Bei einer Sepsis gelangen die Krankheitserreger über den Blutkreislauf in den ganzen Körper, wo die Erreger selbst, ihre Giftstoffe sowie auch die Reaktion unseres eigenen Immunsystems lebensbedrohlich werden können. Deutet der Nachweis auf multiresistente Keime hin, wird die Behandlung schwierig. Foto: analysis121980/stock.adobe.com

Deutsche Sepsis-Hilfe: Videos zeigen die vielen Probleme beim Umgang mit Sepsis und Spätfolgen

Mit der neuen Videoreihe „Sepsis und jetzt?“ möchte die Deutsche Sepsis-Hilfe e.V. mehr Bewusstsein für Sepsis schaffen und Betroffenen Hoffnung geben, denn das Überleben ist das Eine, das Weiterleben nach einer Sepsis kann oft mit größeren Problemen verbunden sein. Ein schmaler Grat, der in den Kurzfilmen eindrucksvoll und gleichzeitig unaufgeregt umgesetzt wird.

Insgesamt 23 Filme mit einer maximalen Länge von 1:30 Minuten sind online verfügbar. Sie stehen beispielhaft für die zahllosen Spätfolgen einer Sepsis und den Umgang damit. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit innerhalb der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis gefördert. Am 13. September, pünktlich zum Welt Sepsis Tag, sind diese online auf die Webseite.

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Mehr Informationen
Das ist der Trailer für die Videos der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. Die Videos mit den einzelnen Interviews finden Sie unter https://www.youtube.com/@DeutscheSepsis-Hilfe

Fehlende Aufklärung zu den Spätfolgen

„Sepsis gibt es für Ärzte nur, wenn man sie hat. Aber nicht, wenn man sie überlebt hat“, sagt Prof. Dr. Frank Brunkhorst von der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. „Könnte es eine Spätfolge sein?“, hört er immer wieder von Betroffenen und Angehörigen. „Dabei steht für sie das Erkennen einer Sepsis gar nicht im Vordergrund. Problematisch für sie ist vielmehr die fehlende Aufklärung, was danach kommt und wie man als Patient:in oder Angehöriger damit umgehen sollte. Kaum jemand wird hinreichend informiert“, so Brunkhorst weiter.

Ein Blick in die Sepsis-Leitlinie gibt hier ausreichend Hinweise für Ärztinnen und klinisches Personal über den Umgang mit den Spätfolgen einer Sepsis:

  • Eine Vielzahl von ehemaligen Sepsis-Patient:innen leiden unter funktionellen Einschränkungen des Muskel- und Nervensystems, die unter den Begriffen Critical Illness Polyneuropathy (CIP) bzw. Critical Illness Myopathy (CIM) bekannt sind.
  • Mehr als 70 % der Patient:innen mit septischem Schock zeigen signifikante elektrophysiologische Veränderungen des Muskel- und Nervensystems bereits drei Tage nach Aufnahme auf die Intensivstation.
  • Zunehmend in den Blickpunkt geraten auch das Delirium während der Intensivtherapie sowie anhaltende neurokognitive Einschränkungen, post-traumatische Belastungsstörungen (PTBS) und Depressionen.
  • Der Grad der durch eine Sepsis resultierenden Funktionsdefizite und somit die tatsächliche Lebensqualität der Betroffenen kann jedoch durch eine geeignete Rehabilitationsmaßnahme beeinflussbar sein.
  • Allerdings gibt es bis heute weder therapeutische Rehabilitationsstandards noch auf diese Patienten ausgerichtete Rehabilitationseinrichtungen, da die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen der Langzeitfolgen einer Sepsis nach intensivtherapeutischer Behandlung unzureichend verstanden sind.
  • Außerdem sind die Langzeitfolgen den nachbehandelnden Ärzten in der Regel wenig bekannt. Es wird empfohlen, typische Sepsisfolgen – sofern möglich – bereits im akutmedizinischen Bereich zu erfassen und die nachbehandelnden Ärzte im postakuten und ambulanten Bereich über diesbezüglich bestehende bzw. potenziell im Langzeitverlauf auftretende Funktionsdefizite hinzuweisen.

Sepsis-Hotline eingerichtet

Was ist eine Sepsis? Wie erkennt man die Anzeichen? Wo finde ich Hilfe? Antworten für solche und weitere Fragen bietet die Deutsche Sepsis-Hilfe eine akute Beratung an. Die Sepsis-Hotline erreicht man unter Telefon 0700 7377 4700.

In der Akutphase einer Sepsis werden die meisten Patienten auf der Intensivstation behandelt. Da sie für die Beatmung in ein künstliches Koma versetzt werden müssen sind sie in der Regel nicht ansprechbar. Für Angehörige und Freunde der Patienten ist dies eine extrem herausfordernde und schwierige Situation, da der rasche Beginn einer Sepsis mit der damit einhergehenden massiven Verschlechterung sie überrascht.

Die Gespräche mit ehemaligen Sepsis-Patienten und deren Angehörigen können ein erster hilfreicher Ansatz sein, um die Akutsituation besser zu verstehen und zu verarbeiten. Darüber hinaus bietet die Deutsche Sepsis-Hilfe unter Leitung von Prof. Brunkhorst auch qualifizierte, kostenlose medizinische Beratung an. Diese umfasst sowohl intensivmedizinische und internistische als auch infektiologische Expertise.

Mehr Infos

Die Hotline der Deutschen Sepsis-Hilfe ist wochentags von 8 Uhr bis 21 Uhr und an Wochenenden oder Feiertagen von 9 Uhr bis 21 Uhr erreichbar. Bis 16 Uhr erreicht man unter dieser Nummer die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Ab 16 Uhr sowie an Wochenenden oder Feiertagen, stehen für Betroffene, Angehörige und Hilfesuchende ehrenamtliche Mitglieder beratend zur Verfügung.

Weitere Angaben zur Sepsis-Leitlinie unter https://www.sepsis-gesellschaft.de/leitlinien/

Weitere bewegende Erfahrungen von Sepsis-Überlebenden und ihren Angehörigen auf der Webseite der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. unter https://sepsis-hilfe.org/de/wir-sind-viele/erfahrungen

Umfangreiche Informationen zum Thema Sepsis sind online verfügbar unter www.sepsis-hilfe.org

Über Deutsche Sepsis-Hilfe e.V.

Die Deutsche Sepsis-Hilfe e. V. (DSH) ist die weltweit erste Patientenorganisation für an Sepsis erkrankte Menschen sowie deren Angehörige oder Hinterbliebene. 2007 wurde sie aus dem Kreis einer Betroffeneninitiative gegründet. Die DSH ist unabhängig und nur ihren Mitgliedern verpflichtet. Sie wird ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Fördergelder der Krankenkassen finanziert. Die DSH ist Partner der Kampagne „Deutschland Erkennt Sepsis“ (https://www.deutschland-erkennt-sepsis.de/).    pm