
Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer chronischen Nierenerkrankung haben ein hohes Risiko für Nierenversagen, kardiovaskuläre Ereignisse und vorzeitigen Tod. Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Behandlung mit Semaglutid diese Risiken mindern kann. Foto: Choi_ Nikolai/stock.adobe.com
Lifestyle-Abnehmwirkstoff Semaglutid bei Typ-2-Diabetes mit chronischen Nierenerkrankungen vorteilhaft
Für die einen ist Semaglutid ein Lifestyle-Wirkstoff, mit dem man für viel Geld, aber ohne sonstiges viel Zutun schlanker wird. Für andere Menschen ist es ein wichtiger Grundstoff für Medikamente, die schlimme Folgen ihrer schweren Krankheit abfedern oder vermeiden können. Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer chronischen Nierenerkrankung haben ein hohes Risiko für Nierenversagen, kardiovaskuläre Ereignisse und vorzeitigen Tod. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, ob eine Behandlung mit Semaglutid diese Risiken mindern kann.
Eine aktuelle randomisierte, kontrollierte Studie zeigte, dass die Behandlung mit Semaglutid diese Risiken signifikant reduzieren kann. Bei den Studienteilnehmern, die Semaglutid erhielten, war das Risiko für schwere Nierenereignisse um 24 % und das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 18 % niedriger als in der Placebo-Gruppe.
Einfluss von Semaglutid auf chronische Nierenerkrankung bei Typ-2-Diabetes
Patienten mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung wurden nach dem Zufallsprinzip einer subkutanen Semaglutid-Dosis von 1,0 mg wöchentlich oder einem Placebo zugewiesen. Eine chronische Nierenerkrankung wurde anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und dem Albumin-Kreatinin-Verhältnis im Urin bestimmt. Das primäre Ergebnis waren schwere Nierenereignisse, das heißt eine Kombination aus dem Beginn eines Nierenversagens (Dialyse, Transplantation oder eine eGFR von < 15 ml pro Minute pro 1,73 m²), eine mindestens 50-%-ige Verringerung der eGFR gegenüber dem Ausgangswert oder Tod durch nierenbedingte oder kardiovaskuläre Ursachen.
Randomisiert-kontrollierte Studie mit 3533 Teilnehmern: Semaglutid vs. Placebo
Bei den insgesamt 3533 Teilnehmern (1767 Semaglutid-Gruppe; 1766 Placebo-Gruppe) betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 3,4 Jahre. Das Risiko für das Eintreten eines primären Ergebnisses war in der Semaglutid-Gruppe 24 % niedriger als in der Placebo-Gruppe (331 vs. 410 primäre Ereignisse; Hazard Ratio, HR: 0,76; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,66 – 0,88; p = 0,0003). Ähnliche Ergebnisse gab es für eine Kombination der nierenspezifischen Komponenten des primären Studienendpunktes (HR: 0,79; 95 % KI: 0,66 0,94) und für Tod durch kardiovaskuläre Ursachen (HR: 0,71; 95 % KI: 0,56 – 0,89).
Signifikante Reduktion von renalen und kardiovaskulären Ereignissen
Der mittlere jährliche eGFR-Anstieg war weniger steil und betrug 1,16 ml pro Minute pro 1,73 m² in der Semaglutid-Gruppe (p < 0,001), was auf einen langsameren Rückgang der eGFR hindeutet. Das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse war um 18 % niedriger (HR: 0,82; 95 % KI: 0,68 – 0,98; p = 0,029) und das Gesamtsterberisiko war 20 % niedriger (HR: 0,80; 95 % KI 0,67 – 0,95; p = 0,01). Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden bei einem geringeren Prozentsatz der Teilnehmer in der Semaglutid-Gruppe als in der Placebo-Gruppe dokumentiert (49,6 % vs. 53,8 %).
Semaglutid schützt Nierenfunktion bei Hochrisikopatienten mit Typ-2-Diabetes
Semaglutid kann das Risiko für klinisch wichtige Nierenergebnisse und Todesfälle durch kardiovaskuläre Ursachen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung reduzieren. Die Autoren geben allerdings zu bedenken, dass der Effekt von Semaglutid auf die Nierenfunktion nicht auf Menschen mit einem niedrigeren Risikoprofil übertragbar ist.
Semaglutid als Lifestyle-Produkt
Der Wirkstoff, einst für Diabetiker entwickelt und nun auch für Nierenkranke interessant, hat sich zum Lifestyle-Produkt entwickelt. Das Versprechen: Abnehmen per Spritze. Ohne Ernährungsumstellung oder zusätzliche Bewegungszeiten. Die Funktion: Durch die Diätspritze stellt sich rasch ein lange anhaltendes Sättigungsgefühl ein, das dadurch auch Heißhungerattacken ausbremst. So essen die Abnehmwilligen automatisch weniger. Das heißt: Durch das reduzierte Hungergefühl nimmt man deutlich weniger Kalorien zu sich und verliert am Ende die Kilos scheinbar ohne großen Aufwand.
Und das sind die Nachteile: Diabetiker müssen zuweilen um die Versorgungssicherheit von Semaglutid-Medikamenten fürchten. Die Furcht der Lifestylediät-Nutzer: Die für ihren Gewichtsabbau geeigneten Medikamente sind teuer. Und das ist keine Einmalinvestition, denn wer den Wirkstoff absetzt, nimmt ohne weitere Diätmaßnahmen zumeist ganz rasch wieder zu. Schlanker werden und bleiben mit Semaglutid ist also quasi eine teure Lebensaufgabe. Will man sein Semaglutid-Mittel billiger haben, findet im Internet jede Menge Angebote. Dabei handelt es sich zuweilen jedoch um gefälschte Produkte, die je nach Inhaltsstoff und Hygienestandard in der Produktion gefährliche Nebenwirkungen haben können. Und selbst Originalprodukte mit Semaglutid sind je nach Patient nicht ganz unbedenklich, denn sie können in den Hormonhaushalt eingreifen. pm/DeutschesGesundheitsPortal/HealthCom/tok