Über 300 Millionen Menschen leben weltweit mit Hepatitis B oder C, einer akute oder chronischen Entzündung der Leber. Auch wenn es mehr Hepatitis-Tote gab, ist die Zahl der Neuinfektionen gesunken. 2022 steckten sich 2,2 Millionen Menschen mit Hepatitis B oder C an. Foto: nerthuz/stock.adobe.com

WHO will Hepatitis bis 2030 eliminieren, aber die Zahl der Todesfälle steigt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) läutet die Alarmglocken: Bis 2030 soll die virale Hepatitis, eine akute oder chronische Entzündung der Leber, eigentlich eliminiert sein. Doch neueste Daten zeigen nun: Die Zahl der globalen Todesfälle steigt. Trotzdem gibt sich die WHO optimistisch: Das Ziel der Eliminierung ist erreichbar – unter einer Voraussetzung.

„Es gibt nur wenige Krankheiten, von deren Beseitigung wir realistischerweise träumen können, aber Hepatitis ist eine davon“, sagte einst Dr. Tedros Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. Hepatitis ist eine Leberentzündung – am häufigsten wird sie durch Viren ausgelöst. Je nach Form – bekannt sind A, B, C, D und E – gibt es unterschiedliche Ursachen, Verläufe, Präventions- und Therapiemöglichkeiten. Die WHO fokussiert sich auf Hepatitis B und C: Sie führen bei mehreren Hundertmillionen Menschen weltweit zu chronischer Erkrankung; sie sind Hauptursache für Leberzirrhose und -krebs, wie Pharma-Fakten.de beschreibt.

Tatsache aber ist: Die Medizin hat über die Zeit große Fortschritte gemacht – darunter sind etwa Impfungen zum Schutz vor Hepatitis B und innovative Medikamente, wodurch die Hepatitis C bei fast allen Betroffenen innerhalb weniger Wochen heilbar ist.

Über 300 Millionen Menschen weltweit mit Hepatitis B oder C

Umso tragischer ist die Meldung der WHO, wonach die Zahl der Menschen, die an diesen beiden Krankheiten weltweit gestorben sind, gestiegen ist: von 1,1 Millionen im Jahr 2019 auf 1,3 Millionen im Jahr 2022 – 3500 Menschen sind es pro Tag. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Gipfels, der vom 9. bis zum 11. April in Lissabon stattfindet, hat die Organisation einen neuen Bericht veröffentlicht: Er fasst Daten aus 187 Ländern weltweit zusammen. Demnach gingen 83 Prozent der Todesfälle auf Hepatitis B und 17 Prozent auf Hepatitis C zurück. Dr. Ghebreyesus bestätigt: „Trotz des weltweiten Fortschritts, Infektionen vorzubeugen, nehmen die Todeszahlen zu, weil zu wenige Menschen mit Hepatitis diagnostiziert und behandelt werden.“ Der Bericht zeigt (Stand: 2022):

  • 254 Millionen Menschen leben weltweit mit Hepatitis B, 50 Millionen mit Hepatitis C.
  • Immerhin ist die Zahl der Neuinfektionen gesunken – auch wenn sie nach wie vor hoch ist: 2022 steckten sich 2,2 Millionen Menschen an, 2019 waren es 2,5 Millionen. 1,2 Millionen Fälle gehen dabei auf das Konto von Hepatitis B, fast 1 Millionen sind der Hepatitis C zuzuordnen.

Laut der WHO zeigen Präventionsmaßnahmen – Stichwort: Impfungen – und die Ausweitung der Hepatitis C-Behandlung Wirkung. Dies habe zu den sinkenden Inzidenzen beigetragen.

Hepatitis: Ziele bislang deutlich verfehlt

Um die Elimination zu erreichen, möchte die WHO unter anderem, dass bis 2030 ganze 80 Prozent der Menschen mit einer chronischen Infektion eine Behandlung erhalten. Die Realität sieht anders aus: Von den Menschen mit einer chronischen Hepatitis B haben bis Ende 2022 nur 13 Prozent weltweit eine Diagnose und circa 3 Prozent eine antivirale Therapie erhalten. Bei Hepatitis C sind es 36 Prozent (Diagnose) und 20 Prozent (Therapie). Das sei besser als noch 2019, so die WHO.

Doch die Krankheitslast ist weltweit sehr unterschiedlich verteilt: Besonders stark sind Bangladesch, China, Äthiopien, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, die Philippinen, die Russische Föderation und Vietnam betroffen. Daher sei es wichtig, dass die Menschen in diesen Regionen bis 2025 umfassenden Zugang zu Präventionsmöglichkeiten, Diagnostik und Behandlung erhalten; auch in Afrika brauche es verstärkte Anstrengungen gegen die Virushepatitis.

Jetzt muss gehandelt werden, um Elimination zu erreichen

Das Ziel der Elimination sei noch immer erreichbar, betont die WHO. Die Voraussetzung: Handeln – und zwar jetzt. Es müssten unter anderem der Zugang zu Testungen und Diagnostik ausgebaut, gleichberechtigte Behandlungsmöglichkeiten implementiert, Präventionsbemühungen und Forschung intensiviert werden. Eine entscheidende Rolle spielt wie so oft auch das Thema Finanzierung: Die Mittel für den Kampf gegen virale Hepatitis reichen sowohl global als auch mit Blick auf die Gesundheitsbudgets einzelner Länder nicht aus, finden die Fachleute.

Wie gesagt: „Es gibt nur wenige Krankheiten, von deren Beseitigung wir realistischerweise träumen können“. Dr. Ghebreyesus ist in Bezug auf Hepatitis überzeugt: „Nachhaltige Finanzierung, unermüdliche Fürsprache und visionäre politische Führung werden für die Verwirklichung dieses Traums von entscheidender Bedeutung sein.“ pharma-fakten