Nahezu jedes Kind macht bis zu seinem zweiten Geburtstag mindestens eine RSV-Infektion durch – manchmal mit schweren Folgen und längeren Krankenhausaufenthalten. Kinderärzte raten zur maternalen RSV-Impfung in der Schwangerschaft, um Neugeborenen durch den Nestschutz-Effekt einen sechsmonatigen RSV-Schutz zu geben. Foto: Sukjai Photo/stock.adobe.com
RSV-Fallzahlen erreichen Höchststand – Virusschutz fürs Baby durch Impfung der schwangeren Mutter
Die RSV-Infektionswelle in Deutschland erreichte Ende Januar mit knapp 4500 gemeldeten Fällen pro Woche ihren aktuellen Höchststand für die laufende RSV-Saison. Doch warum ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) eigentlich insbesondere für Säuglinge so gefährlich?
Bei welchen Symptomen sollten Eltern ärztlichen Rat einholen? Und welche Vorsorgemöglichkeiten gibt es, um Säuglinge vor RSV zu schützen? Kinderarzt Dr. med. Gunther Gosch hat diese und weitere Fragen rund um das RS-Virus beantwortet.
Was ist RSV und warum ist es gerade für Säuglinge und Kleinkinder so gefährlich?
Gunther Gosch: Das sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus, kurz auch RS-Virus, ist eine der häufigsten Ursachen für akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege – vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Denn ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgereift. Das führt häufig zu schweren Erkrankungsverläufen, darunter Lungenentzündungen, oder aber auch zu Langzeitfolgen wie Asthma. Nahezu jedes Kind macht bis zu seinem zweiten Geburtstag mindestens eine RSV-Infektion durch.
Welche Symptome sind typisch für eine RSV-Infektion?
Gunther Gosch: Typische RSV-Symptome sind zunächst klassische Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und Fieber. Je nach Ausprägung der Infektion kann es auch zu Kurzatmigkeit oder Atemnot kommen. Dann ist häufig ein pfeifendes Atemgeräusch hörbar. Spätestens dann sind häufig Therapiemaßnahmen wie Sauerstoffbehandlungen im Krankenhaus erforderlich.
Wann sollten Eltern zum Arzt gehen?
Gunther Gosch: Wenn das Kind zum Beispiel Essen und Trinken verweigert, sich die Lippen des Kindes bläulich verfärben, das Fieber nicht heruntergehen will oder das Kind nachts aufgrund von starkem Husten nicht zur Ruhe kommt, sollten Eltern zeitnah ärztlichen Rat einholen. Problematisch an einer RSV-Infektion ist, dass man sie mit Medikamenten nicht behandeln kann. Es lassen sich lediglich die Symptome mildern. Daher bin ich froh, dass es nun ein breites Angebot an verschiedenen Vorsorgemaßnahmen gibt, darunter eine RSV-Impfung, die Schwangeren verabreicht wird, um das Neugeborene ab dem Tag der Geburt vor RSV zu schützen – das wird auch maternale Impfung genannt.
Was steckt hinter dem Prinzip der maternalen Impfung?
Gunther Gosch: Werdende Mütter, die sich in der Schwangerschaft gegen Infektionskrankheiten wie RSV impfen lassen, können ihren Impfschutz auf das noch ungeborene Kind übertragen – das Prinzip nennt sich Nestschutz. Schwangere können sich im dritten Trimenon gegen das RS-Virus impfen lassen. Der Vorteil der maternalen RSV-Impfung ist, dass durch die Impfung in der Schwangerschaft das Baby bereits mit einem RSV-Schutz auf die Welt kommt und die Säuglinge vom ersten Lebenstag an über circa sechs Monate effektiv vor Komplikationen von RSV-Infektionen geschützt sind.
Welche weiteren Vorteile bringt die Impfung in der Schwangerschaft mit sich?
Gunther Gosch: Das ist ein wichtiger Schutz für die Säuglinge und es entlastet auch die Kinderkliniken und Kinderarztpraxen. Zudem fallen für Eltern zum Beispiel auch die Organisation und weitere Termine beim Kinderarzt weg, die für die Anwendung von RSV-Prophylaxen nach der Geburt des Kindes nötig wären, um es vor RSV zu schützen.