Grund für die gestiegene Zahl an Krankheitsausfällen in 2023 sind vor allem Atemwegserkrankungen. Und: Häufige und lange Arbeitsausfälle bedeuten für die Kollegen eine starke Zusatzbelastung, was zu Überlastung, Erschöpfung und weiteren Krankmeldungen führen kann. Foto: nikomsolftwaer/stock.adobe.com

Mehr Ausfälle im Job: Führt hoher Krankenstand zu Domino-Effekt?

Die krankheitsbedingten Ausfälle im Job sind 2023 weiter gestiegen – für Unternehmen und Institutionen neben Fachkräftemangel und Energiekrise eine große Herausforderung. In Baden-Württemberg allerdings sieht es im Vergleich mit anderen Bundesländern deutlich besser aus als im Rest der Republik. Trotzdem: Die vielen Ausfälle belasten auch die gesunden Kollegen.

An jedem Tag waren von 100 Beschäftigten 5,4 krankgeschrieben

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse registriert in Baden-Württemberg für das vergangene Jahr 182 Krankheitsfälle pro 100 Mitglieder, also rund 13 % mehr als noch im Vorjahr (161 Fälle). Der Bundesdurchschnitt liegt mit 204 Fällen allerdings noch deutlich darüber.

Die durchschnittliche Fehlzeit pro Fall ist wiederum von 12,1 auf 10,8 Tage gesunken. Somit haben Angestellte im vergangenen Jahr mehr kurzzeitige Krankschreibungen eingereicht als zuvor. Auch hier liegt der Südwesten unter dem Bundesdurchschnitt von 11,7 Tagen.

Aus diesen Daten ergibt sich in Baden-Württemberg für 2023 ein gleichbleibender Krankenstand von 5,4 % (2022: ebenfalls 5,4 %). Das heißt, an jedem Tag des vergangenen Jahres waren dort weiterhin 5,4 % der Beschäftigten krankgeschrieben. Im Ländervergleich ist das der niedrigste Wert. Den höchsten Krankenstand für 2023 verzeichnet die KKH mit 8,1 % in Sachsen-Anhalt. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 6,6 %. 

Atemwegserkrankungen haben zugenommen

Grund für die gestiegene Zahl an Krankheitsfällen sind vor allem Atemwegserkrankungen. Mit einem Anteil von 19 % waren sie 2023 eine der häufigsten Ursachen für das krankheitsbedingte Fehlen am Arbeitsplatz. Vor allem im ersten und vierten Quartal haben sie zu Krankenständen von mehr als 7 % und somit zu besonders vielen Ausfällen im Job geführt. 

„Der nach wie vor hohe Krankenstand hat starke Auswirkungen auf die Arbeitswelt“, sagt KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Es sei wichtig, dass sich Beschäftigte weiter schützen und am Arbeitsplatz geschützt werden, etwa durch Hygieneregeln, Schutzimpfungen oder vermehrte Arbeit im Homeoffice.

Arbeitsausfälle führen zu Dominoeffekt

Doch dies gelte nicht nur mit Blick auf das Ansteckungsrisiko etwa bei Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekten. Denn: „Häufige und lange Arbeitsausfälle bedeuten für die verbliebenen gesunden Kolleg*innen eine starke Zusatzbelastung, wenn sie die liegen gebliebene Arbeit auffangen müssen“, erläutert Judick.

Dies könne in der Folge zu einem Dominoeffekt führen, sprich zu Überlastung, Erschöpfung und weiteren Krankmeldungen. Führungskräfte sollten in solchen Fällen möglichst frühzeitig mit der Anpassung von Zeitplänen und der Priorisierung von Aufgaben reagieren. „Sprechen Sie mit ihren Mitarbeitenden, um die vorhandenen Kapazitäten so gut wie möglich auszuloten und das Stressniveau zu ermitteln“, rät Judick. Auch Arbeitnehmer*innen sollten nicht zögern, ihre Führungskraft anzusprechen, wenn sie sich dauerhaft überlastet fühlen. 

Info

Ausgewertet wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern der KKH Kaufmännische Krankenkasse mit Krankengeldanspruch, neu für das Jahr 2023 – ohne Arbeitslose und Rentner. Kurzzeiterkrankungen bis zu drei Tagen werden nur erfasst, wenn eine ärztliche Krankschreibung vorliegt. Somit ist der tatsächliche Krankenstand höher als er in der Krankenkassenstatistik erfassbar ist.