Die Zahl der COVID-19-Intensivpatienten liegt seit Anfang Dezember wieder bei über 1000 Patienten. Der klassische Coronatest ist aktuell wieder besonders gefragt. Foto: Andreas Gruhl/stock.adobe.com

Die aktuelle Coronawelle stellt Grippe und RSV in den Schatten

Gerade hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor Corona gewarnt und unter anderem das Tragen von Masken in Bus und Bahn empfohlen. Während darüber diskutiert wird, ob das Panikmache ist oder nicht, türmt sich eine Coronawelle über Deutschland auf.

Dem Robert Koch-Institut wurden seit dem Beginn der Grippesaison (40. Kalenderwoche) rund 196.000 labordiagnostisch bestätigten SARS-CoV-2-Fälle (Stand: 49. Kalenderwoche) gemeldet. Angesichts der Tatsache, dass aktuell deutlich weniger PCR-Tests als auf dem Höhepunkt der Pandemie durchgeführt werden, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen.

Der Corona-Druck auf die Wirtschaft und das Gesundheitswesen wird immer höher. Grippe und RSV spielen noch keine besonders große Rolle. Quelle: Robert Koch-Institut/Grafik: Statista.com


Corona-Druck steigt an

In der Folge steigt in den Krankenhäusern der Corona-Druck. Fast 63.000 Menschen wurden in den letzten zehn Wochen aufgrund von COVID-19 eingeliefert. Die Zahl der Intensivpatienten liegt seit Anfang Dezember wieder bei über 1.000 Patienten.

Neben SARS-CoV-2 sind es derzeit vor allem für die Jahreszeit typischen Erkältungen durch Rhinovirusinfektionen, die für eine hohe Verbreitung von Atemwegserkrankungen sorgen. Zusätzlich nehmen die Infektionen mit Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen zu. Und auch die Influenza-Aktivität hat in der 49. Kalenderwoche zugenommen.

Drei überlappende Infektwellen

Und das trifft auch Pforzheim und die ganze Region Nordschwarzwald – reihenweise liegen die Menschen flach, wird es einsamer in den Büros und Maschinenhallen und voller in den Warteräumen der Ärzte. „Unser Problem sind die sich derzeit überlappenden Infektwellen“, sagt Nicola Buhlinger-Göpfarth gegenüber PZ-news.de.

Die Pforzheimer Ärztin und Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands konkretisiert: Insgesamt gebe es drei Infektwellen: eine abklingende RSV- und Rhino-Viruswelle (Atemwegsinfekte und Erkältungen), ansteigende Corona-Infektionen und eine beginnende Influenzawelle (Grippe). In anderen Wintern habe es meist eine kurze Atempause zwischen den Wellen gegeben, „aber mit Corona haben wir jetzt einfach einen zusätzlichen Erreger, der auch bleiben wird, sodass wir künftig öfter derartige Infekt-Winter erleben werden“, prognostiziert die Expertin.  

AOK: 2023 ist Rekordjahr bei Atemwegsinfektionen  

Noch liegen keine aktuelleren Zahlen vor, aber der Trend ist eindeutig: „In unserem Datenarchiv findet sich kein Jahr, in dem der Krankenstand wegen Atemwegsinfekten zu dieser Jahreszeit höher war als in diesem Jahr“, sagt Dr. Simon Dally, Analyseexperte der AOK Baden-Württemberg. So verzeichnete die AOK in der Woche vom 13. bis 19. November (KW46 erstaunliche 1986 neue Krankmeldungen wegen Atemwegsinfekten aus Pforzheim, dem Enzkreis und dem Kreis Calw (Vorjahr: 1587). In der Woche vom 16. bis 22. Oktober (KW42) waren es in diesem Jahr sogar 2163 Krankmeldungen. Zwischen KW42 und KW46 sei der Krankenstand „ungewöhnlich hoch“ gewesen.   

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Mathias Brandt/Statista.com/PZ-news