die ärztliche Sprechstunde bietet dafür einen wichtigen Raum, um Sorgen aktiv anzusprechen und professionelle Unterstützung zu erhalten“, erläutert Marschall. Wer rechtzeitig Hilfe bekomme, könne seelische Krisen besser bewältigen und sogar gestärkt daraus hervorgehen.

Ob Schlafstörungen, Zukunftsängste oder belastende Situationen zu Hause oder in der Schule, Jugendliche können bei der J1 offen über das sprechen, was sie beschäftigt und Fragen stellen. „Die Untersuchung ist damit mehr als ein reiner Gesundheitscheck. Sie ist vielmehr ein vertrauliches Gesprächsangebot in einer sensiblen Lebensphase“, so Marschall.

Gesundheitsbewusstsein fördern

Gesundheitschecks sind aber nicht nur dazu da, mögliche Krankheiten zu verhindern oder deren Prognose zu verbessern. Sie sollen auch ein langfristiges Bewusstsein für den eigenen Körper fördern, also die sogenannte Gesundheitskompetenz.

„Jugendliche lernen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen, Warnsignale ernst zu nehmen und auf sich zu achten“, sagt Marschall. Dieser wichtige Schritt hin zu mehr Eigenverantwortung sei ein zentraler Baustein für ein gesundes Erwachsenenleben, so die Medizinerin.

Eltern als wichtige Begleiter

Auch wenn Jugendliche zunehmend selbstständig werden, bleiben Eltern dennoch häufig wichtige Partner in Gesundheitsfragen. Sie können den Nachwuchs ermutigen, die von den Krankenkassen regelhaft vorgesehenen Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen, und den Kindern so zeigen, dass Gesundheitschecks etwas ganz Normales sind. „Sie sind kein Grund zur Sorge, sondern vielmehr eine Chance, so gesund wie möglich zu bleiben“, sagt Marschall.     pm