
Zecken können Viren übertragen, die schwere Erkrankungen wie FSME und Borreliose auslösen können. Nur vor FSME kann man sich wirkungsvoll schützen - mit einer einfachen, sicheren und wirkungsvollen Impfung. Foto: Steffen Kögler/stock.adobe.com
Tödliche Zeckenstiche: Durch FSME und Borreliose starben 19 Menschen in Deutschland
Steigende Temperaturen locken die Menschen ins Freie, führen aber auch zur erhöhten Aktivität von Zecken. Und so ein Zeckenstich kann tödlich enden. Bedeutende durch Zecken übertragene Infektionskrankheiten sind in Deutschland die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose – 2023 starben in Deutschland 19 Menschen daran.
FSME-Impfschutz hätte Klinikaufenthalte vermeiden können
Dabei hätte es wohl weniger Todesfälle geben können, wenn alle Betroffenen einen kompletten FSME-Impfschutz gehabt hätten. Besonders die die Frühsommer-Meningoenzephalitis steht im öffentlichen Fokus, da es gegen die Erkrankung eine wirksame Impfung gibt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden rund 600 Patienten im Jahr 2023 hierzulande wegen einer FSME im Krankenhaus behandelt. 9 Menschen starben aufgrund der Erkrankung.
Die Zahl der stationären FSME-Behandlungen ist binnen 20 Jahren tendenziell etwas gestiegen, wobei die jährliche Schwankung hoch ist. Der Höchstwert der vergangenen 20 Jahre lag im Corona-Jahr 2020, als knapp 900 Patienten mit der Hauptdiagnose FSME im Krankenhaus behandelt wurden.
Besonders gefährdet sind Personen, die sich in einem FSME-Risikogebiet und häufig in der freien Natur aufhalten. Schutz gegen eine FSME-Erkrankung bietet laut Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) die Vermeidung von Zeckenstichen sowie die Impfung gegen FSME.

Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute durch Viren
Bei einer FSME wird eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute durch Viren hervorgerufen. Die Erreger kommen in vielen Ländern Europas, in Russland und Asien vor. Das FSME-Virus vermehrt sich hauptsächlich in kleinen Nagetieren wie Mäusen. Über infizierte Zecken wird es dann auf den Menschen übertragen. FSME-Erkrankungen werden meistens im Frühjahr und im Sommer bis in den Herbst beobachtet, durch den Klimawandel begünstigt nun auch vereinzelt im Winter. Durch einen Zeckenstich können die Viren in die Blutbahn des Menschen gelangen. Nicht jeder Stich einer Zecke führt jedoch zu einer FSME-Infektion.
„Krankheitszeichen einer FSME-Erkrankung treten typischerweise in zwei Phasen auf. Die Mehrheit der Infizierten (70 % bis 95 %) bleibt jedoch beschwerdefrei oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus“, erklärt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) auf seiner Webseite infektionsschutz.de. Aber etwa 1 % der Erkrankten stirbt an der Erkrankung.
Anfangs harmlose Symptome können schwerste Folgen haben
Zunächst zeigen sich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl, so das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Oft sei zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden würden als Erkältung fehlgedeutet. „Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden“, so das BIÖG. Bei einem Teil der Erkrankten komme es nach einer symptomfreien Zeit von bis zu einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis). Krankheitszeichen seien erneutes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Ausfälle des Nervensystems. Und, so das BIÖG: „Schwere Verläufe können zum Beispiel mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit einhergehen.“
Als Folgeschäden könnten zum Beispiel Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen noch mehrere Monate anhalten. „Eine folgenlose Heilung ist auch spät noch möglich. Es kann jedoch auch zu bleibenden Schäden kommen“, so das BIÖG.

