Spitzwegerich wird empfohlen zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum, verbunden mit trockenem Husten. Gegen Mückenstiche soll die Heilpflanze auch helfen. Foto: Scisetti Alfio/stock.adobe.com

Spitzwegerich, Eukalyptus & Co.: Wie erfolgreich wirken Heilpflanzen und ihre Öle?

Teebaum gegen Fußpilz, Cranberry gegen Blasenentzündung, Spitzwegerich gegen Mückenstiche und Eukalyptus gegen verstopfte Nasennebenhöhlen: Heilpflanzen sollen gegen allerlei Beschwerden wirken. Aber stimmt das auch?

Die aktuelle Ausgabe des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“ stellt gängige Tipps auf den Prüfstand.

Spitzwegerich: Wirksam gegen Stiche, hilfreich im Rachen

So heißt es oft, dass Spitzwegerich gegen Stiche hilft. Drei Blätter abwaschen, zerreißen und mit einem feuchten Taschentuch auf den Stich geben. Und da ist was dran: Spitzwegerich ist ein uraltes Heilkraut und auch vom Bundesgesundheitsamt offiziell anerkannt.

Während die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Einsatz von Spitzwegerich zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum verbunden mit trockenem Husten auch ohne klinische Studien wegen der langjährigen Erfahrung mit der Heilpflanze anerkannt hat, gibt es keine offizielle Empfehlung für den Einsatz auf der Haut. Hierfür gibt es nämlich keine klinischen Daten, aber die entzündungshemmende, antibakterielle Wirkung einzelner Inhaltsstoffe ist bereits aus dem Labor bekannt.

Eukalyptus macht Nebenhöhlen und die Bronchien frei

Nach dem Europäischen Arzneibuch dürfen verschiedene Arten zur Gewinnung des Eukalyptusöls herangezogen werden. Wenn die Nase läuft, ist Eukalyptus beliebt. Auf einem Stofftaschentuch mit ins Bett, als Balsam auf die Brust oder in der Badewanne: Das kann tatsächlich helfen. Denn Eukalyptusblätter enthalten ätherische Öle, die festsitzenden Schleim aus den Bronchien und Nasennebenhöhlen lösen und den Abtransport fördern. Dieses wird bei Husten, Grippe (Influenza), Heiserkeit in Form von Eukalyptus-Bonbons oder mittels Inhalation angewendet. Selbst bei rheumatischen Beschwerden und Muskelschmerzen wird Eukalyptusöl aufgrund seiner entzündungshemmenden und entkrampfenden Wirkung genutzt.

Aber: Es kann Schleimhäute reizen und ist für Babys und Kleinkinder nicht geeignet. Auch Tiere haben Probleme mit der Futterpflanze der australischen Koalas. Für die meisten anderen Tierarten sind die Blätter giftig und nutzlos. Aber: In der Bienenpflege kommt auch Eukalyptusöl zum Einsatz – als Wirkstoff gegen Milbenbefall. Beim Menschen kann Eukalyptusöl in verschiedener Darreichungsform gegen einige Bakterien und Pilze wirken.  

Teebaumöl gegen Akne sowie Fuß- und Nagelpilz

Hilft Teebaumöl gegen Fußpilz? Studien belegen: Teebaumöl wirkt gegen verschiedene Bakterien und Pilze. Es hilft sowohl bei akuter Akne und bei Fuß- und Nagelpilz als auch vorbeugend, kann aber Hautirritationen und Allergien verursachen. In der Alternativmedizin wird es auch zur Therapie von Neurodermitis, Psoriasis vulgaris, in der Wundbehandlung, bei Hühneraugen, diabetischen Gesundheitsschäden, Läuse-, Krätze-, Floh- und Zeckenbefall sowie Dellwarzen verschrieben. Außerdem wird Teebaumöl bei Muskelschmerzen, Rheuma, Raucherhusten und Krampfadern empfohlen.
Auf jeden Fall darf Teebaumöl nur äußerlich angewendet werden! Und keinesfalls für Tiere. Teebaumöl hat eine sehr starke antimikrobielle Wirkung. Im Vergleich zum relativ giftigen Phenol ist das Teebaumöl 11 bis 13 Mal wirksamer und damit viel stärker bakterizid und fungizid als Eukalyptusöl. So ist der Einsatz nicht ganz unproblematisch. Unverdünntes Teebaumöl ist als gesundheitsschädliche Substanz eingestuft. Wird Teebaumöl in zu niedrigen Dosen angewendet, kann es die Widerstandsfähigkeit und Resistenzen von Bakterien gegenüber Antibiotika fördern. Teebaumöl wird als Risikosubstanz für das Auftreten von Kontakt-Dermatitiden gewertet.

Cranberrysaft: Selektive Wirkung bei Blasenproblemen

Und was ist mit Cranberrysaft bei Blasenentzündung? Die enthaltenen Proanthocyanidine sollen verhindern, dass sich Bakterien anheften und Entzündungen verursachen. Eine Übersichtsarbeit über 45 Studien kommt zu dem Schluss, dass Cranberry-Produkte das Risiko tatsächlich um durchschnittlich 30 Prozent verringern können. Aber: Es kommt darauf an, zu welcher Personengruppe man gehört. Eine Metastudie der Cochrane Collaboration von 2023 führt eine gewisse Wirkung nur für junge Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten an. Bei älteren Patienten mit Blasenentleerungsstörung oder schwangeren Frauen habe sich kein Nutzen gezeigt. Kindern und Personen, die an der Blase operiert wurden, hilft es jedoch offenbar gut.   

Cranberrys enthalten starke Antioxidantien. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin erwähnt in ihrer Leitlinie von 2018 Cranberry als traditionelles Heilmittel zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, spricht aber keine Empfehlung aus. In einer Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Urologie werden Cranberryprodukte als Maßnahme zur Vorbeugung gegen Harnwegsinfekte mit unklarer Wirksamkeit erwähnt.  

Immerhin: Extrakte aus Cranberrys zeigen in methodisch limitierten Laborstudien einen hemmenden Effekt auf parodontitisverursachende Bakterien. Außerdem haben getrocknete Cranberrys einen hohen Gehalt an Melatonin, was sich auf den Schlaf-Wach-Rhythmus auswirken kann.    pm/tok