
Unschöne Erinnerung an einen leider wohl nicht ideal verlaufenden Urlaub: Die Stiche von Bettwanzen erzeugen einen starken Juckreiz. Durch Kratzen können Infektionen weitere gesundheitliche Probleme auslösen. Foto: MarijaBazarova/stock.adobe.com
Globaler Bettwanzen-Alarm: So entdeckt und bekämpft man die Blutsauger im Hotel und daheim
Mit Reisesouvenirs ist das so eine Sache. Vieles davon ist so kitschig, dass man es daheim bald nicht mehr sehen will, wenn das Erinnerungsstück nicht gerade einen praktischen Zweck erfüllt. Manches ist auch verboten, was dann beim Durchlaufen der Zollformalitäten für Herzrasen und leere Geldbeutel sorgt. Und dann gibt es da noch lebendige Souvernirs, die ungewollt und unbemerkt im Gepäck mitreisen und daheim für Ärger sorgen. Das gilt zum Beispiel für Bettwanzen.
Diese schädlichen Plagegeister scheinen sich insbesondere in Touristen-Hotspots wohlzufühlen. Bei einem Bettwanzen-Befall denkt man zwar als erstes an schäbige Hotelmatratzen in minder besternten Unterkünften, doch das ist weit gefehlt: Dem Schädling ist es nämlich egal, ob ein Bett sauber oder dreckig ist und wieviel Sterne das Hotel hat, das er bewohnt.
In diesen Bettwanzen-Hotspots juckt es gerade besonders oft
In diesem Jahr melden zahlreiche Länder außerhalb Deutschlands hitzige Bettwanzen-Probleme in Hotels und anderen Unterkünften.
- USA: Besonders betroffen sind Metropolen wie Chicago (Nr. 1 in der Orkins-Liste seit fünf Jahren), Cleveland, Detroit, Los Angeles, Philadelphia (Nr. 1 in den Terminix Top), sowie weitere Städte im Mittelwesten, Süden und Nordosten. Die Ursachen: Viel Reiseverkehr, hohe Bevölkerungsdichte und zunehmend resistentere Wanzen.
- Frankreich/Paris: 2023 ergab eine Untersuchung, dass in Paris über 10 % der Haushalte mit Bettwanzen befallen waren – manche Schätzungen liegen sogar bei 32 %. Im Spätsommer und Herbst 2023 berichtete die Presse von Fällen in Kinos, Zügen, Kliniken und 5‑Sterne‑Hotels – der Aufruhr war groß.
- Großbritannien/London: Im Inselkönigreich und insbesondere in London gibt es eine auffällige Zunahme von teils 278 % innerhalb von zwei Jahren.
- Kanada: Städte wie Toronto, Vancouver, Winnipeg leiden weiter unter häufigen Fällen.
- Australien: Die Metropolen Sydney und Melbourne sind besonders betroffen. Das warme Klima, viel Reiseverkehr und eine hohe Bevölkerungsdichte erleichtern das Leben der Bettwanzen.
- Asien: Mega-Citys wie Mumbai, Delhi oder Tokio kämpfen mit zunehmenden Bettwanzen-Fällen. Auch hier die Urbanisierung, der Tourismus und dichtes Wohnen der Grund.
- Brasilien: In Städten wie São Paulo und Rio de Janeiro wurde ein dramatischer Anstieg gemeldet, teils mit Zuwachsraten von 40 % bei den Touristen-Beschwerden.
Was sind Bettwanzen eigentlich?
Die flache, ovalen Insekten sind rötlich-braun und etwa 4 bis 5 mm lang, also ungefähr so groß wie ein Apfelsamen. Dadurch kann man die Bettwanzen relativ leicht erkennen, wenn man denn aufmerksam darauf achtet. Bettwanzen sind klassische Parasiten des Menschen, denn sie folgen ihm in allen Zivilisationsstadien. Cimex lectularius, so der biologische Fachnamen, sind Blutsauger. Die Weibchen legen bis zu 5 Eier pro Tag, insgesamt 200 bis 500 im Leben. Sie können monatelang ohne Nahrung überleben und sind dabei auch noch resistent gegen viele Insektizide. Es gibt schon Supermutanten mit dickerem Panzer und körpereigenen Enzymen zum Entgiften.
Das mit typischen Hauterscheinungen und Symptomen einhergehende Krankheitsbild, das durch den Biss von Bettwanzen hervorgerufen wird, bezeichnet man als Cimikose.

Wie attackieren die Blutsauger den Menschen?
- Bettwanzen bevorzugen schlafende Opfer und sich meist zwischen 21 °C bis 32 °C aktiv.
- Stiche lösen einen blutigen Juckreiz und Quaddeln aus. Teils gibt es allergische Reaktionen oder sekundäre Infektionen durch Kratzen.
