Alzheimer-Diagnosen haben sich in Deutschland seit 2001 fast verdoppelt. In einer Gesellschaft, die immer älter wird, gewinnt die Behandlung dieser Demenz immer mehr an Bedeutung. Foto: Berit Kessler/stock.adobe.com

Welt-Alzheimertag: Noch nicht heilbar – Warnzeichen früh erkennen

In Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen unter einer Demenz. Allein 2021 gab es 440.000 Neuerkrankungen, von denen Alzheimer mit bis zu zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Form darstellt. Noch immer ist keine Heilung möglich. Der Welt-Alzheimertag am 21. September an diese sich langsam hinziehende, Betroffene und Angehörige belastende Krankheit.

1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft an Demenz – davon ungefähr 60 % mit der Diagnose Alzheimer-Krankheit. Die Diagnose Alzheimer wird vor allem Menschen ab 65 Jahren gestellt. Die Diagnosedaten der Krankenhäuser in Deutschland zeigen: Wurden von 2001 bis 2003 rund 35.500 Fälle erfasst waren es von 2016 bis 2018 rund 62.000. In der Corona-Pandemie war die Anzahl der Diagnosen leicht rückläufig. Quelle: Statistisches Bundesamt/Grafik: Statista.com

Alzheimer früh erkennen

Klinisch sind die unterschiedlichen Demenzformen schwer zu unterscheiden. „Fast immer beginnt Alzheimer mit Vergesslichkeit: Es fällt den Betroffenen zunehmend schwer, neue Informationen ins Langzeitgedächtnis zu übertragen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Fließbach, Oberarzt an der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) sowie Forscher am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). „Wenn ich nicht mehr genau weiß, was ich gestern gemacht habe, ist das ein Warnzeichen.“ Auch häufiges Nachfragen, das Verlegen von Gegenständen und das Vergessen von wichtigen Terminen können auf eine beginnende Erkrankung hinweisen.

Mit Alzheimer leben

„Bei Alzheimer stellt eine gesicherte Diagnose häufig eine Erleichterung für die Betroffenen und Angehörigen dar“, weiß Fließbach. „Denn die Symptome führen in vielen Familien zu Konflikten. Wenn klar wird, dass die Person nicht mit Absicht bei Terminen fehlt, sondern eine Erkrankung dahintersteckt, kann das hilfreich sein.“

Für Menschen mit Alzheimer ist es ratsam, das Immunsystem zu stärken, Gleichgewichtsübungen auszuführen und vorsichtig zu sein, um Stürze zu vermeiden. Denn ab einer leichtgradigen Demenz ist der Körper anfällig für andere Infektionen wie beispielsweise eine Blasenentzündung oder für Knochenbrüche, die zu einer stufenartigen Verschlechterung führen. „Bei einer Knochen-OP nehmen auch die Weichteile großen Schaden. Das setzt im Körper eine Entzündungsreaktion in Gang und eine ganze Kaskade an Botenstoffen frei, die zum Beispiel Fieber verursachen. Diese Entzündungsmediatoren können auch das Gehirn befallen und eine entzündliche Mitreaktion hervorrufen. Das nennt man ein Delir. Dadurch verschlimmert sich die Demenz häufig“, erklärt Fließbach.

Patienten-Verfügung früh einrichten

Außerdem ist es ratsam, schon früh Vorkehrungen zu treffen, denn das Gehirn baut kontinuierlich ab. „Eine der wichtigsten Vorbereitungen ist eine Patienten-Verfügung, die man zusammen mit in Frage kommenden, vertrauten Personen erstellen kann“, rät Ritter. „So können Erkrankte sicherstellen, dass die zuständigen Ärzte nach ihrem Willen handeln, auch wenn sie diesen nicht mehr selbst äußern können.“

Prävention – je früher, desto besser

„Die beste Vorbeugung besteht darin, Anzeichen früh zu erkennen und Risikofaktoren zu reduzieren“, so Präventionsexperte Ritter. Bei fast allen Alzheimererkrankungen ist das Alter der größte Risikofaktor. Ende 2021 gab es laut Statistischem Bundesamt in der Altersgruppe von 65-69 Jahren 91.500 Menschen mit Demenz, während es in der Altersgruppe von 80-85 Jahren fast eine halbe Million waren. Weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und hoher Alkoholkonsum kann jeder selbst beeinflussen. „Allgemein gilt: Wer auf eine gesunde Lebensweise achtet, verringert das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Demenz zu erkranken“, so Fließbach.

Studien belegen, dass körperliche Aktivität hilft, Alzheimer vorzubeugen. Am besten ist eine Mischung aus Ausdauertraining und Muskelkraftstärkung, empfiehlt Fließbach. Spazierengehen und der klassische Gang ins Fitnessstudio sind probate Mittel. „Auch Tanzen ist ein wunderbarer Sport, weil er physische Aktivität mit koordinativem Training verbindet.“ Darüber hinaus helfen soziale Kontakte und soziale Einbindung, denn bei Personen, die viel allein sind, nimmt der Abbau des Gehirns schneller zu. „Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen auszutauschen und im gesellschaftlichen Leben involviert zu sein.“ pm