Hepatitis-Viren verursachen Leberentzündungen, die aufgrund der häufigen Chronifizierung der Infektionen oft schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Foto: bluebay2014/stock.adobe.com

Hepatitis B und C nach COVID-19 die tödlichsten viralen Infektionen

Die Zahl der gemeldeten Hepatitis B- und C-Fälle (HBV und HCV) in Deutschland steigt weiter. Eine schlechte Nachricht muss das nicht sein. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um das Ziel zu erreichen, nachdem die beiden Virushepatiden bis 2030 eliminiert sein sollen. Machbar wäre es, wie Pharma-Fakten.de berichtet. 

Mehr Licht im Dunkel des Infektionsgeschehens

Dem Robert Koch Institut (RKI) wurden im vergangenen Jahr (2023) 22.875 HBV-Infektionen gemeldet, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 36 Prozent. Hinzu kamen 10.512 Menschen mit neu festgestellter HCV-Erkrankung (plus 30 Prozent). Das geht aus dem Epidemiologischen Bulletin 29/2024 hervor, das die Forschungseinrichtung des Bundes herausgibt. Was nach einem außer Kontrolle geratenen Infektionsgeschehen klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis von mehr Testung und besserer Diagnose – nach dem Motto: Wer suchet, der findet. Darauf weisen verschiedene Studien hin.

Mögliche Gründe für den starken Anstieg, so das Institut, sind das 2021 eingeführte HBV- und HCV-Screening im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung für Personen ab 35 Jahre, die elektronische Meldung von Labornachweisen und „die Fluchtmigration aus der Ukraine seit 2022, wo die HBV- und HCV-Prävalenz höher als in Deutschland ist.“ Nicht die Zahl der Erkrankten steigt stark an, es gelingt offenbar nur immer besser, Licht in das Dunkel des Infektionsgeschehens zu bringen.

HBV und HCV: Mehr Diagnosen – mehr Therapiemöglichkeiten

Das ist insofern eine gute Nachricht, weil nur die Menschen, die von ihrer Infektion wissen, sich auch behandeln lassen können. HBV und HCV, darauf hat die Weltgesundheitsorganisation hingewiesen, sind derzeit nach COVID-19 „die tödlichsten viralen Infektionen. Denn sie verursachen Leberentzündungen, die aufgrund der häufigen Chronifizierung der Infektionen oft schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.“

Vor HBV kann eine Impfung schützen; laut RKI ist sie „sehr wirksam“ und bietet einen „lebenslangen Schutz“. Eine bereits erfolgte Infektion ist mit antiviralen Arzneimitteln behandelbar, „die die Virusvermehrung unterdrücken und so die Progression der Lebererkrankung verhindern können. Ein vollständiges Ausheilen einer chronischen HBV-Infektion ist selten, aber eine langfristige Kontrolle der Viruslast ist mit der richtigen Therapie möglich.“

Gegen HCV hingegen gibt es bis heute keinen Impfstoff, dafür aber hochwirksame Medikamente: „Mehr als 95 Prozent der Infektionen können so geheilt, und Spätfolgen und Übertragungen somit vermindert werden.“ Damit stehen die Instrumente zur Verfügung, beide Virushepatiden massiv zurückzudrängen – und zu eliminieren.

Hepatitis-Elimination: Testen, testen, testen

Was also muss geschehen? Die Antwort lautet: Testen, testen, testen. „Um sich dem Ziel der Elimination anzunähern, sollten insbesondere Gruppen, in denen aktuell Infektionen übertragen werden, ein Testangebot, verbunden mit einer Behandlung und Zugang zu Maßnahmen der Prävention erhalten. Das betrifft insbesondere Menschen, die Drogen konsumieren, Menschen in Haft, Menschen mit sexuellen Risiken und aus Hochprävalenzländern. Die entsprechenden Angebote sollten zielgruppenspezifisch implementiert werden, um die Personen in ihrer jeweiligen Situation gut zu erreichen.“

Ob wir in Deutschland HBV und HCV eliminieren, ist weder eine Frage des „Wie“ noch des „Womit“. Es ist nur eine Frage, ob es gelingt, pharmazeutische Innovationen dort zur Verfügung stellen, wo sie gebraucht werden. pm

Weiterführende Links:

Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin 29/2024. HBV- und HCV-Infektionen in Deutschland

Weltgesundheitsorganisation (WHO): Global hepatitis report 2024