Steigende Fallzahlen unterstreichen die Bedeutung der frühen Immunisierung gegen Meningokokken. Im Jahr 2024 wurden 342 gemeldete Meningokokken-Fälle registriert, die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren. Foto: soul kitchen/stock.adobe.com

Unbürokratischer Zugang zu Meningokokken-B-Impfung gefordert: Hohe Infektionszahlen und Todesfallrate

Impfen muss in Deutschland einfacher möglich sein. Zu oft dauert es zu lange, bis wichtige Impfungen flächendeckend zur Verfügung stehen. Der Meningokokken-Fall eines zweijährigen Kindes im Alb-Donau-Kreis gegen Ende Januar 2025 bringtn das Thema erneut auf die Agenda. Das Kind erlitt nach der Infektion mit Meningokokken eine schwere Hirnhautentzündung. Im gleichen Monat vor einem Jahr hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) die für Säuglinge und Kleinkinder wichtige Impfung gegen Meningokokken B empfohlen.

Eine invasive Meningokokken-Erkrankung (IME) kann bei Säuglingen und Kleinkindern innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome zum Tod führen. In etlichen europäischen Ländern ist eine Impfung gegen Meningokokken B (Men B) schon länger fest im nationalen Impfprogramm verankert. 

Vereinbarungen mit Kassenärztlichen Vereinigungen von Verzug

Seit Mai 2024 ist diese zwar eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen: Allerdings mussten Eltern zunächst in fast allen Bundesländern in Vorleistung gehen, weil die Impfung bisher nicht Bestandteil der regionalen Impfvereinbarung der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) war. Aktuell gibt es regionale Impfvereinbarungen in Baden-Württemberg (teilweise), Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, jedoch sind 12 von 17 KV-Regionen noch ausstehend.

Pharma Deutschland fordert schnellere Lösungen für die fehlenden Impfvereinbarungen, wie beispielsweise eine automatische Übertragung neuer, bereits geltender Beschlüsse zur Schutzimpfungs-Richtlinie in alle bundesweiten Impfvereinbarungen. Dies würde nicht nur Chancengleichheit für Menschen aus unteren Einkommensgruppen bedeuten, sondern vor allem die Kinder schützen. In Sachsen-Anhalt ist ein solcher Automatismus in der Impfvereinbarung enthalten. Dort konnte eine höhere Impfrate nachgewiesen werden.

Das sagen Ärzte

Säuglinge und Kleinkinder sind aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems besonders anfällig für Infektionen. Der Inzidenzgipfel für Men B liegt in den ersten Lebensmonaten. „Wir sollten mit der Impfung nicht warten, bis die Men-B-Impfung in der Schutzimpfungs-Richtlinie verankert ist. Das würde wertvolle Zeit verschwenden“, appelliert Kinder- und Jugendarzt Dr. Christof Metzler, Langenargen. „Wer selbst einmal einen Fall in seiner Praxis miterlebt hat, der vergisst ihn nicht.“

Dass auch die Infektionen durch Meningokokken (Men) nachpandemisch wieder zunehmen, kann die Kinder- und Jugendärztin Dr. Franziska Schaaff aus dem fränkischen Eckental beobachten. Die Bakterien können schwere Krankheiten auslösen, der Verlauf ist oft außerordentlich schnell, die Todesrate sehr hoch: „Jedes 10. Kind stirbt, jedes 5. erleidet erhebliche Behinderungen: Die Meningokokken-Infektion ist selten, aber extrem gefährlich“, so Dr. Schaaff.

Woran erkennt man eine Meningokokken-Infektion?

Eine Meningokokken-Infektion kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Fieber: Plötzliches hohes Fieber ist oft eines der ersten Symptome.
  • Kopfschmerzen: Starke Kopfschmerzen, die nicht nachlassen, können auftreten.
  • Nackensteifigkeit: Eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Schwierigkeiten, den Kopf zu bewegen, sind häufig.
  • Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können ebenfalls auftreten.
  • Hautausschlag: Ein petechialer Ausschlag, der nicht verblasst, wenn man darauf drückt, kann ein wichtiges Zeichen sein.
  • Verwirrtheit oder Bewusstseinsveränderungen: In schweren Fällen kann es zu Verwirrtheit oder sogar Bewusstseinsverlust kommen.

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Finanzielle und bürokratische Hürden abbauen

„Zum Schutz vor Infektionskrankheiten ist es von besonderer Bedeutung, dass alle Menschen gleichsam einen leichten Zugang zu Impfungen erhalten. Es gilt daher, finanzielle und bürokratische Hürden abzubauen, so dass Eltern nicht in finanzielle Vorleistung gehen müssen, um ihre Kinder zu schützen“, so Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland.

Hohe Todesfallrate bei Erkrankung durch Meningokokken

Steigende Fallzahlen unterstreichen die Bedeutung der frühen Immunisierung gegen Meningokokken. Im Jahr 2024 wurden 342 gemeldete Meningokokken-Fälle registriert, die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren. Eine invasive Meningokokken-Erkrankung ist zwar selten, kann aber sehr schwer verlaufen. Die Todesfallrate ist hoch: In Deutschland versterben etwa 10 Prozent der Erkrankten trotz intensivmedizinischer Versorgung. Eine Infektion kann zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Impfungen spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention von Infektionskrankheiten und tragen wesentlich zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit bei. Pharma Deutschland spricht sich für eine frühzeitige Impfung und einen diskriminierungsfreien Zugang zu Impfungen aus, um schwere Krankheitsverläufe und tragische Todesfälle zu vermeiden.   pm/tok

Info

Der Pharma Deutschland e.V. ist der mitgliederstärkste Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland etwa  80.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die in Pharma Deutschland e.V. organisierten Unternehmen stellen fast 80 Prozent der in Apotheken verkauften rezeptfreien und fast zwei Drittel der rezeptpflichtigen Arzneimittel sowie einen Großteil der stofflichen Medizinprodukte für die Patienten bereit. Mehr Infos unter www.pharmadeutschland.de 

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