- Die Plagegeister stellen auch eine psychische Belastung dar, zum Beispiel durch Schlafverlust, Stress oder Panikattacken.
- Bettwanzen bevorzugen Stellen, die nahe am Menschen liegen und Schutz bieten – das kann in Ritzen im hölzernen Bettgestell sein, aber auch in metallen Bettgestellen finden die Blutsauger Unterschlupf in Kopfteilen und bei Verschraubungen. Die Auswahl des Bettmaterials spielt eine untergeordnete Rolle gegenüber einer regelmäßigen Reinigung, Inspektion und Hitzebehandlung.
So erkennen Sie Bettwanzen-Verstecke und -Befall
Verstecke:
- Matratzennaht, Bettgestell, Kopfteil, Steckdosen, Teppiche, behinderten Möbel.
- Auch öffentlich: in Zügen, Hotels, Hostels, Schulen, Krankenhäusern.
Anzeichen-Check:
- Kleine, ovale, flache Insekten (etwa 4 bis 5 mm).
- Dunkle „Tinten“-Flecken (Kot) auf Stoff.
- Häutungsreste (weißlich, durchscheinend).
- Rötliche Tropfen (Blut).
- Muffiger Geruch bei großem Befall.
Checkliste fürs Hotel (inspiriert nach Orkin und BHG):
- Stellen Sie den Koffer auf Gepäckträger im Hotelzimmer und nicht aufs Bett oder auf den Fußboden.
- Matratzennaht und Rahmen mit Taschenlampe inspizieren.
- Nach Flecken, Häutungsresten und den Tiere schauen.
- Das Kopfteil leicht lösen oder kontrollieren, denn dort lauern Bettwanzen bevorzugt.
- Bei Verdacht schnell das Pest-Management des Hotels kontaktieren.

Wie bekämpft man mitgebrachte Bettwanzen?
Bettwanzen reisen quasi per Anhalter vom Urlaubsort mit in Ihr Zuhause. Sie starten von Möbeln oder Raumtextilien aus, krabbeln in Kleidung, Koffer, Rucksäcke. Selbst Hotelwäsche kann betroffen sein. Um möglichst keines dieser Tiere als Reisesouvenir mitzubringen, sollte man wie oben beschrieben eine eigene Hotelzimmer- bzw. Bett-Inspektion vornehmen und den Koffer auf den erhöhten Gepäckträger stellen und in nach Möglichkeit immer gut geschlossen zu halten. Die Kleidung sollte man in dichte Plastiktüren packen.
Nach der Rückkehr empfiehlt es sich, die Wäsche bei 40 °C zu waschen und sie 30 Minuten im Trockner bei etwa 45 °C zu belassen. Vorbeugend helfen Matratzen-Encasings, regelmäßige Reinigungen, Möbelüberprüfungen und eine generell saubere Umgebung.
Wenn daheim dann doch ein Bettwanzenbefall festgestellt wurde, ist häufiges Staubsagen angesagt, was allerdings nur eine zusätzliche Maßnahme ist. Denn Profis raten zu einer Hitzebehandlung mit Temperaturen über 45 °C und zu einer professionellen Schädlingsbekämpfung – chemisch-mechanische Kombiansätze und moderne Mittel wie Aprehend, ein biologisches Produkt zur Bekämpfung von Bettwanzen, das auf einem natürlichen Pilz basiert und als Sprühbehandlung eingesetzt wird.
Ganz wichtig: So eine Bettwanzen-Bekämpfung ist kein einmaliges Event, denn die es ist nie ganz auszuschließen, dass irgendwo ein Exemplar oder Eier überlebt haben. Deshalb sind regelmäßige Nachkontrollen notwendig.
FAQ – Häufige Fragen zum Thema Kauen
Sind nur schmutzige Hotels betroffen?
Nein – auch 5-Sterne-Hotels, Kinos und Züge sind von Bettwanzen befallen.
Spürt man Bettwanzen, bevor sie stechen?
Meistens spürt man die Tiere nicht – sie sind nachtaktiv, geräuschlos und klein.
Gibt es natürliche Abwehrmittel wie Lavendel oder Teebaumöl?
Solche natürlichen Abwehrmittel sind nur limitiert wirksam. Sie eigenen sich als ergänzende Maßnahmen, aber dafür gibt es keine Garantie.
Übertragen Bettwanzen Krankheiten?
Bisher sind besondere Krankheiten kaum belegt. Das Hauptproblem ist der Juckreiz nach dem stich und die eventuell folgenden Infektionen durch das Kratzen der juckenden Stellen.
Sind DIY-Sprays wirksam?
Häufig nicht, denn viele Bettwanzen sind inzwischen resistent. Meistens ist eine professionelle Hilfe nötig. tok