Sonnenschutzcremes sind beim Sonnenbaden unerlässlich, doch nicht alle Inhaltsstoffe sind unproblematisch. Der Vergleich verschiedener Produkte kann sich also lohnen. Foto: Krakenimages.com/stock.adobe.com

Eincremen ist wichtig, aber nicht alle Sonnenschutz-Inhaltsstoffe sind unproblematisch

Um die Rekordzahl an Hautkrebsfällen zu bekämpfen, wird den niederländischen Bürgern kostenloser Sonnenschutz angeboten. Die Notwendigkeit, die Haut vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen, ist unbestritten. Aber ist jede Sonnencreme automatisch gesund für die Haut und den Körper?

„Es gibt einige Bestandteile in manchen Sonnencremes, die wir lieber meiden sollten. Parabene, bestimmte UV-Filter und andere Substanzen können mehr Schaden anrichten, als sie nutzen. Es ist daher entscheidend, sich bewusst zu machen, was man auf die Haut aufträgt“, warnt Ärztin Dorrit Rönn, spezialisiert im Bereich Vitalstrategie und körpereigener Regulation. Worauf man bei der Wahl der Sonnencreme achten sollte und wie sich jeder auch anders gegen die Sonne schützen kann, verrät sie in diesem Gastartikel.

Chemische UV-Filter und ihre Risiken

Wer Sonnencreme benutzt, sollte sich klar machen, dass die Creme über die Poren in die Haut und den ganzen Körper gelangt. Viele Sonnencremes enthalten hierbei chemische UV-Filter, die nicht selten Allergien auslösen. Doch damit nicht genug. Die meisten der Substanzen sind hormonaktiv. Damit haben sie einen nachweislich negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Viele Filter – wie es beispielsweise eine neue Studie von Skakkebaek zeigt – wirken als „endogene Disruptoren“. Das bedeutet: Sie verändern die Funktionsweise der Keimzellen, besonders der Spermienzellen.

So veränderten die UV-Filter während der Versuchsreihe der Studie die Kalziumaufnahme in den Spermienzellen. Die Spermienzellen ließen aufgrund der Stoffe in den UV-Filtern einen Kalziumeinfluss zu, der sonst nur zustande kommt, wenn die Spermienzellen mit dem weiblichen Hormon Progesteron in Kontakt kommen. Wenn Spermien auf solche Chemikalien reagieren, reagieren sie irgendwann schwächer auf die echten Hormone – eine fatale Konsequenz für alle Menschen, die sich Kinder wünschen.

Zu diesen schädlichen Sonnenschutzfiltern zählen beispielsweise Octylsalicylat, Avobenzon, Octocrylen, Octinoxat und Oxybenzon. Viele Sonnencremes mit Oxybenzon und Octinoxat sind dabei seit 2021 verboten.

Auch diese Inhaltsstoffe sollten unbedingt gemieden werden

Neben chemischen UV-Filtern sind allerdings auch Sonnencremes mit mineralischen UV-Filtern mit Vorsicht zu betrachten. Die mineralischen UV-Filter spiegeln die UV-Strahlung und lenken sie dadurch von der Haut weg. Das Problem: Sie enthalten in vielen Fällen Titanoxid sowie Zinkoxid. Beide Stoffe wirken krebserregend, wobei Titandioxin in Lebensmitteln sogar verboten ist.

Darüber hinaus enthalten mineralische Sonnencremes oft Nanopartikel, die das Bilden eines weißen Films auf der Haut verhindern. Ästhetisch gewiss eine feine Sache – doch sind auch sie für ihre schädigende Wirkung bekannt. Sie bilden in Kontakt mit Wasser gefährliches Wasserstoffperoxid, was nicht nur für den Menschen ungesund ist, sondern auch für Kleinstlebewesen an Land und im Meer.

