Bereits mit Standardanwendungen der aktuellen Smart Speaker wie Alexa & Co. können kompensatorische Potenziale für das Auskommen von Senioren mit Demenzproblemen im Alltag genutzt werden. Foto: pikselstock/stock.adobe.com

Erleichterung im Alltag: Können Smart Speaker wie Alexa & Co. bei Demenz helfen?

Digitale Technik hat längst in der Gesundheitsversorgung Einzug gehalten. Auch beim „erfolgreichen Altern“ soll sie helfen. Die Gerontologie setzt auf „Intelligente Lautsprecher” – wie Alexa, Amazon Echo, Google Home, Apple Homepod – die altersbedingte Funktionseinschränkungen kompensieren, die Pflege unterstützen, präventive und kompetenzerhaltende Funktionen erfüllen sollen.

Ob und wie das klappt – auch bei Demenz – diskutierte jetzt ein Online-Forum, zu dem das Institut Arbeit und Technik an der IAT/Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen eingeladen hatte.

1,8 Millionen Demenz-Kranke in Deutschland

In Deutschland leben mittlerweile 1,8 Millionen Menschen, die an Alzheimer oder anderen Formen der Demenz erkrankt sind. So berichtet es das DeutschesGesundheitsPortal (DGP). Aufgrund der Erkrankung verschlechtert sich oft auch der allgemeine Gesundheitszustand, bereits im Frühstadium einer Demenzerkrankung kann es zu Einschränkungen der Selbstständigkeit und der Bewältigung verschiedener alltäglicher Anforderungen kommen. Um die Selbstständigkeit von Menschen mit Demenz zu fördern, gibt es mittlerweile mehrere Mobile Health (mHealth) Technologien, die unterstützend genutzt werden können.

Ein IAT-Team mit Elena Cramer, Peter Enste und Jenny Wielga ist beteiligt am europäischen Projekt MHealth-AD, mit dem die Nutzung mobiler Gesundheitstechnologien für Menschen mit leichter Demenz unter anderem durch ein Schulungsprogramm und eine Online-Plattform gefördert werden soll. Ergebnisse einer Befragung von Betroffenen stellte Alexander Kucharski vor: Er zeigte, dass bereits mit Standardanwendungen der Smart Speaker kompensatorische Potenziale für das Auskommen im Alltag genutzt werden.

Weckrufe, Erinnerungen, Ansprache und Unterhaltung

Benutzen kann man Alexa & Co. zum Beispiel für die Suche nach dem verlegten und vermeintlich unauffindbaren Telefon. Einfach „Alexa, finde mein Telefon“ sagen und der Smart Speaker lässt das Telefon klingeln, damit man es schnell wiederfinden kann. Oder man spricht das Gerät mit „Alexa, lass uns ein Spiel spielen“ an und schon kann man sich als Mensch mit Gedächtnislücken und Konzentrationsschwierigkeiten bei einem Quiz- oder Kartenspielspiel wieder das Gehirn beschäftigen und trainieren. Wenn kein Mitmensch greifbar ist, kann man Alexa bitten, einen Witz oder eine Geschichte zu erzählen. Ansprache und Unterhaltung – für Menschen mit Demenzproblemen kann ein Smart Speaker eine Hilfe gegen die Vereinsamung sein.

Solche „Intelligenten Lautsprecher“ können älteren Menschen dabei helfen, den Tag zu automatisieren. Das muss nicht das bloße Einschalten von Licht oder anderer Smart-Home-Geräte sein, das können durchaus Funktionen sein, die der Gesundheit dienen. Etwa durch Weck- und Erinnerungsfunktionen, wenn zum Beispiel immer zu einer bestimmten Zeit an die Einnahme der Tabletten erinnert oder ein seniorengerechtes Fitnessprogramm vorgeschlagen wird. Mann kann mit Alexa & Co. Routinen so planen, dass sie mit einem Sprachbefehl oder zu einer bestimmten Tageszeit starten, wenn jemand den Raum betritt oder sogar, wenn der Smart Speaker ein bestimmtes Geräusch wahrnimmt.

Nachteile und Risiken

Die Smart Speaker wurden durchaus als „Helfer im Alltag“ wahrgenommen, sie halfen, Einschränkungen in der Mobilität oder bei Sehbehinderung zu kompensieren. Die Interviewpartner beim Online-Forum der IAT/Westfälische Hochschule begrüßten auch, dass neue Formen der Kommunikation möglich wurden und sie trotz geringer Medienkompetenzen die neuen Geräte nutzen konnten, beispielsweise im Rahmen der informellen Pflege und Fürsorge während der Pandemie. Bei Einsamkeitsgefühlen können Sprachassistenten „soziale Rollen“ erfüllen. Allerdings gab es auch negative Stimmen: Trotz konstanter Nutzung wird eine Bedrohung der Privatsphäre und des Datenschutzes wahrgenommen (etwa durch Unternehmen oder sogar durch die eigene Familie), auch eine Bedrohung der eigenen Autonomie wird für möglich gehalten (zum Beispiel Abnahme von Erinnerungsfähigkeit aufgrund der Nutzung bestimmter Funktionen) und es gibt die Furcht vor Manipulation durch Fake-News.   DGP