Die Forschung zeigt, dass Laxanzien (Abführmittel) keine toxischen Effekte haben oder krebserregend wirken. Eher schon ist es gesund, dem verstopften Darm gelegentlich bei der Entleerung etwas nachzuhelfen. Die tägliche oder langfristige Anwendung sollte jedoch mit einem Arzt besprochen werden. Foto: methaphum/stock.adobe.com
Schädigen Abführmittel den Darm? Verstopfungsmythen im Check
Verstopfung ist unangenehm. Das hat fast jeder schon einmal erlebt. Was wäre also leichter als der Griff zu einem Abführmittel. Oder sollte man diese besser nicht nehmen, wegen möglicher Risiken? Und wenn doch, welches? Oder wirken sowieso alle gleich? Fakt ist: Um den Einsatz von Laxanzien (Abführmittel) ranken sich eine Fülle von Mythen.
Was bleibt dabei nach nüchterner Prüfung noch an Fakten übrig?
Mythos 1: Alle Laxanzien wirken gleich
Es gibt verschiedene Arten von Abführmitteln mit unterschiedlichen Wirkprinzipien. Osmotische Laxanzien wie Macrogol binden Wasser im Darm. Dadurch wird der Stuhl weicher, das Volumen des Stuhls nimmt zu und die Darmpassage wird erleichtert. Stimulierende Laxanzien wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat regen die Darmmuskulatur direkt an und fördern so die Darmbewegung. Quellmittel wie Flohsamen binden ebenfalls Wasser im Darm und vergrößern das Stuhlvolumen, wodurch die Darmtätigkeit mechanisch angeregt wird.
Stuhlweichmacher sorgen für einen gleitfähigen Stuhl, wodurch die Ausscheidung ebenfalls leichter fällt. Es ist wichtig, das richtige Mittel je nach Situation auszuwählen.
Mythos 2: Natürliche Abführmittel sind sicherer als synthetische Laxanzien
Stimmt nicht. Auch Laxanzien mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Sennesblättern oder Hausmittel wie Aloe oder Rizinusöl sollten nie übermäßig oder unsachgemäß verwendet werden, da auch bei ihnen Nebenwirkungen wie zum Beispiel Bauchkrämpfe, Durchfall, oder Übelkeit auftreten können.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Abführmitteln ist unabhängig von ihrem Ursprung und muss in klinischen Studien bestätigt werden. Ein Vorteil von zugelassenen Arzneimitteln besteht darin, dass sie eine genau definierte Wirkstoffmenge enthalten und in Studien umfassend geprüft wurden.
Mythos 3: Wer langfristig Laxanzien einnimmt reinigt den Körper von Giftstoffen
Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Abführmittel den Körper von Giftstoffen reinigen. Das wäre auch überraschend, denn unser Körper entgiftet hauptsächlich über die Leber und die Nieren. Abführmittel fördern lediglich die Entleerung des Darms, haben aber keine reinigende Wirkung auf das Blut oder andere Organe.
Mythos 4: Ein gutes Abführmittel muss sofort wirken
Nein! Die Wirkung von Laxanzien variiert je nach Art. Stimulierende Abführmittel wie Bisacodyl oder Natriumpicosulfat zeigen meist innerhalb von Stunden oder am nächsten Morgen ihren erleichternden Effekt. Wenn es einmal schnell gehen soll, sind DulcoLax® Zäpfchen (mit Bisacodyl) eine gute Wahl, die schon nach etwa 15 bis 30 Minuten wirken. Osmotische Laxanzien (zum Beispiel Macrogol, Lactulose) benötigen hingegen meist zwischen 24 und 72 Stunden, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Mythos 5: Gewöhnt sich der Darm an Abführmittel und wird man davon abhängig?
Diese Befürchtung ist unbegründet. Studien zeigen, dass selbst eine regelmäßige Einnahme von Abführmitteln wie zum Beispiel Bisacodyl kein Risiko darstellt: Untersuchungen haben belegt, dass der Wirkstoff und seine Abbauprodukte nicht ins Gehirn übergehen und damit auch nicht abhängig machen können. Daher kann man sie problemlos absetzen, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Ebenfalls zeigte sich bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keine Dosissteigerung, keine Elektrolytverluste und kein Wirkverlust bei einer langfristigen (mehr als 28 Tage) Einnahme, was ein typisches Anzeichen für einen Gewöhnungseffekt wäre.
Viele Menschen haben chronische Verstopfung, worunter ihre Lebensqualität stark leidet. Hier sollte die Behandlung nach ärztlicher Rücksprache auch über einen längeren Zeitraum erfolgen, um die Verstopfung nachhaltig zu behandeln.
Mythos 6: Laxanzien schädigen den Darm
Hartnäckig halten sich die Bedenken, dass der regelmäßige Einsatz von stimulierenden Abführmitteln zu Veränderungen im Darm führen könnte, insbesondere im enterischen Nervensystem (ENS) und der glatten Darmmuskulatur. Eine neue Studie, für die 43 relevante Veröffentlichungen ausgewertet wurden, zeigt jetzt, dass es keine Beweise dafür gibt, dass Abführmittel den Darm schädigen.
Und das sagt der Experte Prof. Ahmed Madisch, Gastroenterologe aus Frankfurt dazu: „Eine wichtige Erkenntnis aus der Übersichtsarbeit ist, dass viele der gängigen Mythen über Abführmittel widerlegt werden konnten. So gibt es keine Hinweise darauf, dass die langfristige Einnahme den Darm schädigt. Ebenso wurde kein negativer Einfluss auf die Darmmotilität [=Bewegungsfähigkeit des Darms] festgestellt. Die Forschung zeigt auch, dass Laxanzien keine toxischen Effekte haben oder krebserregend wirken. Im Gegenteil, es gibt Hinweise in der Literatur, dass eine unbehandelte Obstipation [=Verstopfung] das Risiko für die Entstehung von Dickdarmkrebs sogar erhöhen könnte.“
Wegen diverser Bedenken auf Abführmittel verzichten?
Wegen unbegründeter Mythen und Bedenken auf ein wirksames Abführmittel verzichten und leiden? Lieber nicht. Wer sich unangenehm verstopft fühlt, kann durch Einnahme eines Laxans mit einem bewährten Wirkstoff wie Bisacodyl ode rNatriumpicosulfat nach etwa 15 bis 30 Minuten (zum Beispiel Dulcolax® Zäpfchen), gut planbar am nächsten Morgen (nach etwa 6 bis 12 Stunden, zum Beispiel Dulcolax® Dragées) oder nach 24 bis 48 Stunden (zum Beispiel DulcoSoft®) für Erleichterung sorgen. Für beide Wirkstoffe wurde in hochwertigen Studien bewiesen, dass sie die Symptome von Verstopfung nachweislich lindern und so die Lebensqualität Betroffener verbessern. Und das alles ohne das Risiko einer Abhängigkeit oder Darmschädigung.
Wie bei anderen Medikamenten und Hausmitteln auch, sollten Abführmittel nicht ohne ärztliche Abklärung der Verstopfungsursache täglich oder über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. pm