Zecken sind in Waldgebieten und Graslandschaften verbreitet, aber auch im heimischen Garten und in städtischen Parks. Bildrechte/Foto: Getty Images/iStockphoto - Ladislav Kubes
Der heimische Holzbock bringt neue Viren und eine Fleischallergie
Der gemeine Holzbock ist unsere häufigste heimische Zeckenart. Neben Borrelien und FSME-Viren überträgt er in Europa neuerdings auch das vor einigen Jahren in China entdeckte Alongshan-Virus (kurz: ALSV).
Die Symptome sind der einer FSME-Infektion sehr ähnlich: Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen. Hinweise auf Hirn- oder Hirnhautentzündungen gibt es derzeit allerdings noch nicht. Ein Forschungsteam der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover publizierte Anfang 2023, dass Zecken das Virus auf Wildtiere in Niedersachsen übertragen haben.
Fleischallergie in den USA auch schon in Süddeutschland vermutet
Für internationale Schlagzeilen sorgte eine Fleischallergie nach Zeckenbiss, von der in den USA etwa 450.000 Menschen betroffen sind. Dahinter steckt eine allergische Reaktion auf den Zucker Alpha-Gal, der in rotem Fleisch enthalten ist. Der Theorie zufolge nimmt die Zecke das Alpha Gal von Wildtieren auf und gibt es an den Menschen weiter, der daraufhin Antikörper entwickelt und fortan häufig kein rotes Fleisch mehr vertragen kann.
Auch im gemeinen Holzbock wurde das Alpha-Gal bereits gefunden und auch aus Süddeutschland gibt es Berichte über die Symptome der Fleischallergie. Ein konkreter Übertragungsweg konnte allerdings noch nicht nachgewiesen werden.
Klimakrise fördert Infektionskrankheiten
Die Klimakrise fördert Infektionskrankheiten, steigert das Risiko für Zoonosen und Pandemien und gefährdet damit die Gesundheit von Millionen Menschen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ausbreitung ehemals exotischer Überträger: Tropische Mücken und Zecken fühlen sich mittlerweile auch in Deutschland wohl – und werden gefährlich für den Menschen.
Das Risiko für große Infektionsgeschehen betrifft vor allem unsere Gesundheit, aber auch die Wirtschaft und viele andere Gesellschaftsbereiche. Höchste Zeit, uns auf diese neuen Risiken vorzubereiten, wie der Medienservice Klima & Gesundheit der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen (GEGM) vermeldet.
Krankheiten und ihre tierischen Überträger
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Übertragung: Zecken übertragen das Virus auf den Menschen. Eine Infektion von Mensch zu Mensch findet nicht statt.
Symptome: 1. Phase: Grippeähnliche Beschwerden. 2. Phase: Bei manchen Menschen entwickeln sich nach etwa einer Woche Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns. Auch eine Rückenmarksentzündung kann auftreten. Die Mehrheit der Infizierten (ca. 70 bis 95 %) hat aber keine Beschwerden.
Häufigkeit: Im Jahr 2022 wurden insgesamt 546 FSME-Erkrankungen gemeldet und damit 30 % mehr als im Vorjahr (421 FSME-Erkrankungen). Vermutlich ist die Dunkelziffer bei FSME-Erkrankungen hoch.
Impfschutz: STIKO empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind.
Borreliose
Übertragung: Zecken übertragen den bakteriellen Erreger auf den Menschen. Es ist keine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich.
Symptome: Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Beschwerden sind oft diffus und schwer zuzuordnen. Typisch für die Infektion mit Borrelien ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans), die bei 90 % der Fälle auftritt.
Häufigkeit: Borreliose ist nicht bundesweit meldepflichtig, die Datenlage daher dürftig. Ob Zecken Borrelien in sich tragen, ist regional sehr unterschiedlich, kann aber bis zu 30 % betragen. Vermutlich ist die Dunkelziffer hoch. 2021 waren deutschlandweit 325.000 gesetzlich Versicherte aufgrund von Borreliose in vertragsärztlicher Behandlung.
Impfschutz: Kein Impfstoff.
West-Nil-Virus
Übertragung: Stechmücken können das Virus auf den Menschen übertragen. Hauptvektor in Deutschland ist die Culex-Mücke. Eine Übertragung der Mutter auf das Kind, etwa durch Muttermilch oder auch eine Übertragung durch Blutprodukte und Spenderorgane, ist möglich, aber sehr selten.
Symptome: Bei etwa 20 % der Infizierten tritt eine fiebrige, grippeähnliche Erkrankung auf, die etwa 3 bis 6 Tage andauert. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 14 Tage. Die Krankheitssymptome erscheinen abrupt, mit Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen. Etwa 1 % der Infizierten erkrankt schwer. Ein großer Teil der Infizierten zeigt keine Symptome.
Häufigkeit: Seit 2019 werden einzelne Erkrankungsfälle in Ostdeutschland verzeichnet. Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind meldepflichtig, aber verlaufen meistens ohne Symptome.
Impfschutz: Kein Impfstoff.
Dengue-Fieber
Übertragung: Die Asiatische Tigermücke überträgt das Virus auf den Menschen. Seltene Fälle von Mutter-Kind-Ansteckung in der Schwangerschaft sind bekannt, ebenso über Blutprodukte, Transfusionen oder Organspenden.
Symptome: Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome oder die Infektion geht mit leichten Symptomen einher. Bei einer Sekundärinfektion kann sich aber auch eine schwere Erkrankung mit Blutungen entwickeln (Dengue Hämorrhagisches Fieber, DHF). Unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen.
Häufigkeit: Bislang keine autochthonen Fälle in Deutschland bekannt.
Impfschutz: Es gibt einen zugelassenen Impfstoff.
Chikungunya-Fieber
Übertragung: Die Asiatische Tigermücke überträgt das Virus auf den Menschen. Selten gibt es auch Übertragungen über Blutkontakt oder in der Schwangerschaft von Mutter auf Kind.
Symptome: Die Krankheit zeigt sich nach 7 bis 9 Tagen nach dem Stich durch schnell ansteigendes hohes Fieber, starke Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen, manchmal begleitet von Hautausschlag. Die meisten Fälle verlaufen ungefährlich, bei bereits Geschwächten wurden teilweise schwere Verläufe beobachtet.
Häufigkeit: Bislang keine autochthonen Fälle in Deutschland bekannt.
Impfschutz: Ein Impfstoff ist im Zulassungsverfahren.
Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber (CCHF)
Übertragung: Die Übertragung erfolgt durch den Stich von Zecken, insbesondere Hyalomma-Zecken. Das Virus kann auch direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dies scheint aber vorrangig durch Kontakt der Schleimhäute mit Blut, durch Schnittverletzungen und Nadelstichverletzungen zu erfolgen.
Symptome: Grippeähnliche Symptome treten auf; plötzliches Fieber, schwere Myalgien, Unwohlsein und gastrointestinale Symptome. Häufig treten großflächige Blutungen in späteren Stadien der Erkrankung auf und führen zu einer hohen Sterblichkeitsrate.
Häufigkeit: Bislang keine autochthonen Fälle in Deutschland bekannt.
Impfschutz: Kein Impfstoff.
INFO: Der Medienservice Klima & Gesundheit wird bereitgestellt von der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen (GEGM). GEGM ist eine im März 2020 von Dr. Eckart von Hirschhausen gegründete gemeinnützige Organisation und wird von der Stiftung Mercator unterstützt. pm