Darüber hinaus enthalten viele Sonnenschutzmittel Mikroplastik, das auch wieder die männliche Fruchtbarkeit mindern kann. Ist die Sonnencreme abgelaufen, wird Octocrylen außerdem zu Benzophenon. Diese organische Verbindung kann Ausschläge, Allergien und im schlimmsten Fall Leber- oder Lymphdrüsenkrebs verursachen. Ganz zu schweigen von den gravierenden Einflüssen, die UV-Schutzfilter auf die Umwelt haben.   Dorrit Rönn




NDR-Recherchen: Hohe Benzophenon-Werte in alter Sonnencreme

In dieser Jahreszeit ist die Sonnencreme ein Muss. Doch Vorsicht bei der Auswahl des Produkts, denn ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät: In einigen gibt es den Lichtschutzfilter Octocrylen. Dieser Stoff hat es in sich, denn nach kurzer Zeit zersetzt er sich und bildet dabei die gefährliche Substanz Benzophenon. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) haben Tierversuche gezeigt, dass Benzophenon krebsauslösend wirken kann.

Das NDR Verbrauchermagazin „Markt“ hat Sonnencremes aus der letzten Saison, die aber zum Teil laut Herstellerangaben noch haltbar waren, in einem Labor auf Benzophenon untersuchen lassen. Das Ergebnis ist alarmierend: In den neun Monate alten Produkten von „ISIDIN“ und „Hawaiian Tropic“ wurde ein Benzophenon-Gehalt von 17 und 18 Milligramm pro Kilogramm nachgewiesen. In der zwei Jahre alten Sonnencreme von „Biotherm“ ergab die Analyse 62 Milligramm pro Kilogramm.

Luise Körner vom BUND stuft das das Ergebnis als besorgniserregend ein: „Tatsächlich ist die Menge an Benzophenon, die Sie darin gefunden haben, ja erheblich. Also das ist ja wie ein extra Stoff, der nicht auf der Zutatenliste steht. Und es ist eben ein Stoff, der einerseits zu Irritationen führen kann auf der Haut und andererseits eben auch im Verdacht steht, krebserregend zu sein.“

Hersteller reagieren – Benophenon erst zum Jahresende verboten

Erste Reaktion vom Hersteller „Biotherm“: Die Creme gehöre jetzt nicht mehr zum aktuellen Produktkatalog von „L’Oréal“. Das Nachfolgeprodukt enthalte nicht den UV-Filter Octocrylen.

Auch die Firma „ISDIN“ schreibt Markt, dass die aktuelle Formel kein Octocrylen mehr enthalte und der analysierte Konzentrationswert des Benzophenons in ihrem Produkt kein Sicherheitsrisiko darstelle.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt „Markt“ dazu, dass erst ab Dezember 2023 Benzophenon in kosmetischen Produkten verboten sei. Die NDR-Fernsehsendung „Markt“ wird am Montag, 10. Juli, um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Die Folge kann man nachträglich auch online in der ARD-Mediathek sehen.  NDR




Kinderärzte, so Franziska Draeger vom Apothekenmagazin „Baby und Familie“, würden aktuell dazu raten, Kinder lieber mit Schutzfaktor 30 und öfter nachzucremen, als allein auf einen höheren Schutzfaktor zu setzen, der durch besonders viel Chemie erkauft werde. Foto: nadezhda1906/stock.adobe.com

Kinder richtig schützen: Lieber Schutzfaktor 30 und öfter eincremen als einmal Schutzfaktor 50

Planschen und schwimmen, grillen und Barfußlaufen – Sommer macht das Leben einfach leichter. Damit auch die Jüngsten mit viel Spaß, aber auch sicher durch die heißen Tage kommen, erklärt Franziska Draeger vom Apothekenmagazin „Baby und Familie“, wie man die Kleinen vor großer Hitze schützt.

„Mit einem Baby bleibt man am besten im Schatten und bei den älteren Kindern muss man einfach schauen, dass sie auch nicht zu viel in der Sonne spielen, weil sie sonst schnell überhitzen. Ganz wichtig ist es auch, dass man Kindern und Babys, ganz oft etwas zu trinken anbietet, wenn es heiß ist und zwar am besten Wasser oder ungesüßte Tees“, so Draeger.

Da Kinderhaut fünfmal dünner ist als die von Erwachsenen, muss die zarte Haut besonders vor der Sonne geschützt werden. Bei dem Schutzfaktor für die Sonnencreme gibt es neue Erkenntnisse: „Beim Schutzfaktor gibt es eine neue Empfehlung von den Kinderärzten. Früher hat man ja da gesagt ‚Schutzfaktor 50‘.  Jetzt sagt man, lieber ‚Schutzfaktor 30‘ und öfter nachcremen, weil der hohe Schutzfaktor durch besonders viel Chemie erkauft wird.“