Eine repräsentative Studie der IU Internationalen Hochschule befasst sich mit dem Leisure Sickness Syndrom. Rund drei Viertel der Arbeitnehmer in Deutschland kennt das Gefühl, an freien Tagen oder im Urlaub unter Erschöpfung oder Erkältungen zu leiden. Foto: Goffkein/stock.adone.com

Leisure Sickness statt Erholung: Jeder Fünfte fühlt sich im Urlaub oft krank oder erschöpft

Rund 72 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland kennen die sogenannte Leisure Sickness, also das Gefühl, an freien Tagen oder im Urlaub krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen. Jeder Fünfte (19,3 Prozent) erlebt dies zumindest immer oder häufig an freien Tagen oder im Urlaub. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Studie der IU Internationalen Hochschule (IU) mit dem Titel „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“.

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Dieses YouTube-Video der IU Internationale Hochschule zeigt Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, im Gespräch über das Leisure-Sickness-Phänomen.

Privatleben bietet nicht genug Erholung

Als immer oder häufig erlebte Symptome gaben die Befragten vor allem Müdigkeit beziehungsweise Erschöpfung (36,1 Prozent) an, Schlafprobleme (27,6 Prozent), Reizbarkeit (18,9 Prozent), Kopfschmerzen (16,7 Prozent) sowie Erkältungssymptome (14,2 Prozent) folgten.

Obwohl 95,5 Prozent der Teilnehmer der IU-Studie es als wichtig einschätzen, sich Zeit für Erholung und Freizeit zu nehmen, stimmen vier von zehn (40,1 Prozent) der Befragten der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass ihr Privatleben nicht ausreichend Erholung bietet, um den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Jüngere Arbeitnehmer bis 25 Jahre stimmen dieser Aussage im Altersvergleich besonders häufig voll und ganz oder eher zu (50,5 Prozent), sprich: Sie finden seltener Erholung in ihrer freien Zeit als ältere Arbeitnehmer.

Leisure Sickness als Folge von Stress bei oder mit der Arbeit

Leisure Sickness kann laut der Expertin der Studie Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, als Folge von Stress im Arbeitskontext entstehen und mehrere Ursachen haben. Arbeitnehmer belastet laut IU-Studie vor allem Folgendes: hoher Arbeitsdruck (33,7 Prozent), mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen (30,0 Prozent) sowie eine unklare Aufgabenverteilung (23,4 Prozent) und unklare Aufgabenstellungen (20,8 Prozent). Weitere Belastungsfaktoren sind: lange Arbeitsstunden (17,3 Prozent) und eine ungünstige Work-Life- Balance (21,9 Prozent).

Bildrechte/Quelle/Grafik: IU Internationale Hochschule, Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ 2025

Arbeitsdruck und ständige Erreichbarkeit beeinträchtigen Erholung

Knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer in Deutschland (46,4 Prozent) berichten von einem hohen Arbeitsdruck – mit dem sie aber meist zurechtkommen. Für 9,2 Prozent dagegen führt ihre sehr hohe Arbeitsbelastung zu Druck und Überforderung. Lediglich 39,9 Prozent geben an, dass ihre Arbeitsbelastung gut verteilt und handhabbar ist.

Mehr als die Hälfte der Befragten (54,4 Prozent) geben an, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten ihre Erholung beeinträchtigt. Rund ein Drittel (33,5 Prozent) fühlt sich zudem verpflichtet, auch in der Freizeit erreichbar zu sein – bei den unter 25-Jährigen sind es 42,6 Prozent. Trotz des empfundenen Stresses rufen knapp die Hälfte der Befragten (47,4 Prozent) auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten berufliche E-Mails oder Nachrichten ab – über ein Drittel (36,7 Prozent) tut dies sogar im Urlaub.

Hinzu kommt: 80,6 Prozent der Befragten leisten regelmäßig Überstunden. Davon arbeiten 42,9 Prozent bis zu zwei Stunden zusätzlich pro Woche, 37,6 Prozent sogar drei Stunden oder mehr.

Bildrechte/Quelle/Grafik: IU Internationale Hochschule, Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“, 2025

Zeit für Erholung ist für viele Befragte sinnvoll und wichtig

38,4 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten und sich auf die Freizeit zu konzentrieren. Gleichzeitig stimmen nahezu alle Befragten (95,6 Prozent) voll und ganz oder eher zu, dass es wichtig und sinnvoll ist, sich Zeit für Erholung und Freizeit zu nehmen. Auffällig dabei: Je älter die Befragten, desto häufiger stimmen sie dem voll und ganz oder eher zu.

Fast alle (94,1 Prozent) stimmen zudem der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass die eigene Freizeit als wertvolle Möglichkeit gesehen wird, Energie zu tanken und sich zu regenerieren. Auch hier zeigt sich: Ältere Arbeitnehmer stimmen dieser Aussage tendenziell häufiger voll und ganz oder eher zu als jüngere.

Ist das Couch-Potatoe-Dasein kontraproduktiv?

Die Hälfte der Befragten (49,8 Prozent) geben an, ihre Freizeit ausgewogen zu gestalten – mit Erholung, Hobbys und sozialen Aktivitäten. Fast ein Fünftel (17,0 Prozent) sagt, dass sie die freie Zeit überwiegend passiv verbringt, etwa mit Fernsehen oder Lesen, empfindet diese Zeit jedoch häufig nicht als erholsam oder bereichernd.

Bildrechte/Quelle/Grafik: IU Internationale Hochschule, Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“, 2025

Info zu Leisure Sickness

Leisure Sickness bezeichnet ein Phänomen, bei dem Menschen genau dann Krankheitssymptome wie Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Erkältungssymptome entwickeln, wenn sie Freizeit haben – etwa am Wochenende oder im Urlaub. Die körperliche Ursache von Leisure Sickness wird im plötzlichen Abfall von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol vermutet. Leisure Sickness wird im Deutschen auch als Freizeitkrankheit (wörtliche Übersetzung) oder Wochenendkrankheit bezeichnet.

Info zur Studie

Die Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ der IU Internationalen Hochschule beleuchtet Symptome und Ursachen der Freizeitkrankheit, die Rolle von Erholung als Ausgleich zur Arbeit sowie mögliche Maßnahmen zur Prävention. Für die IU-Studie befragte die IU 2004 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragung wurde im Zeitraum 24. Januar bis 6. Februar 2025 durchgeführt. Lesen Sie hier mehr zur Studie.    pm