Cannabis war bei der Untersuchung verschiedener Studien und Publikationen um 51 % effektiver bei der Reduktion der Migräne als andere Produkte. Fotos: LIGHTFIELD STUDIOS/stock.adobe.com

Medizinisches Cannabis gegen Migräne bei erwachsenen Patienten sehr effektiv

Bei Migräne gibt es bereits eine Vielzahl an zugelassenen Medikamenten und Therapien. Allerdings müssen diese, da sie teilweise schlecht vertragen werden oder nicht wirken, oft individuell, in einem langen Prozess des Durchprobierens, getestet werden. Medizinisches Cannabis hat das Potenzial, hierbei Abhilfe zu schaffen.  

Migräne ist eine weit verbreitete neuronale Störung und sorgt bei vielen Patienten für Verzweiflung, da gängige Medikamente oft individuell gewählt werden müssen und mit Nebenwirkungen einhergehen. Langes Durchprobieren kann dabei abschrecken. Auf Effektivität und Sicherheit wurde medizinisches Cannabis, so berichtet es das DeutschesGesundheitsPortal (DGP), in einer Übersichtsarbeit untersucht – und für positiv befunden.

Nur Studien mit Teilnehmern ab 18 wurden analysiert

Dazu wurden aus mehreren medizin-wissenschaftlichen Portalen (PubMed, EMBASE, PsycINFO, CINAHL, Web of Science) 12 Publikationen mit 1980 Patienten ausgewählt. Die Studien hatten nur Teilnehmer, die mindestens 18 Jahre alt waren. Zwei unabhängige Gutachter wählten die Studien unabhängig voneinander aus.

Cannabis bis zu 51 % effektiver bei Reduktion von Migräne

Lediglich 7 der 12 Artikel waren im Peer-Review-Prozess evaluiert worden. Eine der Studien war eine experimentelle, randomisiert-kontrollierte Untersuchung, die übrigen waren entweder Beobachtungsstudien (zum Beispiel retrospektive Kohortenstudien), Fallstudien oder Konferenzbeiträge (Abstracts). Die Studien ergaben, dass medizinisches Cannabis (MC) nach 6 Monaten der Einnahme Übelkeit und Erbrechen durch Migräne signifikant reduzieren konnte. Es sorgte schon nach 30 Tagen für eine Reduktion in der Migränehäufigkeit und -frequenz.

MC war dabei 51 % effektiver in der Reduktion der Migräne als Produkte ohne Cannabis. Im Vergleich zu Amitriptylin konnte MC bei manchen Patienten (11,6 %) Migräneattacken stoppen und ansonsten die Frequenz reduzieren. Bei Nutzern von MC kam es jedoch oftmals zu Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch. Milde Nebenwirkungen traten bei 43,75 % der Verwender auf, die orale Präparate einnahmen.

Die Autoren dieser Übersichtsarbeit schließen daraus, dass medizinisches Cannabis positive Effekte auf Häufigkeit und Frequenz von Migräne haben kann. Weitere experimentelle Studien zur Bewertung der Sicherheit und Effektivität von Cannabis bei Migräne wäre jedoch notwendig, um dies verlässlich einschätzen zu können. Zudem ist der Faktor des Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzes ein ernstzunehmendes Problem, dessen sich Patienten und betreuende Ärzte bewusst sein sollten.

Deutschland bei Cannabis-Legalisierung gespalten

Kauf und Besitz von Cannabis werden in Deutschland künftig in bestimmten Grenzen legal sein. Damit setzt die Bundesregierung ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um. Die drei zentralen Ziele der Freigabe sind laut bundesregierung.de: „Jugendliche besser schützen, den Konsum sicherer machen sowie Justiz und Polizei entlasten.“

Aber wie stehen die Deutschen zur Cannabis-Legalisierung? Eine infratest dimap-Umfrage im Auftrag des Hanfverbandes zeigt, dass das Land gespalten ist. 46 Prozent der Befragten finden, das Cannabis für Volljährige legal und reguliert erhältlich sein sollte, 49 Prozent sind dagegen. Indes zeigen Umfragen aus früheren Jahren, dass die Ablehnung schonmal deutlich höher war. Am deutlichsten Pro-Legalisierung sind übrigens Anhänger:innen der Grünen (65 Prozent Zustimmung). Besonders kritisch sind dagegen Unterstützer:innen von CDU und CSU (66 Prozent Ablehnung).

Deutsche für Apotheken-Cannabis vergleichsweise offen  

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland steht kurz bevor. Indes ist es schon länger möglich, sich mit cannabinoidhaltigen Arzneimitteln behandeln zu lassen. Den Statista Consumer Insights zufolge ist das für 38 Prozent der hierzulande Befragten eine Option.

Besonders aufgeschlossen gegenüber medizinischem Cannabis sind unsere polnischen Nachbar:innen, wie der Blick auf die Grafik zeigt. Auch in Österreich würden sich über 40 Prozent der Befragten mit Cannabis oder Cannabis-Medikamenten behandeln lassen.

Deutlich zurückhaltender geben sich die sonst in Cannabis-Fragen eher liberalen Niederländer:innen und Spannier:innen. Dass medizinisches Cannabis in der Behandlungsrealität bereits eine wichtige Rolle spielt, zeigen Zahlen des GKV-Spitzenverbands. Demnach wurden in Deutschland 2021 rund 372.000 Mal cannabinoidhaltige Arzneimitteln verordnet. Der dazugehörige Bruttoumsatz belief sich auf 185 Millionen Euro.

Gleiches Recht für alle Drogen und Genussmittel

51 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass eine Legalisierung von Cannabis zu einer Senkung der Kriminalitätsrate führen würde. Das hat eine gemeinsame Umfrage von YouGov und Statista ergeben. Während die medizinische Variante in Deutschland bereits seit 2017 legal ist, will die Bundesregierung Marihuana auch als Genussmittel noch innerhalb dieser Legislaturperiode entkriminalisieren. Wie unsere Grafik zeigt, sind die Deutschen hinsichtlich anderer Aspekte von Cannabis deutlich skeptischer.

So gaben beispielsweise nur acht Prozent der Befragten an, dass eine Party ohne Cannabis keinen Spaß machen würde, und lediglich 27 Prozent hielten Marihuana für eine harmlose Droge. Bei der Einschätzung anderer gesundheitsgefährdender Genussmittel sind die Teilnehmer:innen hingegen nahezu geteilter Meinung. 40 Prozent wären für eine Kriminalisierung von Zigaretten und Alkohol, sollte Cannabis illegal bleiben, 50 Prozent dagegen.

Prognosen von DICE Consult zufolge könnte der deutsche Staat durch die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel rund 4,7 Milliarden Euro jährlich mehr einnehmen. Mit 1,8 Milliarden Euro entfiele ein Großteil davon auf eine Cannabis-Steuer, die geschätzten Einsparungen bei Polizeikosten würden rund eine Milliarde Euro betragen. DGP/statista.com/tok