Bislang gibt es keine Impfung gegen Borreliose
Die Borreliose wird durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen. Knapp 5400 Patienten wurden 2023 wegen Borreliose im Krankenhaus behandelt. 10 Menschen starben aufgrund der Erkrankung. Die Zahl der Borreliose-Behandlungen ist binnen 20 Jahren etwas gesunken. 2003 waren es knapp 7600.Schutz gegen die Krankheit bietet die Vermeidung von Zeckenstichen, eine Impfung steht bisher nicht zur Verfügung.
Verursacht wird die Borreliose durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die überall in Deutschland durch Zecken übertragen werden können. Von Juni bis August trete, so das BIÖG, die Borreliose gehäuft auf. In Deutschland sei je nach Region bis zu einem Drittel der Zecken mit Borrelien befallen.
„Nicht jeder Stich einer befallenen Zecke führt jedoch zur Ansteckung. Das Infektionsrisiko ist zudem geringer, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird, und steigt nach längerem Saugen der Zecke von mehr als zwölf Stunden an. Nur etwa einer von 100 Zeckenstichen führt in Deutschland dazu, dass die gestochene Person an einer Borreliose erkrankt“, erklärt das BIÖG auf infektionsschutz.de. Die Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.

Borreliose kann Haut, Nervensystem, Gelenke oder das Herz betreffen
Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Die Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist nicht immer sofort an typischen Beschwerden und speziellen Symptomen zu erkennen und kann unterschiedlich schwer verlaufen. Sie betrifft überwiegend die Haut, aber auch das Nervensystem, die Gelenke und das Herz können betroffen sein.
„Ein typisches Zeichen, das bei etwa 90 % der Fälle auftritt, ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Dabei handelt es sich um eine mindestens 5 cm große ringförmige Hautrötung, die üblicherweise in der Mitte blasser ist als am Rand und sich über Tage langsam nach außen verbreitet. Die Wanderröte entwickelt sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich im Bereich der Einstichstelle. Sie kann aber auch an anderen Körperstellen, wie Beinen, Kopf oder Hals, auftreten“, klärt das BIÖG auf.
Fieber, Lymphknotenschwellungen, Muskel- und Gelenkschmerzen seien im weiteren Verlauf der Erkrankung zusätzlich möglich.
Wesentlich seltener und überwiegend bei Kindern komme es zu knötchenartigen oder blauroten Schwellungen der Haut. Diese Hautveränderungen finden sich vor allem am Ohr, an den Brustwarzen oder im Genitalbereich. In Einzelfällen könne es, so infektionsschutz.de, zu einer chronischen Entzündung der Haut (Acrodermatitis chronica atrophicans) kommen. Dabei verändere sich die Haut an den Innenseiten von Armen, Beinen, Fingern oder Zehen und wird im Verlauf papierdünn und bläulich.
Neuroborreliose tritt bei 3 von 100 Erkrankten auf
Bei etwa bei 3 von 100 Erkrankten befallen Borrelien das Nervensystem. Beschwerden einer Neuroborreliose beginnen, so das BIGÖ, meist wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich. „Typisch sind brennende Nervenschmerzen, die sich vor allem nachts verschlimmern. Oft gehen damit ein- oder beidseitige Gesichtslähmungen einher. Auch entzündliche Nervenreizungen sind möglich, die zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen und in seltenen Fällen zu Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder der Beine führen“, so infektionsschutz.de.
Bei Kindern äußere sich die Neuroborreliose häufiger in Form einer nichteitrigen Hirnhautentzündung, die mit starken Kopfschmerzen oder plötzlichen Gesichtslähmungen einhergehen kann. Sehr selten könne sich auch über Monate bis Jahre eine späte Neuroborreliose entwickeln.
Gelenkentzündungen bei 5 von 100 Erkrankten
Bei etwa 5 von 100 Erkrankten treten Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis) auf. „Sie betreffen am häufigsten die Kniegelenke, seltener Sprung- oder Ellenbogengelenke und verlaufen in der Regel schubweise und wiederkehrend“, so das BIGÖ.
Sehr selten könne im Verlauf der Erkrankung auch das Herz betroffen sein, wobei es zu Entzündungen oder Rhythmusstörungen des Herzens komme. pm/tok