Aus Süßholzwurzeln ausgekochter Pflanzensaft ist die Basis von Lakritzepastillen. Bereits eine tägliche Einnahme von 14 bis 15 Lakritzepastillen erhöhte Blutdruck und Biomarker für Herzinsuffizienz bei jungen, gesunden Testpersonen. Foto: Scisetti Alfio/stock.adobe.com
Hoher Blutdruck und Biomarker für Herzinsuffizienz: Wieviel Lakritze ist unbedenklich?
Neuere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Lakritze mit dem Inhaltsstoff Glycyrrhizinsäure (GA) eine stärkere Wirkung auf den Blutdruck hat als bisher angenommen. Bereits eine tägliche Einnahme von 14 bis 15 Lakritzepastillen, entsprechend dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 100 mg GA, erhöhte Blutdruck und Biomarker für Herzinsuffizienz bei jungen, gesunden Probanden.
Allerdings sind unter den bisher veröffentlichten Studien keine randomisierten, kontrollierten Studien, in denen die Effekte eines definierten GA-Gehalts untersucht wurden, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.
Erhöht Lakritz Blutdruck und Risiko für Herzinsuffizienz?
Eine aktuelle Studie aus Schweden hat nun die Auswirkungen einer täglichen Lakritzeeinnahme mit 100 mg GA auf den Blutdruck analysiert. Der Effekt von GA-haltigen süßen Lakritzepastillen wurde mit Hilfe salziger Pastillen mit Lakritzegeschmack, aber ohne GA, verglichen. Gesunde Freiwillige wurden in der nicht verblindeten 2×2-Crossover-Studie nach dem Zufallsprinzip entweder zuerst der Lakritzegruppe oder der Kontrollgruppe zugeordnet. Jeder Teilnehmer sollte täglich 14 oder 15 Pastillen (abwechselnde Tage) für eine definierte Menge von GA zu sich nehmen.
Nach einer ersten Einnahmephase über zwei Wochen erfolgte eine Auswaschphase über zwei Wochen. Anschließend wechselten die Teilnehmer zur Einnahme der jeweils anderen Pastillensorte. Die Teilnehmer maßen täglich ihren Blutdruck zuhause. Zusätzlich analysierten die Wissenschaftler alle zwei Wochen Blutproben der Teilnehmer, um Effekte auf Renin und Aldosteron zu ermitteln, die wesentliche Elemente eines blutdruckregulierenden Systems im Körper sind. Zur Früherkennung von Herzinsuffizienz maßen die Wissenschaftler zudem die Konzentration von NT-ProBNP (N-terminal prohormone of brain natriuretic peptide).
Randomisierte Studie mit 28 gesunden Teilnehmern
Insgesamt nahmen 28 Personen, davon 14 Männer (50 %), im durchschnittlichen Alter von 24,0 Jahren (Interquartilbereich 22,8 – 27,0 Jahre) an der Studie teil. Während der Lakritze-Einnahmeperiode stieg der systolische Blutdruck im Vergleich zum Kontrollzeitraum signifikant an. Die Konzentrationen von Renin und Aldosteron sanken hingegen signifikant mit GA-haltigem Lakritz.
Die Autoren analysierten die Teilnehmer je nach Stärke des Effekts auf das Renin-Aldosteron-System. Im Quartil der Teilnehmer mit der stärksten Hemmung von Renin und Aldosteron stieg die Konzentration des Herzinsuffizienz-Markers NT-ProBNP während der Lakritzeeinnahme im Vergleich zum Kontrollzeitraum signifikant an.
Blutdruckerhöhung bereits durch geringe Mengen Lakritz
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Lakritze bereits bei einer täglichen Einnahme von nur 100 mg Glycyrrhizinsäure, entsprechend 14 bis 15 süßen Lakritzepastillen in dieser Studie, den Blutdruck deutlich erhöht und das Risiko für eine Herzinsuffizienz messbar steigert. Die Studie wurde an gesunden Probanden durchgeführt. Bei Menschen mit Vorerkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Niereninsuffizienz kann, so die Autoren, mit stärkeren Auswirkungen von Lakritze auf den Blutdruck und das Herz gerechnet werden. Der sichere Grenzwert für den Verzehr von Lakritze sollte demnach womöglich neu überdacht werden, so das Fazit der Studienautoren.
Woher kommt die Lakritze?
Als der junge ägyptische Pharao Tutanchamun vor rund 3350 Jahren starb, hatte man ihm unter anderem Süßholzwurzeln in seine Grabkammer gelegt. Sollten damit Götter wohlgesonnen gestimmt werden oder mochte Tutanchamun einfach nur das Ausgangsmaterial für die heutigen Lakritzespezialitäten? Bei den alten Griechen und Römer wurde Lakritze auch als Medizin verwendet, etwa für Magenbeschwerden oder Husten. Die Lakritze ist ein rein pflanzliches Naturprodukt, das aus Süßholzwurzeln ausgekocht wird. In seiner Reinform ist der ausgekochte, eingedickte Pflanzensaft schwarz und von einem intensiven süß-bitteren Geschmack.
In der süditalienischen Region Kalabrien hatte Giorgio Amarelli 1731 eine kleine und heute noch bestehende Fabrik zur Herstellung von Blocklakritz gegründet. Seit 1760 verkaufte der englische Apotheker George Dunhill Lakritze als Medizin gegen Infektionen, Magengeschwüre und Erkältung. Durch Zuckerzusatz wurde aus der Medizin ein Bonbonklassiker. Als Weltmeister im Lakritzkonsum dürfen sich die Niederländer feiern lassen, denn hier werden rund zwei Kilo Lakritze pro Kopf verdrückt. DGP/HealthCom/tok