In der Regel kann man mit einer Heilungsdauer von 4 bis 6 Wochen für weniger schwere Verletzungen am Knie rechnen, während komplexere Verletzungen bis zu 6 Monate oder länger benötigen können. Foto: peopleimages.com/stock.adobe.com

Nationaltorwart Marc-André ter Stegen muss lange pausieren – So gelingt der Heilungsprozess bei Verletzungen am Knie

Die Verletzung des Fußballspielers Marc-André ter Stegen hat gezeigt: Knieverletzungen sind nicht zu unterschätzen. Für Profisportler können sie sogar das Karriere-Aus erwirken. Im spanischen Erstliga-Spiel FC Barcelona gegen FC Villarreal erlitt der deutsche Fußball-Nationaltorhüter ter Stegen einen Riss der Patellasehne im rechten Knie.

Monatelanger Heilungsprozess, aber es besteht Hoffnung

Dabei hatte der Torwart gerade erst die Versicherung von Nationaltrainer Julian Nagelsmann erhalten, nach dem Rücktritt von Manuel Neuer aus der Nationalmannschaft die neue Nummer eins im DFB-Tor zu sein. Jetzt kann ter Stegen mehrere Monate lang nicht mehr zwischen den Pfosten stehen. Und auch das Training dürfte für längere Zeit nur sehr eingeschränkt möglich sein. In der Regel kann man mit einer Heilungsdauer von 4 bis 6 Wochen für weniger schwere Verletzungen rechnen, während komplexere Verletzungen wie bei ter Stegen bis zu 6 Monate oder länger benötigen können.

Ist das schon das Aus für die Profisportlerkarriere? Mit einer bedachten Vorgehensweise sei dies jedoch nicht erforderlich, so Dr. Csaba Losonc, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Auch Hobbysportler hätten eine ganze Reihe an Möglichkeiten, mit denen sie nach einer Knieverletzung wieder zu alter Stärke zurückfinden könnten.

Hierbei kommt es auf eine Kombination verschiedener Ansätze und Maßnahmen an. Sie umfassen den gezielten Muskulaturaufbau sowie Physiotherapie, die richtige Ernährung und das optimale Maß an Schonung und Bewegung. Mit dem passenden Konzept lässt sich die Regeneration beschleunigen und Rückfälle können verhindert werden. Wie das genau aussehen kann, erklärt Dr. Losonc, Gründer und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel in Bad Neuenahr-Ahrweiler, auf Vital-Region. Er setzt auf eine ganzheitliche Behandlung und verzichtet nach Möglichkeit auf Kortison oder Operation.

Schnelle Einleitung einer Behandlung

Verletzungen werden bei professionellen Sportlern in der Regel schnell erkannt und behandelt. Oft erfolgt bereits am Wettkampf- oder Trainingsort eine erste Diagnostik und es werden zeitnah fundierte Behandlungen entwickelt und gestartet, unabhängig davon, ob diese operativ oder konservativ ausgerichtet sind.

Bei Hobbysportlern ist der Zeitraum zwischen Verletzung und Behandlungsbeginn meistens länger. Häufig dauert es Tage, bis die verletzte Person überhaupt einen Arzt aufsucht. Je später dies erfolgt, desto schwieriger kann es für den Arzt sein, eine Diagnose zu erstellen. Dies verzögert die Heilung und führt dazu, dass bereits Muskulatur abgebaut wird. Der erste Tipp lautet daher: Wer sich verletzt, sollte sofort einen Termin beim Sportmediziner vereinbaren, um eine Diagnose zu erhalten und gezielt therapeutische Maßnahmen zu beginnen. Dies ist ein wichtiger Faktor für den Heilungsprozess.

