Die Mohren Apotheke, die älteste Apotheke Nürnbergs, hat nach 582 Jahren geschlossen. Der Grund: wirtschaftliche Untragbarkeit. Foto: Ardan Fuessmann/stock.adobe.com
Gefahr für die Versorgung von Patienten: Das Apotheken-Sterben geht beschleunigt weiter
Die Zahl der Apotheken in Deutschland hat erneut ein Rekordtief erreicht. Zum Ende des Jahres 2024 gab es nur noch 17.041 Apotheken vor Ort und damit 530 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor (17.571). Prozentual liegt der Rückgang somit bei 3 Prozent.
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich der Rückgang beschleunigt: 2022 schlossen per Saldo 393 Apotheken, 2023 waren es 497 Betriebsstätten. Auch die Entwicklung bei den Neueröffnungen ist symptomatisch für die schlechte wirtschaftliche Lage der Apotheken: 2022 wurden in Deutschland 68 Apotheken, im Jahr 2023 noch 62 und 2024 nur noch 48 neu eröffnet.
Niedrigste Apothekenzahl in Deutschland seit 1978
Deutschland verzeichnet somit die niedrigste Apothekenzahl seit 1978. Damals gab es in Ost- und Westdeutschland zusammen 16.857 Apotheken. Was die Apothekendichte betrifft, liegt Deutschland im EU-Vergleich mit 20 Apotheken für 100.000 Bürger weiterhin auf einem der hintersten Ränge. Im Durchschnitt versorgen in der EU 32 Apotheken 100.000 Menschen. Das ergibt eine aktuelle Erhebung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände auf Basis der Meldungen der Landesapothekerkammern.
„Wer eine Apotheke in Baden-Württemberg sucht, muss dafür unter Umständen immer weitere Wege auf sich nehmen. Ihre Zahl ist zum Ende des vergangenen Jahres auf 2.152 geschrumpft, wie eine Sprecherin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg in Stuttgart sagte. 70 Apotheken hätten 2024 für immer geschlossen. Nur vier neue seien eröffnet worden. In den letzten 15 Jahren sei die Zahl der Apotheken um mehr als 20 Prozent gesunken“, berichtet PZ-news.de über das Apothekensterben im Südwesten.
„Für uns ist es wichtig, dass die Menschen verstehen, dass wir auf deren Seite stehen. Es geht darum, die Politiker aufzuwecken, um das Ruder herumzureißen. Weitere 3000 Apotheken schreiben schon rote Zahlen, weitere Apothekenschließungen sind also in nächster Zukunft zu erwarten.“
Apothekerin Stephanie Isensee von der Pregizer Apotheke am Pforzheimer Leopoldplatz gegenüber Vital-Region.de
Schließungen gefährden die Versorgung für Tausende
„Der Rückgang der Apothekenzahl verläuft immer dramatischer, die Versorgung dünnt zunehmend aus“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Und: „Jede geschlossene Apotheke ist ein Mahnmal für eine gefährdete Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten. Die Menschen müssen längere Wege zur nächsten Apotheke zurücklegen und auf die bisherige vertraute Versorgung verzichten.“.
Und was steht den Schließungen an Neueröffnungen gegenüber? „Auch die immer weiter sinkende Zahl der Neueröffnungen mahnen wir erneut an: Gerade für junge Apothekerinnen und Apotheker lohnt es sich derzeit schlichtweg nicht, mit einem eigenen Apothekenbetrieb zu starten. In der Politik ist seit Jahren bekannt, dass die Apotheken chronisch unterfinanziert sind“, sagt Overwiening.
„Die Politik muss zum Handeln aufgefordert werden, damit Ihre Arzneimittel und die Ihrer Kinder nicht fehlen. Das System wird seit Jahren kaputtgespart.“
Apothekerin Stephanie Isensee von der Pregizer Apotheke am Pforzheimer Leopoldplatz in einem Flyer für ihre Kunden
Appell an die Politik
„Wenige Wochen vor der Bundestagswahl wird der Druck nun immer offensichtlicher, zumal die Gesundheitsversorgung für Millionen Menschen eine Top-Priorität bei ihrer Wahlentscheidung einnimmt. Die zur Wahl stehenden Parteien und somit auch die künftigen Koalitionspartner sind dringend aufgefordert, sofort daran zu arbeiten, die bestehenden und noch funktionierenden Strukturen der Arzneimittelversorgung finanziell zu stabilisieren und zu stärken“, so Overwiening.
Ihr Wunsch: „Und das bitte zusammen mit den Apothekerinnen und Apothekern – und nicht gegen sie! Vorschläge der Apothekerschaft – auch zur stärkeren Einbindung der heilberuflichen Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker in die Prävention – gibt es viele. Diese Versorgungsideen wollen wir gerne mit einer künftigen Bundesregierung ausarbeiten, feinjustieren und umsetzen. Entscheidend dabei ist immer das gemeinsame Ziel: Für die Patientinnen und Patienten muss die wohnortnahe Versorgung durch inhabergeführte Apotheken gesichert und auch verbessert werden.“
Mehr Informationen auf www.abda.de