Die Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose sind in vielen Fällen nicht ausreichend, um betroffenen Frauen ein schmerzfreies Leben und bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Spanische Wissenschaftler untersuchten nun den Effekt einer gezielten physiotherapeutischen Behandlung zum Management von Endometriose-Symptomen – mit gutem Erfolg. Foto: andreaobzerova/stock.adobe.com

Physiotherapie bei Endometriose: bessere Lebensqualität, weniger Schmerz

Eine gezielte physiotherapeutische Behandlung über neun Wochen besserte Endometriose-Symptome wie Schmerzempfindlichkeit und Dyspareunie und führte zu mehr Lebensqualität bei den Teilnehmerinnen einer kontrollierten Studie aus Spanien. Nach aktuellen Schätzungen leiden etwa 10 % der Frauen in gebärfähigem Alter an Endometriose.

Schmerzen belasten die Patientinnen besonders häufig und stark beeinträchtigend und können in unterschiedlichster Weise auftreten: in Form von Dysmenorrhö (Menstruationsschmerzen), Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr), Dyschezie (Schmerzen beim Stuhlgang), Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen) oder als chronische Unterleibsschmerzen. Schmerzen treten sowohl zyklusabhängig als auch unabhängig davon auf.

Endometriose kann an verschiedenen Stellen im Bauchraum auftreten. Das Endometriosegewebe verändert sich während des Menstruationszyklus und kann Gewebeblutungen, Narbenbildung und Schmerzen bewirken. Foto: Henrie

Schmerzen häufig stark belastendes Endometriose-Symptom

Die Behandlung der Endometriose besteht aus verschiedenen, teils hormonellen symptomlindernden Medikationen und häufig operativen Maßnahmen, bei denen Endometriose-Läsionen entfernt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten sind in vielen Fällen nicht ausreichend, um betroffenen Frauen ein schmerzfreies Leben und bessere Lebensqualität zu ermöglichen, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.

Es bedarf daher weiterer therapeutischer Ansätze zur Verbesserung der Situation von Endometriose-Patientinnen. Wissenschaftler untersuchten nun den Effekt einer gezielten physiotherapeutischen Behandlung zum Management von Endometriose-Symptomen.

Studie über neun Wochen hinweg

Die sportliche Intervention „Physio-EndEA“ wurde multimodal über neun Wochen durchgeführt. Effekte der Behandlung verglichen die Autoren anhand von Lebensqualität, Schmerzen und Funktionen speziell des lumbopelvinen Komplexes bei Frauen mit Endometriose, die nicht auf konventionelle Therapien ansprachen. Lumbare und pelvine Muskeln spielen eine Rolle bei vielen Alltagsbewegungen wie Beugen oder Gehen. Ihre Stabilisierung ist zudem häufig ein wichtiges Ziel bei unspezifischen Schmerzen des unteren Rückens.

Die Studie wurde randomisiert-kontrolliert in parallelen Gruppen in zwei spanischen Universitätskliniken durchgeführt. Behandlungsergebnisse direkt im Anschluss an die neunwöchige Studienphase sowie nach einem Jahr wurden mit dem Status zu Studienbeginn verglichen.

Das Physio-EndEA-Programm bestand aus einer Woche mit Erlernen der lumbopelvinen Stabilisierung gefolgt von acht Wochen mit Dehnung, aeroben und Widerstands-Übungen mit Fokus auf den lumbopelvinen Komplex. Die Übungen wurden täglich durch einen Physiotherapeuten an die individuellen Möglichkeiten der Teilnehmerinnen angepasst. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardbehandlung gemäß Verschreibung durch den jeweiligen Gynäkologen.

Kontrollierte Studie: An der Studie nahmen 31 Frauen mit Endometriose teil und wurden zufällig entweder der Physio-Gruppe (16) oder der Kontroll-Gruppe (15) zugewiesen. 4 Teilnehmerinnen brachen die Studie vorzeitig ab. Die abschließende Analyse erfolgte daher über 27 Frauen.

Bessern sich Muskelkraft, Schmerzen und Lebensqualität?

Primär ermittelten die Autoren die Lebensqualität der Teilnehmerinnen. Sekundär analysierte Ergebnisse waren Schmerzintensität, Druckschmerzschwellen (Empfindlichkeit gegenüber Druckschmerz), katastrophisierende Gedanken mit Bezug zu Schmerzen, Kraft in Bauch und Rücken, lumbopelvine Stabilität und Muskelarchitektur.

Es wurden keine wesentlichen gesundheitlichen Probleme während der Studie berichtet. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte sich die Lebensqualität in der Physio-Gruppe nach der Interventionsphase und nach 1 Jahr mit großen Effektgrößen. Dies ging einher mit reduzierter Stärke von Dyspareunie, reduzierten katastrophisierenden Gedanken und einer geringeren Empfindlichkeit gegenüber Druckschmerz (höhere Schwellen). Zudem verbesserte sich die Kraft in Bauch und Rücken sowie die lumbopelvine Stabilität. Die Autoren konnten zudem Vergrößerungen relevanter Muskelstrukturen feststellen.

Hohe Zufriedenheit und bessere Lebensqualität

Das neunwöchige Programm mit multimodalen therapeutischen sportlichen Übungen, unter Anleitung geschulter Physiotherapeuten, war demnach machbar und wirksam zur Verbesserung der Lebensqualität von Frauen mit Endometriose. Die Patientinnen profitierten zudem durch verbesserte Muskelfunktion und geringere Schmerzen, beziehungsweise reduzierte Schmerzempfindlichkeit.    DGP/HealthCom