Nudeln ohne Sauce, trockenes Brot und auf keinen Fall grünes Gemüse: Viele Kleinkinder sind beim Essen zeitweise sehr wählerisch. Mit etwas Geduld kann man das ändern. Foto: iDoPixBox/stock.adobe.com
Was tun, wenn Kleinkinder sehr wählerisch beim Essen sind?
Etwa bis zum zweiten Geburtstag sind die meisten Kinder offen für neue Geschmäcker, probieren begeistert bisher unbekannte Lebensmittel und wollen essen wie „die Großen“. Danach beginnt oft eine Phase, in der viele Kinder vorübergehend zu Picky Eaters – wählerischen Essern – werden. Häufig essen sie in dieser Zeit nur wenige ausgewählte Lebensmittel und weigern sich, Neues zu probieren.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal steckt tatsächlich der ungewohnte Geschmack oder die neue Textur der Lebensmittel hinter der Ablehnung. Gründe können aber auch Trotzphasen und alterstypische Autonomiebestrebungen sein.
Gelassen bleiben und Neues ausprobieren
Eltern sind in diesen Phasen oft beunruhigt. Isst mein Kind genug? Bekommt es alle wichtigen Nährstoffe? „In der Regel können die Eltern gelassen bleiben: Lehnt ihr Kind bestimmte Lebensmittel eine Zeit lang ab, isst es sich an anderen satt“, informiert Maria Flothkötter, Ernährungswissenschaftlerin und Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben. „Sie sollten darauf vertrauen, dass Neugierde, Gewöhnung und Freude am Essen bei ihrem Kind langfristig gewinnen.“
Die natürliche Neugierde auf Essen können Eltern zum Beispiel wecken, indem sie Speisen kindgerecht anrichten, neue Zubereitungsarten ausprobieren und dem Kind die Lebensmittel so immer wieder in unterschiedlicher Form anbieten. Gemüse wie Möhren können Eltern zum Beispiel zum Dippen, roh und fein gerieben, gekocht, gebraten, püriert als Suppe oder verarbeitet zu einem Bratling anbieten.
Diese unterschiedlichen Zubereitungsarten ermöglichen Kindern vielfältige sinnliche Erfahrungen, die ihre Geschmacksentwicklung unterstützen. Helfen kann es auch, die Kinder in die Vorbereitung der Mahlzeiten einzubeziehen und die Lebensmittel dabei gemeinsam mit allen Sinnen zu entdecken, sie genau anzusehen, daran zu riechen und mit den Händen zu fühlen.
Wichtig ist bei alldem: Das Kind entscheidet selbst, was es probieren möchte. „Tricks, Überredungskünste oder gar Zwang gehen nicht auf die Bedürfnisse des Kindes ein und sind damit keine Lösung, wenn Speisen abgelehnt werden“, erklärt Maria Flothkötter. Stattdessen sollten Eltern geduldig bleiben. Meistens lohnt es sich und die Phase des Picky Eating endet bald ganz ohne ihr Zutun.
Auf gesunde Lebensmittelauswahl achten
Dabei gilt bei der Lebensmittelauswahl für Kleinkinder dasselbe wie für die ganze Familie: reichlich Pflanzliches und Wasser, mäßig Tierisches und sparsam Fettes und Süßes. Da im Kindesalter entwickelte Ernährungsgewohnheiten prägend für das ganze Leben sind, ist es günstig, schon früh eine Vorliebe für Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreideprodukte zu fördern.
Diesen Prozess können die Eltern in ihrer Rolle als Vorbilder unterstützen. Denn Kleinkinder erlernen viele Verhaltensweise durch Beobachten. Können sie im Alltag erleben, wie ihre Eltern genussvoll essen, sind sie eher dazu bereit, diese Lebensmittel ebenfalls zu probieren und zu essen. Entsprechend wirkt ein günstiges Essverhalten von Gleichaltrigen und anderen wichtigen Bezugspersonen, die mit am Tisch sitzen. Insgesamt zeigen Beobachtungsstudien, dass Kinder, die häufiger im Familienkreis essen, dies mit mehr Genuss tun und weniger wählerisch beim Essen sind.
In diesen Fällen kann der Arzt helfen
Ein Besuch in der kinder- und jugendärztlichen Praxis ist in jedem Fall ratsam, wenn das Kind beim Essen übermäßig wählerisch ist, feste Nahrung verweigert, eine ausgeprägte Unlust am Essen hat oder nie Hunger erkennen lässt. Weitere Gründe sind, wenn es nur bei extremer Ablenkung isst oder sich ständig übergibt oder wenn sich Eltern Sorgen um das Gewicht ihres Kindes machen.
INFO
Gesund ins Leben ist ein Netzwerk von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden zur Förderung der frühkindlichen Gesundheit – von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Das Netzwerk gehört zum Bundeszentrum für Ernährung. Dieses ist in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angesiedelt, im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das Netzwerk Gesund ins Leben ist Teil des Nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“.