Der Botenstoffhaushalt im Gehirn gerät in den sonnenarmen Herbst- und Wintertagen leicht in Schieflage. Mehr Melatonin macht schläfrig und gleichzeitig wird die Produktion des Glückshormons Serotonin gedrosselt. Foto: MP Studio/stock.adobe.com

Saisonal abhängige Depression: Wie die dunkle Jahreszeit psychisch krank macht

In den Herbst- und Wintermonaten haben Erkältungskrankheiten und Grippe Hochsaison. Aber die dunkle Jahreszeit kann sich auch auf die Psyche auswirken. Kurzfristige Stimmungstiefs, umgangssprachlich auch Winterblues genannt, sind mögliche Folgen. Doch es kann auch schlimmer und belastender kommen.

Während der kurzzeitige Winterblues im medizinischen Sinne keine Krankheit darstellt und in der Regel nicht behandlungsbedürftig ist, können manche Menschen daraus aber auch eine so genannte saisonal abhängige Depression (SAD) entwickeln. Diese Form der Depression tritt wiederholt zu einer bestimmten Zeit im Jahr auf, häufig in den Herbst- oder Wintermonaten.

Wie äußert sich die saisonal abhängige Depression, was sind die Gründe und wann sollte sie behandelt werden?

Mehrere Auslöser kommen zusammen

„Viele Anzeichen, die auf eine saisonal abhängige Depression hindeuten können, sind auch Symptome einer klassischen Depression. Dazu gehören Müdigkeit, Traurigkeit, Verzweiflung, Angstzustände, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit, sozialer Rückzug und Antriebslosigkeit“, erklärt Dr. med. Hannes Horter, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Weserbergland und der Oberberg Tagesklinik Hannover.

„Die SAD kann sich zudem durch atypische Symptome wie ein vermehrtes Schlafbedürfnis, Heißhunger-Attacken auf Kohlenhydrate und Gewichtszunahme bemerkbar machen, während die klassische Depression eher mit Schlafstörungen und Appetitverlust einhergeht.“ Die Gründe für die Entstehung einer SAD sind oft multifaktoriell, sie haben also mehrere Auslöser.

Neben einer genetischen Veranlagung, wie man zum Beispiel mit Stress umgeht, spielt der Botenstoffhaushalt im Gehirn eine Rolle. Dieser gerät in den sonnenarmen Herbst- und Wintertagen leicht in Schieflage. „Fehlendes Tageslicht führt dazu, dass der Körper mehr Melatonin ausschüttet, was den Körper auf den Schlaf vorbereitet und müde macht. Gleichzeitig wird die Produktion des Glückshormons Serotonin gedrosselt“, erklärt Dr. Horter. „Dadurch haben viele Menschen im Winter ein erhöhtes Schlafbedürfnis.“

Tagsüber ins Freie gehen

Gerade im Winter ist es daher besonders wichtig, den Tag für Aufenthalte und Bewegung im Freien zu nutzen, so dass die Serotonin-Produktion angeregt und der Hormonhaushalt in Balance gehalten wird. Soziale Kontakte tragen ebenfalls zum psychischen Wohlbefinden bei und können helfen, Stimmungstiefs zu überwinden oder einer SAD vorzubeugen. Auch Tageslichtlampen oder spezielle Lichttherapiegeräte können helfen. Leidet jemand allerdings schon unter einer SAD, reichen diese Maßnahmen oft nicht aus und es ist ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Die Oberberg Fachklinik Weserbergland bietet mehrfach im Jahr ein stationäres dreiwöchiges Kompaktprogramm zur Behandlung von Depression an. Nach der stationären Phase folgt eine Anschlussbehandlung mit drei (telemedizinischen) Einheiten, verteilt über einen Zeitraum von sechs Wochen. Während eine klassische Therapie in der Regel vier bis acht Wochen in Anspruch nimmt, profitieren Betroffene bei dem Kompaktprogramm von einer verhältnismäßig kurzen Dauer der stationären Behandlung. Dies macht es ihnen oft leichter, die Therapie in ihr Leben zu integrieren und die Hürde, Hilfe anzunehmen, ist weniger hoch.    pm

Mehr zur saisonal abhängigen Depression (SAD):

https://www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/saisonale-abhaengige-depressionen

Über die Oberberg Gruppe

Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland.