„In Baden-Württemberg praktizieren wir seit mehr als 17 Jahren mit der freiwilligen Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) ein Primärarztsystem und koordinieren die Versorgung über angebundene Facharztverträge“, sagt Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Foto: Fotostudio M42,Katja Zern/AOK Baden-Württemberg

AOK-Chef Bauernfeind lobt Primärarztsystem: Wartezeit verkürzen, Lebenszeit gewinnen

Noch im April entscheiden Union und SPD über die Annahme des Koalitionsvertrages. Ein wesentliches gesundheitspolitisches Vorhaben ist die Einigung von Schwarz-Rot auf ein verbindliches Primärarztsystem.

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, ordnet diesen „Baustein“ ein: „Die drohende Unterversorgung, insbesondere in der hausärztlichen Versorgung, ist ein drängendes Problem und vielerorts – insbesondere in den ländlichen Regionen – bereits Realität. Dass die Stärkung der primärärztlichen Versorgung nun auf der gesundheitspolitischen Agenda steht, ist ein richtiges Signal. Das Kollektivsystem muss grundlegend reformiert werden und einen Rahmen für gelingende Primärversorgungansätze setzen, in dem regionale Ausgestaltung möglich ist und Selektivverträge alternative oder ergänzende Lösungen bieten können.“

AOK als Vorreiter mit der Hausarztzentrierten Versorgung

Dabei ist dieses Primärarztsystem nichts Neues für die AOK im Südwesten. „In Baden-Württemberg praktizieren wir seit mehr als 17 Jahren mit der freiwilligen Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) ein Primärarztsystem und koordinieren die Versorgung über angebundene Facharztverträge. Damit leistet die AOK Baden-Württemberg seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten erfolgreiche Pionierarbeit in der Gesundheitsversorgung“, so Bauernfeind.

Und was sind die Vorteile? Bauernfeind erklärt: „Die Hausarztpraxis als Lotse im Gesundheitssystem ist ein zielführendes und sinnvolles Konzept. Unabhängige wissenschaftliche Evaluationen zeigen wiederholt die Vorteile dieses Systems: weniger unnötige Krankenhausaufenthalte, geringere Komplikationsraten und weniger unkoordinierte Facharztkontakte. So können die Facharztpraxen durch richtiges Zuordnen der Patientinnen und Patienten entlastet werden und lange Wartezeiten reduziert werden. Von der Hausarzt-/Facharzt-Kombination profitieren insbesondere chronisch kranke Patientinnen und Patienten: Sie erhalten eine gezieltere und effizientere Behandlung, was wissenschaftlich belegt ihre Lebensqualität und Lebenserwartung deutlich verbessert.“

„Leerstellen“ im Koalitionsvertrag gemeinsam auffüllen

Wie groß sind die Chancen, dass das Thema in der Bundesregierung bald angepackt wird? „Es wird entscheidend darauf ankommen, wie das Primärarztsystem insbesondere im Kollektivsystem, das die Patientensteuerung und die Wartezeiten verbessern soll, ausgestaltet wird. An dieser Stelle ist der Koalitionsvertrag noch wenig konkret. Die Leerstellen gilt es jetzt gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Gesundheitsversorgung auszufüllen, damit die ambulante Versorgung in Deutschland qualitäts- und patientenorientiert nach vorne gebracht werden kann. Diese Chance sollte dringend genutzt werden“, so Bauerfeind.

Und dann legt der Vorstandsvorsitzende der AOK im Südwesten nach: „Die AOK Baden-Württemberg steht mit ihrer langjährigen Expertise und einem großen Erfahrungsschatz dafür jederzeit zur Verfügung und wird den Gesetzgebungsprozess tatkräftig unterstützen.“     pm