Eine Befragung von Frauen über Wechseljahresbeschwerden zeigt: 10 % der Befragten mit Beschwerden wollen früher in Rente gehen oder sind es bereits, bei den über 55-Jährigen sind es fast 20 %. Dabei könnten Unternehmen von Frauen mit langer Berufserfahrung und fachspezifischem Wissen enorm profitieren. Foto: ClareM/adobe.stock.com
Immer noch ein Tabu: Die Menopause der Frauen wird in der Arbeitswelt zu oft ignoriert
Rund 9 Millionen Frauen zwischen 40 und 55 Jahren befinden sich in Deutschland aktuell in den Wechseljahren. Wechseljahre und Menopause läuten einen neuen Abschnitt mit vielfältigen physischen, psychischen und sozialen Veränderungen im Leben von Frauen ein und haben eine Reihe von gesundheitlichen Auswirkungen wie beispielsweise Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen, eine erhöhte Reizbarkeit aber auch langfristigere Folgen wie Osteoporose und kardiovaskuläre Risiken. Aufklärung gibt es kaum. Und viele Betroffene fühlen sich stigmatisiert.
Folgen der Menopause: Wichtige Mitarbeiterinnen gehen Firmen verloren
Die erste bundesweite Befragung von Frauen über Wechseljahresbeschwerden (MenoSupport, HWR,2023) zeigt deutlich das Ausmaß der Problematik für betroffene Frauen, besonders im Arbeitskontext. 10 % der Befragten mit Beschwerden wollen früher in Rente gehen oder sind es bereits, bei den über 55-Jährigen sind es sogar fast 20 %. Und das zu einer Zeit in ihrem Leben, in dem sie selbst, aber auch die Unternehmen, von der langjährigen Berufserfahrung sowie dem erworbenen fachspezifischen Wissen enorm profitieren könnten.
Der Ausfall dieser dringend benötigten Arbeitskräfte hat nicht nur gravierende Auswirkungen für die Betroffenen selbst, sondern gerade auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ganz besonders vor dem Hintergrund eines sich immer weiter verschärfenden Arbeitskräftemangels.
Tabuthema im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Dennoch ist das Thema Frauengesundheit im Kontext des betrieblichen Gesundheitsmanagements immer noch ein Tabuthema und bleibt weitgehend unberücksichtigt. Es ist höchste Zeit, dies zu ändern und ein neues Bild im Umgang mit Frauen in den Wechseljahren und der Menopause zu schaffen. Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass es auch anders geht. Eine Strategie der Unterstützung und Anpassung der Arbeitsplätze, wie beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle oder auch gesundheitsorientierte Ernährungs- und Bewegungsangebote, kann Frauen dabei helfen, ihr volles Potenzial für sich selbst sowie auch für ihre Arbeitgeber auszuschöpfen.
Bundestag debattiert Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild
Am Welt-Menopause-Tag debattierte das Parlament im Deutschen Bundestag nach Einreichung eines Antrags der CDU/CSU-Fraktion zum Thema „Gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Wechseljahre der Frau – Für eine nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild“. Die Unionsfraktion will sich für eine gesamtgesellschaftliche Menopausen-Strategie starkmachen. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) begrüßt diesen Vorstoß ausdrücklich und betont die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Umgangs mit dieser Phase im Leben aller Frauen.
Der BDP schlägt vor, das Thema Wechseljahre/Menopause ins betriebliche Gesundheitsmanagement aufzunehmen und Arbeitgeber dafür zu sensibilisieren, die Arbeitsbedingungen entsprechend anzupassen. Mit Blick auf die notwendige Entstigmatisierung und die Verbesserung der Frauengesundheit richtet der Verband einen deutlichen Appell in Richtung Politik, das Thema ernst zu nehmen und eine nationale Menopausen-Strategie auf den Weg zu bringen.
Info
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) vertritt die beruflichen Interessen der niedergelassenen, selbständigen und angestellten/beamteten Psychologen aus allen Tätigkeitsbereichen. Dem anerkannten Berufs- und Fachverband gehören rund 11.000 Mitglieder an. pm