Aufbau der Muskulatur

Der Körper baut nicht beanspruchte Muskeln bereits nach kurzer Zeit ab. Bei einer Verletzung verlieren Patienten die Fähigkeit, den betroffenen Muskel bewusst anzusteuern. Dies hat zur Folge, dass Muskeln nicht mehr gezielt angespannt und somit trainiert werden. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, dies zu umgehen und eine Ansteuerung zu erwirken: das Biofeedback-Verfahren. Mithilfe von Sensoren am Körper erhalten Patienten hierdurch einen Einblick über die Abläufe im Körper. Sie erkennen, welche Auslöser welche Reaktion im Körper erzeugen.

Dies ermöglicht es, den Muskel bewusst anzuspannen und so wieder zu lernen, ihn anzusteuern. Wie sehr der Muskelaufbau bei einer Verletzung erfolgen darf, kann nur in Absprache mit dem Arzt entschieden werden, denn er weiß, wie belastbar der verletzte Bereich überhaupt ist. Gerade bei Knieverletzungen ist es meistens ratsam, das Bein erst einmal ruhigzustellen und dessen Beugung und Streckung zu verhindern, bevor der Arzt dann das Okay für eine vorsichtige erste Belastung gibt.

Das richtige Maß an Bewegung während der Verletzungsphase

Viele Verletzte erhalten den Ratschlag, sich möglichst umfassend zu schonen und nicht zu bewegen, um die Heilung voranzutreiben. Dies schadet meistens jedoch mehr, als dass es nutzt. Natürlich ist es richtig, ein verletztes Bein nicht zu belasten. Dennoch sollten die übrigen, nicht verletzten Muskelgruppen nach wie vor bewegt werden. Ansonsten baut der Körper auch dort Muskeln ab.

Hier kommt es darauf an, die gesunden Körperbereiche weiter zu trainieren und nur das verletzte Knie ruhig zu halten und zu schonen. Es hilft, sich beim Sportmediziner und beim Physiotherapeuten zu informieren und im Hinblick auf die passende Form der Bewegung beraten zu lassen.

Anpassung der Ernährung

Sport und Ernährung weisen einen engen Zusammenhang auf. Wer regelmäßig Sport treibt und viel trainiert, hat auch einen höheren Kalorienbedarf als Menschen, die sportlich weniger aktiv sind. Allerdings sinkt dieser Bedarf in der Phase einer Verletzung, da Patienten dann normalerweise weniger oder überhaupt nicht trainieren.

Hier ist genau auf die Ernährung zu achten, denn der Körper ist an die höhere Kalorienzufuhr gewöhnt. Er baut daher vermehrt Fett auf, wenn der Überschuss nicht angepasst wird. Durch den Muskulaturabbau wird außerdem die Muskelmasse in Fett umgewandelt.

Um den eigenen Körper genau im Blick zu behalten, empfiehlt sich die Durchführung einer Bioimpedanz-Messung. Hierbei wird der Körper analysiert und der Anteil von Fett und Muskeln ermittelt. Am besten lassen Patienten eine solche Messung zu Beginn sowie regelmäßig während der verletzungsbedingten Ausfallphase durchführen. So lässt sich beobachten, wie sich der Fett- und Muskelanteil im Körper entwickelt und die Ernährung kann gezielter abgestimmt werden, etwa durch eine erhöhte Eiweißzufuhr und eine Reduzierung von Fett und Kohlenhydraten.

Weitere unterstützende Ansätze für die Regeneration der Knie

Zusätzliche Maßnahmen, die den Heilungsprozess fördern, umfassen etwa die erhöhte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren sowie der Vitamine C und D. Auch Stoßwellen-, Magnetfeld- oder Plasmatherapie können bei der Regeneration unterstützend wirken. Diese Behandlungen müssen von Hobbysportlern jedoch meistens selbst bezahlt werden, da sie Privatleistungen sind. Grundsätzlich ist es ratsam, hier das Für und Wider abzuwägen und jede Maßnahme zu ergreifen, die eine bessere Heilung fördert und so die Leistungsfähigkeit sichert. pm/tok

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