Der dritte Montag im Januar soll als „Blue Monday“ der traurigste Tag des Jahres sein. Auch wenn diese Einschätzung wissenschaftlich umstritten ist, gibt es aus psychologischer Sicht doch verschiedene Faktoren, die zu einem „Blue Monday“ beitragen können. Foto: crizzystudio/stock.adobe.com

„Blue Monday“ – warum traurig sein auch etwas Gutes haben kann

Der Blick aus dem Fenster genügt schon, um zum Jahresanfang in einem Meer aus grauer Ödnis zu versinken und Trübsal zu blasen. Und wenn dann auch noch Montag ist und der Arbeitsstress den Erholungswert des Wochenendes im Nu egalisiert, sinkt die Stimmung rasch auf den Nullpunkt. Da wundert es nicht, dass der dritte Montag im Januar als „Blue Monday“ – der traurigste, deprimierendste Tag des Jahres – gilt. Dabei ist Traurigkeit nicht per se etwas Schlechtes.

Perfekte Mischung, um Trübsal zu blasen

Im Englischen versteht man unter „blue“ nicht nur die Farbe Blau, sondern damit wird auch eine deprimierte Stimmung beschrieben. Der „Blue Monday“ – dieses Jahr fällt der dritte Montag des Januars auf den 15. – wurde 2005 von dem britischen Forscher Dr. Cliff Arnall nach einer eigenen Formel berechnet. Dieser dritte Montag des Jahres, so Arnall, liefere die perfekte Mischung aus negativen Bedingungen wie trübes Wetter und finanziellen Problemen und persönlichen Aspekten wie ein emotionaler Feiertagskater oder zu hoher Druck der guten Vorsätze fürs neue Jahr. Und dann genießen Montage, in denen viele erst einmal mit Startschwierigkeiten zu kämpfen haben, allgemein nicht den besten Ruf als Euphorie-Auslöser. Das alles würde in der Summe zu einer schlechten Stimmung führen.

Auch wenn der wissenschaftliche Wert dieser Formel umstritten ist, gibt es aus psychologischer Sicht doch verschiedene Faktoren, die zum „Blue Monday“ beitragen könnten. Zwangsläufig muss man am 15. Januar 2024 jedoch nicht zum Trauerkloß werden, denn individuelle Umstände und die persönliche Resilienz spielen eine große Rolle bei der Bewältigung von Stimmungsschwankungen. Aber was ist eigentlich so schlimm daran, wenn man am „Blue Monday“ von einem traurigen Gefühl überwältigt wird? Experten der privaten Oberberg Kliniken informieren auf Vital-Region.de über positive Facetten der Traurigkeit und ab wann ärztlicher Rat empfehlenswert wäre.

Traurigkeit – die ungebetene Emotion

In der Regel streben Menschen nach positiven Emotionen wie gute Laune, Spaß und Zufriedenheit. Gefühle wie Angst, Wut oder Traurigkeit werden hingegen meist vermieden oder als negativ betrachtet. Durchaus nachvollziehbar – immer auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen, erscheint verlockend. Jedoch besteht die Lebensrealität nicht nur aus Situationen und Begegnungen, die glücklich machen.

Wird sich jedoch nur auf die vermeintlich positiven Emotionen fokussiert und lässt man ungebetene Gefühle nicht zu oder spricht sie sich ab, begrenzt man seine emotionale Vielfalt und bürdet sich enormen Druck auf. Scheinbar motivierende Sprüche wie „Versuch doch mal das Positive zu sehen“ oder „Alles wird gut“ können bei einem traurigen oder trauernden Menschen durchaus einen gegenteiligen Effekt haben und ihm vermitteln, dass Traurigkeit etwas Verkehrtes sei. Sozialer Rückzug, Selbstvorwürfe oder das Verstecken seines Kummers sind mögliche Folgen.

Emotionale Vielfalt = innerer Reichtum

Dabei ist es durchaus wichtig, auch Emotionen zuzulassen, die unerwünscht sind, zum Beispiel einfach mal grundlos traurig zu sein. Werden negative Emotionen nämlich unterdrückt, wird man nicht automatisch glücklicher und zufriedener. Vielmehr scheinen sich gerade die unerwünschten Gefühle noch zu verstärken.

Eine emotionale Balance ist wichtig für eine gesunde Psyche. Konkret bedeutet das, sich bewusst zu machen, dass es keine guten und schlechten Emotionen gibt, sondern jedes Gefühl seine Berechtigung hat.

Wenn graues Winterwetter die Stimmung des Tages vermiest, man einen Menschen vermisst, negatives Feedback erhält oder sich scheinbar ungerecht behandelt fühlt, sind Gefühle wie Traurigkeit, Trauer, Wut oder Ärger durchaus berechtigt. Wichtig ist nur, dass dieser Zustand temporär ist und man ihn auch wieder loslassen kann.

Traurig oder depressiv?

Merkt man jedoch, dass ein Gefühl wie Traurigkeit nicht mehr verschwindet, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Denn bleibt die Niedergeschlagenheit über zwei oder mehr Wochen bestehen und gesellen sich zum Beispiel noch Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Veränderung des Ess- und Schlafverhaltens dazu, kann es sich um eine (saisonale) Depression handeln.

Gerade zur dunklen Jahreszeit kommt die saisonale Depression häufiger vor. Durch den Lichtmangel während der Wintermonate wird vermehrt das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, was Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit mit sich bringt. Eine geregelte Schlafhygiene und viel Sport im Freien können unter anderem helfen. Kommt man trotzdem nicht aus dem emotionalen Tief heraus, kann professionelle Hilfe sinnvoll sein.

Über die Oberberg Gruppe

Die Oberberg Gruppe ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.