
Patienten, die an Bluthochdruck leiden und denen Blutdrucksenker verschrieben wurden, haben Anspruch auf eine standardisierte pharmazeutische Dienstleistung in der Apotheke vor Ort. Foto: Dan Race/stock.adobe.com
So kann man sein Leben verlängern: Bluthochdruck kontrollieren und richtig behandeln
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und weiterer internationaler Forscher können sogar 50-Jährige ihr Leben deutlich verlängern, wenn sie fünf typische Risikofaktoren ausschließen – Frauen im Schnitt um 14,5 zusätzliche Lebensjahre, Männer um 11,8 Jahre.
Zu den Risikofaktoren gehören Rauchen, Diabetes, hohe Cholesterinwerte sowie Unter- und Übergewicht. Die größte Wirkung für ein längeres, gesünderes Leben habe die Vermeidung von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Dr. Christian Ude, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, erläutert: „Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann zu Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Dabei ist dieser nach Diagnose durch den Arzt in der Regel gut behandelbar, solange die betroffenen Patienten Risikofaktoren minimieren und ihre Arzneimitteltherapie gewissenhaft durchführen.“
Patienten, die an Bluthochdruck leiden und denen Blutdrucksenker verschrieben wurden, haben Anspruch auf eine standardisierte pharmazeutische Dienstleistung in der Apotheke vor Ort.
Bluthochdruck schädigt Organe und fördert schwere Erkrankungen
Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland ist von hohem Blutdruck betroffen. Bei Senioren ist die Zahl deutlich höher: „Bluthochdruck zählt eindeutig zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten, die unmittelbar mit einem ungünstigen Lebensstil in Zusammenhang stehen. In Deutschland leiden fast zwei Drittel der über 65-Jährigen an diesem Volksleiden. Aber auch schon etwa 5 % der Kinder weisen bereits erhöhte Blutdruckwerte auf“, sagt Apothekerin Stephanie Isensee von der Pregizer-Apotheke in Pforzheim.
Manchmal leiden Patienten unter Hypertonie, ohne es zu wissen: Bluthochdruck kann schleichend beginnen, sodass Patienten anfangs keine Beschwerden haben. Mögliche Symptome, die sich bei einer Untersuchung zeigen können, sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität, Schlafstörungen, Herzklopfen und Luftnot. „Bedenklich wird es, wenn der Blutdruck nicht nur gelegentlich, sondern ständig, also chronisch, erhöht ist. Ganz besonders ungünstig ist es zu werten, wenn der Blutdruck nachts nicht abfällt, so wie es bei Gesunden der Fall ist“, erklärt Stephanie Isensee.
„Wer dieses Leiden über Jahre oder Jahrzehnte mit sich herumträgt, läuft massiv Gefahr, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, oder eine Herzinsuffizienz und Nierenschäden zu entwickeln. Bluthochdruck schädigt auf Dauer die arteriellen Blutgefäße und führt dann nach Jahren zu den genannten häufig tödlich ausgehenden Folgeerkrankungen. Sehr oft ist Bluthochdruck vergesellschaftet mit Diabetes Typ 2, Übergewicht und zu hohen Blutfettwerten. Zu viel Alkohol und Tabak machen die Sache nicht besser. Kommen mehrere dieser Risikofaktoren zusammen, so steigt das Risiko exponentiell an, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben.“
Stephanie Isensee, Apothekerin, Pregizer Apotheke in Pforzheim
Zu den möglichen Ursachen von Bluthochdruck gehören falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, Übergewicht, Stress, Rauchen, erbliche Veranlagung und Krankheiten wie Diabetes. Je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto höher ist das Risiko. Wird Bluthochdruck nicht richtig behandelt, kann er unter anderem das Gehirn, Herz und Nieren schädigen. Während einer Schwangerschaft stellt Bluthochdruck eine Gefahr für Mutter und Kind dar. Es ist von entscheidender Bedeutung, eine bestehende Erkrankung zu erkennen, zu kontrollieren und zu therapieren.
Kostenlose Blutdruckmessung in der Apotheke
Viele Apotheken vor Ort bieten daher als pharmazeutische Dienstleistung eine standardisierte Risikoerfassung bei Bluthochdruck an. Hierzu wird nach einer kurzen Ruhepause drei Mal hintereinander am Oberarm oder Handgelenk der Blutdruck gemessen und der Mittelwert aus der zweiten und dritten Messung errechnet. Außerdem fragt das Apothekenteam nach Vorerkrankungen, Risikofaktoren und eingenommenen Medikamenten.
