Mit der zunehmenden Nutzung digitaler Medien steigt auch die Menge an Informationen, die Beschäftigte täglich verarbeiten müssen. Dies kann jedoch zu einer Beanspruchung führen, die auf Dauer negative Konsequenzen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit hat. Foto: ซัรริฮา เวาะแมะ – KI-generiert/stock.adobe.com

Digitaler Dauerstress? So stoppen Sie die Informationsflut im Job – bevor sie Sie krank macht

In der modernen Arbeitswelt kommt die E-Mail schneller als der Kaffee aus der Maschine, Chat-Nachrichten ploppen im Sekundentakt auf und nebenbei soll man natürlich noch konzentriert arbeiten. Willkommen im Zeitalter der Informationsflut – ein Phänomen, das längst nicht mehr nur nervt, sondern handfeste gesundheitliche Folgen haben kann.

Warum zu viele Infos krank machen können

Unser Gehirn ist kein Supercomputer. Wissenschaftlich betrachtet liegt die menschliche Informationsverarbeitungskapazität bei etwa 7 ± 2 Einheiten gleichzeitig. Werden diese Limits überschritten, spricht man von Informationsüberflutung. Das kann zu psychischen und körperlichen Symptomen führen – darunter Kopfschmerzen, Nervosität, Gereiztheit, Konzentrationsprobleme und sogar Burnout-Anzeichen wie emotionale Erschöpfung.
Dauerhafter Stress durch ständige Reizüberflutung erhöht außerdem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und schwächt das Immunsystem.

Typische Auslöser der medialen Überforderung

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nennt in einer Broschüre vier Hauptursachen:

• Zu hohe Informationsmenge – zu viele E-Mails, Dokumente, Meeting-Notizen, oft in zu kurzer Zeit.

• Zu viele Aufträge gleichzeitig – Multitasking ohne Pause.

• Schlechte Informationsqualität – unvollständig, unverständlich oder redundant.

• Ständige Unterbrechungen – Chat-Pop-ups, Benachrichtigungstöne, Anrufe mitten in einer Aufgabe.

Gerade dieser Mix wirkt wie ein permanenter Alarmmodus für das Gehirn – und der macht auf Dauer müde, fehleranfällig und krank.

Strategien gegen die Überflutung – so entlasten Sie Ihr Gehirn

Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Gegenmaßnahmen. Die BAuA unterscheidet zwischen organisatorischen und individuellen Strategien.

Organisatorisch:

• Medienlandschaft entschlacken – weniger Tools, dafür klare Strukturen und zentrale Zugänge.

• Realistische Zeitplanung – Pausen einplanen, Puffer für Unerwartetes lassen.

• Auftragsvielfalt reduzieren – klare Verantwortlichkeiten, Fokus auf Kernaufgaben.

Individuell:

• IT bewusst nutzen – Benachrichtigungen ausschalten, irrelevante Newsletter abbestellen.

• Arbeitszeit blocken – Phasen ohne E-Mail-Check für konzentriertes Arbeiten.

• Informationsqualität prüfen – Muss die Info wirklich raus? Ist sie klar formuliert?

Der psychologische Schlüssel: Erreichbarkeit begrenzen

Ein Dauerbrenner für die Psyche ist die ständige Erreichbarkeit – besonders im Homeoffice. Studien zeigen, dass fehlende Erholungsphasen die Stresshormone dauerhaft hochhalten. Wer klare Regeln setzt (zum Beispiel „Diensthandy nach 18 Uhr aus“) schützt nicht nur seine Freizeit, sondern langfristig auch seine Gesundheit.

Wer dann noch etwas Zeit übrig hat, kann sich die Broschüre baua: Praxis „Informationsflut. Gestaltungsansätze für Betriebe“ hier herunterladen oder im Webshop der BAuA bestellen. Interessierte erhalten eine allgemeine Einführung und Hintergrundwissen zum Thema sowie praktische Empfehlungen im Rahmen von Handlungsfeldern, die aufzeigen, wie am Arbeitsplatz mit Informationsflut leistungs- und gesundheitsförderlich umgegangen werden kann. Eine zentrale Empfehlung lautet: Maßnahmen sollten passgenau an die betrieblichen Gegebenheiten angepasst und partizipativ mit den Beschäftigten entwickelt werden – etwa im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung. Nur so kann ein nachhaltiger und gesunder Umgang mit digitalen Informationen im Arbeitsalltag gelingen.

Die Handlungshilfe richtet sich an alle Akteure, die sich im Betrieb mit der Arbeitsgestaltung auseinandersetzen. Hierzu zählen Führungskräfte, Mitarbeitende der Personalabteilung, des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder der Organisationsentwicklung, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärzte und auch die Beschäftigten selbst. pm/tok

Info

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden arbeiten rund 800 Beschäftigte. Mehr zum Thema unter www.baua.de