Wie „normal“ ist mein Kind? Diese Frage stellen sich viele Eltern, wenn ihr Kind nicht so reagiert wie andere oder mit anderen nicht so agiert, wie erhofft. Nicht immer steckt etwas „Unnormales“ dahinter. Aber bevor man blind auf Vorschläge und Tipps in den Sozialen Medien eingeht, sollte man lieber erst einmal mit Kinderärzten darüber reden. Foto: irena_geo/stock.adobe.com

Anderssein bei Kindern: Was ist denn schon „normal“?  

Normalsein ist wahrscheinlich nicht das Allererste, was Eltern sich für ihre Kinder wünschen. Aber „normal“ in Sachen Gesundheit und seelische Entwicklung? Unbedingt! Doch was, wenn ein Kind immer Außenseiter ist, ständig traurig ist, andere beißt, auf keinem Kindergeburtstag erwünscht ist? In den Medien und sozialen Netzwerken scheint es eine Schwemme psychiatrischer Diagnosen bei Kindern zu geben.

Das aktuell in den meisten Apotheken ausliegende Apothekenmagazin „ELTERN“ 4/2024  gibt eine erste Einordnung.  

ADHS ist eine der häufigsten Störungen

Die Schwierigkeit beginnt schon mit der Definition des Begriffs „Störung“: Gibt es tatsächlich Auffälligkeiten, sind Kinderärztin und Kinderarzt die richtigen Ansprechpartner. Sie kennen das Kind im besten Fall seit der Geburt und können in sehr vielen Fällen Entwarnung geben. Wenn es geboten ist, überweisen sie für eine tiefer gehende Diagnostik an Ambulanzen, sozialpädiatrische Zentren oder niedergelassene Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen oder Psychiater.

Eine der häufigsten Störungen im Kindes- und Jugendalter ist ADHS. Jungen erhalten die Diagnose etwa drei- bis sechsmal häufiger als Mädchen. Meist sind erhebliche Konzentrationsschwächen erkennbar, begleitet von Unruhe und impulsiven Verhaltensweisen. Das berühmte Zappeln, also die Hyperaktivität, kann allerdings auch vollständig fehlen. Weitere Infos zu ADHS finden Sie hier.

Was auf Ängste und Depression hinweist

Bei Kleinkindern oft noch nicht klar zu identifizieren sind Störungen aus dem Autismus-Spektrum. Mögliche Anzeichen: Allerkleinste können Schwierigkeiten beim Stillen oder Zufüttern haben. Auch können Kauprobleme oder starre Vorlieben für bestimmtes Essen auftreten. Die Kinder haben oft auch von Beginn an einen sehr unsteten Schlaf-wach-Rhythmus. Die Sprachentwicklung ist gestört, Kontakt zu Gleichaltrigen aufzunehmen oder Blickkontakt zu halten fällt schwer. Manche Kinder haben Sonderinteressen und -begabungen. Weitere Infos zu Autismus finden Sie hier.

Traurigkeit gehört zum Heranwachsen dazu. Ob ein Kind aber an Depression leidet, ist gerade bei jüngeren Kindern schwer auszumachen. Drei Hauptsymptome identifizieren Fachleute, berichtet das Gesundheitsmagazin „ELTERN“: Traurigkeit oder Gereiztheit, Energielosigkeit, Interessenverlust. Darüber hinaus ziehen sie sich von Familie und Freunden zurück, können schlecht schlafen und kultivieren negatives und selbst abwertendes Denken. Weitere Infos zum Erkennen einer Depression finden Sie hier.

Normal im Entwicklungsprozess sind Ängste. Gleichwohl zählen sie, wenn sie krankhaft werden oder sich nicht verwachsen, zu den häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Mögliche Anzeichen: Beginnt ein Kind, seine Eltern zu kontrollieren, um nicht alleine zu sein, ist es besonders anhänglich für sein Alter, wird häufiger panisch, leidet unter übertriebenen Leistungsängsten oder hat über längere Zeit diffuses Bauchweh, können das Anzeichen für eine Angststörung sein. Weitere Infos zu Ängsten bei Kindern finden Sie hier. pm