Juckreiz in Folge von Psoriasis (Schuppenflechte) führt zu einer signifikanten Belastung und psychologischen Morbidität. Foto: RFBSIP7stock.adobe.com

Stress, Psoriasis, Juckreiz – ein Teufelskreis mit Folgen für die Psyche

Eine Querschnittsstudie in Hamburg mit 107 Psoriasis-Patienten zeigte, dass Juckreiz zu einer signifikanten Belastung und psychologischen Morbidität führt. Dies ist besonders ausgeprägt bei Patienten ohne anogenitale Beteiligung.

Behandlungsvorteile der Psoriasis-Therapie werden durch Juckreiz deutlich geschmälert. Das Symptom sollte demnach für die Therapieentscheidung berücksichtigt werden, um psychischen Begleiterkrankungen vorzubeugen.

Stress spielt eine wichtige Rolle beim Beginn und der Exazerbation von Psoriasis (Schuppenflechte). Dahinter stehen eine Überaktivierung der HPA-Achse, benannt nach Hypothalamus, der Hypophyse (engl. pituitary gland) und der Nebennierenrinde (engl. adrenal gland), und eine verstärkte Freisetzung von pro-inflammatorischen Zytokinen. Die inflammatorischen Prozesse der Haut wiederum können aufgrund eines unschönen Hautbildes aber auch wegen Stigmatisierung zu Ängsten und depressiven Symptomen führen.

Zusätzliche Risikofaktoren für psychische Begleiterkrankungen stellen Juckreiz und betroffene, intime Hautstellen (anogenital) dar, die nicht nur Folge der Psoriasis sein, sondern zusätzlich als weitere Stressoren verstärkend auf die Psoriasis einwirken können.

Stress, Psoriasis, Juckreiz – ein folgenschwerer Dreiklang

Ziele der vorliegenden Studie waren, die Effekte von Juckreiz-Intensität und anogenitaler Psoriasis auf die Krankheitsbelastung und psychische Begleiterkrankungen zu ermitteln, sowie Faktoren zu identifizieren, die mit klinisch signifikanter Depression, Ängsten und Problemen aufgrund auffällig erkrankter Haut (Dysmorphie) assoziiert sind.

Die Querschnitts-Studie wurde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt. Der Krankheitsschweregrad wurde mit Hilfe des PASI-Scores eingeschätzt. Die Patienten gaben zudem die Stärke eines eventuellen Juckreizes an. Weitere Patienten-berichtete Aspekte umfassten die dermatologische Lebensqualität, die Lebensqualität in Bezug zu Juckreiz, Behandlungsvorteile, wahrgenommene Stigmatisierung und Beziehung und Sexualität. Psychische Erkrankungen oder Symptome wurden mit Hilfe weiterer spezialisierter Fragebögen erfasst.

Welche Rolle spielt Juckreiz für die Psyche?

Insgesamt nahmen 107 Patienten mit Psoriasis im durchschnittlichen Alter von 46,3 Jahren an der Studie teil. 53,3 % der Teilnehmer waren Männer. 64 Patienten litten nicht oder nur an mildem Juckreiz, 43 Patienten berichteten mittelschweren bis schweren Juckreiz. Bei 31 Teilnehmern waren anogenitale Hautstellen von der Psoriasis betroffen, 76 Patienten berichteten hingegen keine solchen Symptome.

Patienten mit mittelschwerem oder schwerem Juckreiz berichteten stärkere Beeinträchtigung der Lebensqualität, waren häufiger durch depressive Symptome und Ängste sowie durch dysmorphische Sorgen betroffen. Sie sahen zudem geringere Behandlungsvorteile als Patienten ohne oder mit mildem Juckreiz. Mittelschwerer oder schwerer Juckreiz spielte dabei eine wesentliche Rolle für Depression und Stigmatisierung bei den Patienten, die nicht im anogenitalen Bereich betroffen waren.

Für Patienten mit anogenitaler Beteiligung spielte die Juckreiz-Stärke hingegen eine weniger prominente Rolle. Die Studie ermittelte zudem, dass als geringer wahrgenommene Behandlungsvorteile mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für klinisch signifikante Depression oder Ängste einhergingen.

Starker Juckreiz wesentlich für Depression

Juckreiz führt demnach zu einer signifikanten Belastung und psychologischen Morbidität. Dies ist besonders ausgeprägt bei Patienten ohne anogenitale Beteiligung. Mit dem Juckreiz geht auch eine geringere Einschätzung von Behandlungsvorteilen in der Psoriasis-Therapie einher. Symptome wie Juckreiz sollten demnach stärker in die Therapieentscheidung einbezogen werden, um psychischen Begleiterkrankungen vorzubeugen.     DGP/HealthCom