Osteoporose ist eine chronische Erkrankung des Knochens, bei der die Knochendichte abnimmt und die Struktur porös wird. Dadurch steigt das Risiko für Brüche – oft reichen schon geringe Stürze oder sogar alltägliche Bewegungen. Foto: Rido/stock.adobe.com

Fast jede vierte hochaltrige Frau in Baden-Württemberg von Osteoporose betroffen

„Osteoporose ist kein unausweichliches Schicksal des Alters, sondern kann durch gezielte Vorsorge gemildert werden“, sagt Petra-Simone Dierich, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg, anlässlich des regionalen Gesundheitsatlas Osteoporose, den die AOK Baden-Württemberg im Vorfeld des Welt-Osteoporose-Tages (20. Oktober) veröffentlicht hat. Die aktuellen Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigen: 260.000 Menschen in Baden-Württemberg leiden an der Knochenerkrankung, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen den Geschlechtern abzeichnen.

Landes- und bundesweit weniger Osteoporose-Fälle

Während der Main-Tauber-Kreis mit 4,8 Prozent die höchste Prävalenz aufweist, verzeichnet Freiburg im Breisgau mit 3,0 Prozent die niedrigste Rate. Generell gilt: In Baden-Württemberg ist die Osteoporose-Häufigkeit in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Während im Jahr 2017 noch 4,2 Prozent der Bevölkerung ab 35 Jahren betroffen waren, lag die Prävalenz 2023 bei 3,7 Prozent. Dieser positive Trend spiegelt sich auch im bundesweiten Vergleich wider, wo die Werte im gleichen Zeitraum von 4,6 auf 4,0 Prozent zurückgingen.

„Der Rückgang könnte auf verbesserte Präventionsangebote und ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein hindeuten – etwa durch mehr Bewegung im Alltag, rauchfreie Lebensweise und calciumreiche Ernährung“, erklärt Dierich. Besonders deutlich zeigt sich die Verbesserung in urbanen Räumen: In Stuttgart sank die Erkrankungsrate seit 2017 um 0,6 Prozentpunkte, in Freiburg im Breisgau sogar um 0,9 Prozentpunkte. Dennoch bleiben Herausforderungen: In ländlichen Regionen wie dem Main-Tauber-Kreis stagnieren die Zahlen auf hohem Niveau, was unterstreicht, dass zielgruppenspezifische Aufklärung weiterhin notwendig ist.

Grafik: WIdO 2025 – Wissenschaftliches Institut der AOK/Gesundheitsatlas Deutschland

Osteoporose trifft vor allem Frauen

Besonders Frauen ab 90 Jahren sind stark betroffen – fast jede vierte leidet an Osteoporose. Bei Männern derselben Altersgruppe sind es nur 6,1 Prozent. „Der Östrogenrückgang nach der Menopause beschleunigt den Knochenabbau. Gleichzeitig führt die Angst vor Stürzen oft in einen Teufelskreis aus Bewegungsmangel und weiterer Knochenschwäche“, erklärt die Ärztin der AOK Baden-Württemberg. Auffällig ist der Zusammenhang mit dem Rauchverhalten: Regionen mit hohem Raucheranteil wie der Hohenlohekreis (4,7 Prozent) weisen bis zu 1,5-mal höhere Erkrankungsraten auf als Städte mit niedrigeren Raucherquoten.

Die Landeshauptstadt Stuttgart liegt mit 3,5 Prozent im Bundesvergleich im Mittelfeld. Nach Bereinigung um Alters- und Geschlechtsunterschiede steigt der Wert auf 3,8 Prozent, was auf eine vergleichsweise junge Stadtbevölkerung hindeutet. „In ländlichen Regionen sehen wir nicht nur höhere Erkrankungszahlen, sondern auch größere Hürden bei der Präventionsarbeit“, so Dierich.

Osteoporose – kurz erklärt

Was ist das?

Osteoporose ist eine chronische Erkrankung des Knochens, bei der die Knochendichte abnimmt und die Struktur porös wird. Dadurch steigt das Risiko für Brüche – oft reichen schon geringe Stürze oder sogar alltägliche Bewegungen.

Ursachen:

Die häufigste Ursache ist der altersbedingte Abbau von Knochenmasse. Bei Frauen beschleunigt sich dieser Prozess nach den Wechseljahren durch den sinkenden Östrogenspiegel. Weitere Risikofaktoren sind Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung (vor allem Kalzium- und Vitamin-D-Mangel), Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente (zum Beispiel Kortison) sowie familiäre Vorbelastung.

Symptome:

Lange Zeit verursacht Osteoporose keine Beschwerden. Erst bei Knochenbrüchen oder durch zunehmende Wirbelverformungen treten Rückenschmerzen, Größenverlust oder ein gekrümmter Rücken („Witwenbuckel“) auf.

Behandlung:

Die Therapie kombiniert Medikamente, Bewegung und Ernährung. Bei den Medikamente können Bisphosphonate, Denosumab oder Teriparatid den Knochenabbau bremsen oder den Aufbau fördern. In der Ernährung ist eine kalziumreiche Kost (zum Beispiel Milchprodukte, grünes Gemüse) und ausreichend Vitamin D hilfreich. Auch ausreichend Bewegung ist wichtig: Regelmäßiges Kraft- und Gleichgewichtstraining stärkt Knochen und Muskulatur.

Wer ist am häufigsten betroffen?

Rund 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen, meist nach der Menopause. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter – Männer können jedoch ebenfalls erkranken, besonders bei Hormonmangel oder chronischen Erkrankungen. pm/tok