„Als Richtschnur gilt, dass in Ruhe der untere Wert maximal 90 und der höhere Wert maximal 140 erreichen sollte.“
Stephanie Isensee, Apothekerin, Pregizer Apotheke in Pforzheim
Abschließend erhält der Patient eine individuelle Auswertung seines Blutdrucks und in einigen Fällen auch Vorschläge zur Therapieoptimierung, die mit dem behandelnden Arzt besprochen werden können. Die Gesamtdauer beträgt etwa 15 Minuten. Sind die Blutdruckwerte deutlich erhöht, schickt der Apotheker den Betroffenen in die Arztpraxis.
Patienten, denen ein blutdrucksenkendes Medikament verschrieben wurde, haben alle zwölf Monate Anspruch auf eine solche pharmazeutische Dienstleistung. Dasselbe gilt, wenn ihr Präparat durch ein anderes ersetzt wurde. Es entstehen dabei keine Kosten für die Patienten.
Lebensstil und Gewohnheiten ändern
Neben der medikamentösen Behandlung kann eine Änderung des Lebensstils dazu beitragen, dass sich der Blutdruck nicht weiter erhöht. Als allererste Maßnahme sollten Betroffene mit dem Rauchen aufhören und so wenig Alkohol wie möglich trinken. Für eine gesündere Ernährung sind kalium- und ballaststoffreiche Mahlzeiten, viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte sowie wenig Salz und Fett empfehlenswert.
Ebenfalls sollten Betroffene zwei bis drei Mal pro Woche für insgesamt zwei Stunden leichten Sport machen, zum Beispiel Schwimmen, Walken oder lange Spaziergänge. Yoga und andere Entspannungsübungen können die Therapie unterstützen, indem sie Stress abbauen. Diese Maßnahmen eignen sich auch für alle, die Bluthochdruck vorbeugen wollen.
Therapie unbedingt konsequent einhalten
Die regelmäßige Messung des Blutdrucks verschafft Sicherheit, ob ein angepasster Lebensstil oder die verschriebenen Medikamente zur erhofften Normalisierung führen. Patienten, deren Blutdruck gut eingestellt ist und die sich daher besser fühlen, dürfen aber keinesfalls ihre Therapietreue brechen. Meist sind die Werte nur durch die Arzneimittel im „grünen Bereich“. Blutdrucksenker müssen jeden Tag und stets in der verordneten Dosis eingenommen werden.
Eigenmächtige Pausen oder zerteilte und nur halb eingenommene Tabletten sorgen für einen schwankenden Blutdruck, der den Körper belastet. Erst recht dürfen die Medikamente nicht gänzlich abgesetzt werden, ohne dass ein Arzt dies verordnet.
Polymedikation: Zu Neben- und Wechselwirkungen beraten lassen
Blutdruck-Patienten sich können jederzeit in der Apotheke vor Ort über mögliche Wechselwirkungen zwischen ihren blutdrucksenkenden Medikamenten und bestimmten Getränken, Lebens- oder Nahrungsergänzungsmitteln informieren. Auch einige verschreibungspflichtige Arzneimittel sowie rezeptfreie Schmerz- und Grippemittel können Wechselwirkungen auslösen.
„Es gibt durchaus dramatische Fälle, bei denen ein Patient von unterschiedlichen Ärzten gleichzeitig behandelt wird und es dadurch unwissentlich zu Doppelverordnungen von stark wirksamen Arzneistoffen kommt. Hier muss aufgrund gefährlicher Überdosierungen sofort gehandelt werden!“
Dr. Holger Isensee, Apotheker, Pregizer Apotheke in Pforzheim
„Man muss sich vor Augen führen, dass sich ein Laie schwertut, die Gewichtung von Nebenwirkungen im Beipackzettel vorzunehmen. Bei Wechselwirkungen ist ein Patient eigentlich chancenlos. Da braucht es schon den Apotheker als Arzneimittelfachmann, um eine aussagekräftige Aussage bezüglich der Verträglichkeit zu treffen. Eine Analyse der Medikation stellt nach meiner Erfahrung für die Patienten in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe dar“, sagt Apotheker Dr. Holger Isensee von der Pregizer Apotheke in Pforzheim.
Eine Polymedikationsberatung in der Apotheke vor Ort gibt es nicht nur für Hypertonie-Patienten. „Die Krankenkassen haben verstanden, dass viele Komplikationen und sogar Krankenhausaufenthalte durch eine fundierte Analyse vermieden werden können. Deshalb hat jeder Versicherte, der fünf und mehr Medikamente dauerhaft einnimmt, Anspruch auf eine solche Polymedikationsberatung in der Apotheke“, erklärt Dr. Holger Isensee. pm/tok