„Die Migräne hat mich dazu angespornt, deutlich bewusster zu leben, auf mich aufzupassen“, sagt DJ Lari Luke. Bildrechte/Foto: Wort & Bild Verlagsgruppe – Gesundheitsmeldungen/Annika Fußwinkel

Warum für DJ Lari Luke Migräne wie Techno ist und wie ihr ein Kalender dagegen hilft

Migräne ist Techno – zumindest, wenn es nach Larissa Rieß geht. Ihre Kopfschmerzen, unter denen sie seit Kindestagen leidet, erlebt sie wie „eine sehr aggressive Art von Techno, die stark pulsiert“. Dabei muss man wissen: Die 35-Jährige legt als DJ Lari Luke in Clubs und auf Festivals auf – und liebt Techno.

„Ich verbinde mit der Musik viel Positives, aber da ich gerade auch versuche, die Migräne als etwas Positives zu sehen, passt das ja“, erklärt Rieß, die diesen Sommer durch Deutschland und Österreich tourt, im Interview mit dem Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.

Struktur im Alltag hilft gegen Migräne

Seitdem Rieß weiß, dass sie Migräne hat – und nicht Kopfschmerzen, wie sie lange dachte – hat sie Struktur in ihren Alltag gebracht. Das erlebt sie positiv. „Die Migräne hat mich dazu angespornt, deutlich bewusster zu leben, auf mich aufzupassen. Ich glaube, das ist mein Körper, der sagt: Stopp, das ist zu viel.“

Rieß alias DJ Lari Luke lebt mit ihrer Familie in Heidelberg und ist außerdem Radiomoderatorin, Schauspielerin, Comedian und veröffentlicht ihre eigene Musik. „Ich bin jemand, der vieles gleichzeitig tut, ich mache das gerne. Aber ich glaube, in mir gibt es ein System, das dann sagt: Jetzt leg die Arbeit weg, ruh dich aus, geh mit dem Hund spazieren. Außerdem habe ich mein Essverhalten umgestellt, ich koche gesund und esse immer zu den gleichen Uhrzeiten.“

Auslöser über ein Migräne-Tagebuch finden

Über ein Migräne-Tagebuch kam Rieß den Auslösern ihrer Krankheit auf die Schliche: oftmals sind es Stress oder die Periode. Wenn sie dann spürt, dass die Kopfschmerzen einsetzen, bleibt sie zu Hause und nimmt rechtzeitig Triptane ein, spezielle Schmerzmittel für Migräne, die auch gegen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit wirken.

Vor einem Auftritt als DJ hatte Rieß übrigens noch nie Migräne. „Als Lari Luke bin ich nervös, aber nicht gestresst. Ich spüre eine gesunde Aufregung, ich will raus, das ist schön. Vielleicht ist das der Grund, warum ich da noch nie Migräne hatte.“

Was kann man gegen Migräne tun?

Bei Migräne reagiert das Gehirn besonders sensibel auf Reize von außen, es kann sie schlecht ausblenden oder filtern. Die Veranlagung, eine Migräne zu entwickeln, ist genetisch bedingt, sie wird vererbt. „Man kommt schon mit einem Migräne-Gehirn auf die Welt“, sagt Professorin Dagny Holle-Lee, Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums am Universitätsklinikum Essen (https://www.uk-essen.de/wkz).  

Aber was kann man dagegen tun? Wie viel Schmerzmittel ist zu viel? Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Triptane lindern Migräne, können die Kopfschmerzen aber auch verschlimmern oder neue Attacken auslösen – wenn sie zu häufig eingenommen werden. Es gilt: diese Mittel möglichst an weniger als zehn Tagen im Monat einnehmen. Ein Kopfschmerztagebuch kann dabei hilfreich sein.

Eine weitere wichtige Frage, die sich Betroffene stellen: Abwarten – oder gleich Medikamente nehmen? So früh wie möglich Schmerzmittel nehmen, schreibt die „Apotheken Umschau“ – bei den ersten Anzeichen einer Attacke. Vor allem Triptane wirken am besten, wenn sie frühzeitig eingenommen werden. Zumindest bei einer Migräne ohne Aura. Ansonsten dürfen Medikamente erst eingenommen werden, wenn Seh- oder Gefühlsstörungen abgeklungen sind.

Vorbeugen gegen Attacken

Natürlich möchten Migräne-Patienten wissen, was sie tun können, damit es gar nicht so weit kommt, und was hilft, um akute Attacken zu verhindern. Es gibt Mittel zur Vorbeugung, wie niedrig dosierte Antidepressiva oder Antiepileptika. Auch Betablocker oder Botox kommen zum Einsatz.

Studien zeigen aber auch, dass regelmäßiger, moderater Ausdauersport wie Walken, Joggen oder Radfahren die Häufigkeit der Schmerztage verringern kann, genauso wie Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung.

Spezialisierte Ärzte finden Betroffene unter https://www.dmkg.de/kopfschmerzexperten.

Screenshots von der Migräne-App der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG). Foto: DMKG

DMKG-App: ein kostenloser Kopfschmerzkalender

Um Betroffenen die fachgerechte Dokumentation ihrer Kopfschmerzen zu ermöglichen, hat die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) die DMKG-App jetzt frei verfügbar gemacht. Versionen für Android und iOS (Apple) können über die AppStores heruntergeladen werden.

Kopfschmerzerkrankungen wie Migräne betreffen 10 bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung und können zu erheblicher Beeinträchtigung im Alltag führen. Es gibt inzwischen gute Behandlungsmöglichkeiten. Zur Planung und Verlaufsbeobachtung der Behandlung ist ein Kopfschmerzkalender oft eine große Hilfe, in vielen Fällen sogar notwendig. Die DMKG-App erinnert Betroffene einmal am Tag an den Eintrag.

An Tagen mit Kopfschmerzen wird zusätzlich nach Stärke, Dauer, weiteren Symptomen und der Medikamenteneinnahme gefragt, der Eintrag ist in ein bis zwei Minuten erledigt. Wer genauer dokumentieren möchte, kann noch Angaben zur vorbeugenden Medikation, zur Menstruation und einen freien Kommentar eintragen.

Es gibt übersichtliche Zusammenfassungen zum Anzeigen in der App sowie zum Herunterladen. Diese können zum Beispiel zum Arztgespräch mitgebracht werden.

Mit der Nutzung der DMKG-App unterstützen Betroffene gleichzeitig die Kopfschmerzforschung. Die Daten werden pseudonymisiert an eine wissenschaftliche Datenbank übertragen und von der DMKG für wissenschaftliche Auswertungen genutzt. Zum Beispiel können damit verschiedene Akutmedikamente hinsichtlich ihrer Wirkung verglichen werden. pm/dmkg/tok