Zwar sind Meningokokken-Erkrankungen selten, doch bei etwa zwei Dritteln der Fälle tritt eine Hirnhautentzündung auf, während ein Drittel der Betroffenen eine Blutvergiftung entwickelt. Zwischen ersten Anzeichen der Infektion und dem lebensbedrohlichen Zustand liegen nur wenige Stunden. Foto: Kadmy/stock.adobe.com

Unsichtbare Gefahr für Babys: Wie Meningokokken in Stunden Leben zerstören – und wie Impfungen schützen

Meningokokken-Infektionen können eine ernsthafte Bedrohung für Säuglinge und Kleinkinder sein, da ihr Immunsystem noch in der Entwicklung ist. Diese Erkrankungen treten zwar selten auf, können jedoch innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden und schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Einer von zehn Erkrankten stirbt an den Folgen der Infektion.

Symptome wie bei einer Grippe – nur die Folgen sind schlimmer

Die möglichen Symptome einer Meningokokken-Infektion sind unterschiedlich und oft grippeähnlich, sodass eine schnelle Diagnose häufig nicht möglich ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aus diesem Grund frühzeitige Schutzimpfungen, die einen Schutz vor Meningokokken-Erkrankungen bieten können. Im Rahmen der Welt-Impfwoche vom 24. bis 30. April, die von der World Health Organization (WHO) ins Leben gerufen wurde, sollen Eltern über die Bedeutung von Impfungen und Schutzmöglichkeiten informiert werden. 2024 wurden 344 Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland gemeldet und somit fast jeden Tag ein neuer Fall – das ist die höchste Rate der vergangenen zehn Jahre.

Mit nur zwei Monaten erkrankte der kleine Tobias an Meningokokken. Weil die Symptome zunächst uneindeutig waren, verschlimmerte sich sein Zustand, sodass sein Leben akut bedroht war. Zwischen ersten Anzeichen und dem lebensbedrohlichen Zustand lagen nur ein paar Stunden. Tagelang bangten die Eltern um sein Leben. Heute ist Tobias ein glückliches und aufgewecktes Kind, aber die Erkrankung hat trotzdem Spuren hinterlassen: Er verlor einen Unterschenkel und die Endglieder seiner Finger.

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Fatale Folgen und lebenslange Schäden

Zwar sind Meningokokken-Erkrankungen selten, doch bei etwa zwei Dritteln der Fälle tritt eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auf, während ein Drittel der Betroffenen eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickelt. Es ist auch möglich, dass beide Erkrankungsformen gleichzeitig auftreten. Es können langfristige Konsequenzen aus der Infektion resultieren. Eine Meningitis kann bei Babys und Kleinkindern zum Beispiel zu Entwicklungsstörungen oder Taubheit führen.

Wie auch der Fall von Tobias zeigt, kann ein septischer Verlauf den Verlust von Gliedmaßen und ausgeprägte Vernarbungen zur Folge haben. Trotz intensivmedizinischer Behandlung verstirbt in Deutschland etwa jede zehnte erkrankte Person an den Folgen einer Meningokokken-Erkrankung.

Unklare Erkrankungszeichen erschweren schnelle Diagnose

Meningokokken-Bakterien können sich unbemerkt im Nasen-Rachen-Raum ansiedeln und über die Luft beim Niesen, Husten und Küssen übertragen werden. Etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland tragen Meningokokken-Bakterien ohne nachweisbare Symptome auf ihrer Schleimhaut und können diese Bakterien übertragen. Bei einer Erkrankung hängt das Schicksal der Patienten von schnellem Handeln ab, doch genau darin besteht die Herausforderung: Die ersten Symptome ähneln häufig einer Grippe.

Tobias‘ Zustand verschlechterte sich rasant, die ersten Untersuchungen führten zunächst zu keinen Erkenntnissen. Durch das schnelle Fortschreiten der Krankheit fiel er ins Koma und erlitt einen septischen Schock mit Nierenversagen. Qualvolle Stunden standen Tobias‘ Eltern bevor, die zu dem Zeitpunkt nur noch abwarten konnten, ob ihr kleiner Sohn die schwere Erkrankung überleben würde.

Für die Eltern von Tobias brach eine Welt zusammen: „Wir sahen unser Kind, sediert und geschwollen, und konnten kaum glauben, dass wir noch vor einem Tag unser fröhliches und gesundes Baby in den Armen gehalten hatten. Und innerhalb von nur 24 Stunden lag unser kleiner Junge in einem Krankenhausbett. Wir konnten nicht verstehen, was da gerade passiert.“ Nach 72 Stunden kam die Erlösung: Tobias hat den Kampf gewonnen, doch die Folgen begleiten ihn lebenslang.

Standardimpfungen können vor Erkrankung schützen

Tobias‘ Geschichte macht deutlich, wie wichtig Präventionsmaßnahmen sind. Anfang 2024 hat die STIKO ihre Empfehlungen erweitert: Neben der Impfung gegen Meningokokken C wird auch die Meningokokken-B-Impfung standardmäßig für Babys und Kleinkinder empfohlen und von allen Krankenkassen erstattet.

Die Impfungen sollten frühestmöglich erfolgen. Eine Nachholimpfung gegen Meningokokken B wird bis zum 5. Geburtstag empfohlen, die Nachholimpfung gegen Meningokokken C sogar bis zum 18. Geburtstag, ebenfalls voll erstattet durch die Krankenkassen. Eltern sollten sich daher ärztlich zu den Meningokokken-Impfungen beraten lassen.

Weitere Informationen unter: www.meningitis-bewegt.de.    pm