
Beim "Heldentreff"-Stand des DRK geht es um Angebote wie Essen auf Rädern, Hausnotrufe oder das Wohnen im Alter. DRK-Abteilungsleiterin Soziale Arbeit, Karoline Schneider (links) und Ellen Brüstle-Ziegler (Wohnberatung Enzkreis) informieren Isolde Renner-Rosentreter. Foto: Hennrich
Hilfe für die Helfer: „Heldentreff“-Messe bündelt regionale Informationen für pflegende Angehörige
Die Zahl älterer Menschen steigt und steigt, viele Familienangehörige kümmern sich um bedürftige Eltern, Ehepartner helfen einander – „das sind ehrenamtliche Helden des Alltags, denen wir mit einem Forum Informationspakete über Pflegeeinrichtungen in der Region vorstellen wollen“, sagt Claus Bannert, Chef der AOK Nordschwarzwald über seinen Vorstoß. Die Krankenkasse verstehe sich als Impulsgeber für vielfach privat geleistete Betreuungen.
Schnell war die Idee geboren, mit einer großen Veranstaltung im TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw und mit Unterstützung der Pforzheimer Zeitung „auch eine Plattform zum Austausch zu schaffen“, so Bannert. Ursprung sei ein gut besuchtes „Helden-Frühstück“ für pflegende Angehörige in 2024 gewesen. Bannert holte nun für die Infomesse „Heldentreff“ für Menschen, die daheim ihre Liebsten intensiv betreuen, zahlreiche Pflegepartner aus dem Enzkreis, dem Kreis Calw und der Stadt Pforzheim ins Boot. Mehrere Vorträge, moderiert von PZ-Redakteur Alexander Heilemann, rundeten die Beratungen rund um die Pflege ab.
Zeitpolster-Aktion soll Lücke schließen
Die Initiative Zeitpolster eines Vereins aus Österreich stieß bei Bannert und den Besuchern auf besonders hohe Resonanz. Die Aktion schließe eine Lücke, wenn pflegende Angehörige seltener werden, sagte der Berater Gernot Jochum-Müller über sein ganz spezielles Konzept. Das skizziert er so: „Wer Zeit hat, jetzt Hilfe zu leisten, kann gleichzeitig für sich selbst vorsorgen.“
Genauer: Helfende Personen bekommen pro geleisteter Betreuungsstunde eine Stunde auf ihr individuelles Zeitkonto für die Pflege im Alter gutgeschrieben. Pfiffig: „Von den 11 Euro, die für jede Stunde verbucht werden, fließen 4 Euro auf ein Notfallkonto. Sollten später nicht genügend Freiwillige zur Verfügung stehen, kann Zeitpolster mit diesem Geld aus dem Budget Leistungen zukaufen“, so Jochum-Müller. Der Verein aus Vorarlberg habe für solche Zeitvorsorgen mittlerweile in ganz Österreich Gruppen aufgebaut. „Ich möchte nun hier Menschen finden, die im Nordschwarzwald unser Modell aufgreifen und einen Verein gründen“, hofft Gernot Jochum-Müller.

Pflegestützpunkt auf neuem Calwer Gesundheitscampus
Viel getan hat sich aber auch schon in der Region. Einen besonderen Platz hat der Pflegestützpunkt des Kreises Calw auf dem neuen Gesundheitscampus im Calwer Stadtteil Stammheim geschaffen. Die Beratungsstelle, die kostenlos und neutral informiert, ist dort ins Haus der Gesundheit eingezogen – „direkt umgeben von Ärzten, einem Kinderarzt, einer Physiotherapiepraxis und verzahnt mit dem AOK-Gesundheitszentrum“, berichtete Ina Syzonov. Im Sommer will der Kreis auf dem Campusgelände zudem den Neubau des Calwer Krankenhauses einweihen.
Viele Akteure beleben die „Heldentreff“-Infomesse
Pflegebedürftig – was tun? Alle Fragen rund um Dienste sowie Angebote von Krankenkassen oder Sozialämtern beantwortet auch der Pflegestützpunkt in der Stadt Pforzheim gegenüber dem Alten Rathaus in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße 9. Dort sei auch das Demenz-Netzwerk angesiedelt, so Natalia Vöhringer und Eva Amorelli. Ein Informationszentrum des Enzkreises und der Großstadt an der Ebersteinstraße 25 stellte Andrea Überall vom Kreisseniorenrat an ihrem Stand Senioren und Angehörigen vor: „In der Pflege gibt es einen Dschungel von Begriffen, da wollen wir aufklären.“
Im Pforzheimer TurmQuartier waren außerdem das Deutsche Rote Kreuz und die AOK vertreten. Manuel Linkenheil vom Generationenmanagement der Sparkasse erläuterte Fragen zu Testamentsvollstreckungen und Nachlassabwicklungen. Ein Kommunikationscafé im Foyer lud zu Gesprächen ein. Ein Schwarzes Brett mit persönlichen Tipps ermöglichte einen lebhaften Austausch von Ideen der Besucher.

Sozialdezernenten der Kreise loben AOK-Aktion
Katja Kreeb, Sozialdezernentin des Enzkreises, und ihr Kollege Tobias Haußmann aus dem Kreis Calw freuten sich über die Initiative der AOK Nordschwarzwald für Informationsstände und Vorträge rund um die Pflege. „Es gibt so viele Angebote und Beratungsmöglichkeiten, das ist aber vielen noch nicht bekannt“, sagte Kreeb. Die Aktion im Sparkassenhaus sei „beispielhaft, viele ältere Menschen wollen daheimbleiben, was für Angehörige oft eine Herausforderung ist“. Und wer Familienmitglieder pflege, brauche Unterstützung“, so die Sozialdezernentin.
„Die Pflege ist inzwischen ein Megatrend in der Gesellschaft, das beschäftigt uns massiv, seit rund zehn Jahren immer stärker“, sagte Tobias Haußmann vom Calwer Landratsamt. „Es ist gut, dass sich Pflegeangebote und soziale Dienste mitsamt beratenden Stellen nicht auf die einzelnen Landkreise begrenzen“, so der Sozialdezernent. So habe das Pflegeforum der AOK im TurmQuartier gerade pflegenden Familienangehörigen kreisübergreifend zahlreiche Möglichkeiten aufgezeigt, so Haußmann. Ralf Steinert