„Das ist kaum erklärbar, warum man bei der Behandlung von Kinderkrebs uns nicht die Finanzierung zugesteht, die notwendig ist, zumal es um relativ wenig Geld geht“, sagt Prof. Dr. Markus Metzler, Stellvertretender Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen. Foto: Photographee.eu/stock.adobe.com

Kleine Krebs-Patienten brauchen bessere Versorgung jenseits der Fallpauschale

Fast jedes dritte Kind, das in Deutschland an Krebs erkrankt ist, leidet an einer Leukämie. Der Blutkrebs ist damit, so das Kinderkrebsregister, die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen.

Deshalb ruft die Jose Carreras Leukämie-Stiftung (DJCLS) dazu auf, mehr Anstrengungen im Kampf gegen Leukämie zu unternehmen und die Versorgung der kleinen Patienten zu verbessern.

Gute Überlebenschancen für junge Leukämie-Patienten

DJCLS-Geschäftsführerin Dr. Ulrike Serini: „Die Medizin hat große Fortschritte gemacht – auch dank der großzügigen Unterstützung durch unsere Spender, die Forschungsprojekte und die Entwicklung neuer Therapien möglich gemacht haben. Während vor Jahrzehnten die Diagnose Leukämie noch einem Todesurteil gleichkam, überleben heute 80 bis 90 Prozent der jungen Leukämiepatienten. Unser gemeinsames Ziel muss es aber sein, alle Kinder zu retten. Die große Vision unserer Stifters ,Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem‘ darf nicht am Geld scheitern.“

Ärzte klagen: Kinderonkologie ist unterfinanziert

Prof. Dr. Markus Metzler, Stellvertretender Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen, warnt, dass die Kinderonkologie in Deutschland unterfinanziert ist. „Das Prinzip der Fallpauschale ist bei der Behandlung von krebskranken Kindern komplett ungeeignet.“ Die Patienten seien, so der Krebsmediziner, zwischen 0 und 18 Jahren alt und müssten individuell therapiert werden: „In der Kinder-Onkologie deckt eine Pauschale nie richtig den Fall ab. Gerade in der Onkologie gibt es sehr viele komplizierte und schwierige Fälle, die durch die Fallpauschale überhaupt nicht passend abgebildet sind.“

Die Konsequenz der finanziellen Unterdeckung seien Stellenstreichungen und Stellenkürzungen auf Krebsstationen. „Das macht uns mürbe, daran leiden alle, die sich um die jungen Patienten kümmern. Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Prof. Metzler, zumal die Kosten für eine angemessene Versorgung von Kindern mit Krebs bei einem Bundesgesundheitshaushalt von rund 430 Milliarden Euro pro Jahr im Promillebereich liegen würden. Prof. Metzler weiter: „Das ist kaum erklärbar, warum man bei der Behandlung von Kinderkrebs uns nicht die Finanzierung zugesteht, die notwendig ist, zumal es um relativ wenig Geld geht.“

Auch aus diesem Grund sei die Arbeit der DJCLS „enorm wichtig“, so Prof. Metzler. Und: „Sie ist ein verlässlicher Unterstützer und hat bereits viele Steine ins Rollen gebracht, wie die Jose Carreras Tagesklinik an unserer Kinderklinik, die ohne die initiale Förderzusage der Stiftung sonst wahrscheinlich nie realisiert worden wäre. Damit haben wir die Versorgung der jungen Patienten in der Region deutlich verbessern können.“ pm

Ein Video-Interview mit Prof. Dr. Metzler sehen Sie hier: https://youtu.be/giJfgiQ3b8A

Wer mehr erfahren möchte: www.carreras-stiftung.de