Ein Diabetes-Warnhund ist kein Ersatz für technische Hilfsmittel, warnen Ärzte. Aber er bringt Diabetes-Patienten dazu, sich mehr zu bewegen und dadurch mehr soziale Kontakte zu haben. Im Notfall stupst der Warnhund mit der Pfote oder der Nase seinen Zweibeiner an, um eine Über- oder Unterzuckerung anzuzeigen. Foto: Oszkár Dániel Gáti/stock.adobe.com

Diabetes-Warnhunde: Medizinische Überwachung und Bewegungstherapie auf vier Pfoten

Eine gute Therapie ersetzen Diabetes-Warnhunde zwar nicht. Aber sie bieten Betroffenen dennoch Vorteile. Diabetes-Warnhunde erkennen möglicherweise Unter- und Überzuckerungen bei Menschen. Wie genau das funktioniert, darüber gibt es verschiedene Theorien. Wissenschaftlich bestätigt ist bisher keine.

Diabetologen betonen dennoch die Vorteile, die Menschen mit Diabetes durch einen entsprechend geschulten vierbeinigen Begleiter genießen, schreibt das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“.

Einiges spricht für einen Diabetes-Warnhund

Laut Deutschem Assistenzhundezentrum dauert die Ausbildung für Diabetes-Warnhunde, die seit 2007 angeboten wird, 18 bis 24 Monate. An die Warnleistung des Hundes sollte man jedoch keine übertriebenen Erwartungen haben, sagen Experten. Ein Diabetes-Warnhund ist kein Ersatz für technische Hilfsmittel.

„In den wenigen Studien, die es zum Thema gibt, sind manche Hunde zwar auf eine Zuverlässigkeit von 90 Prozent gekommen“, erklärt Prof. Karsten Müssig, Chefarzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Hardenberg der Niels-Stensen-Kliniken in Georgsmarienhütte. Im Mittel habe die Verlässlichkeit aber nur knapp über der Zufallsquote gelegen. Also weit entfernt von dem Punkt, an dem man getrost auf technische Messmethoden wie eine kontinuierliche Glukosemessung verzichten könnte.

Dennoch gibt es nach Einschätzung von Karsten Müssig einiges, was für einen Warnhund spricht. Bei wissenschaftlichen Befragungen gaben die meisten Betroffenen an, dass sie bessere Blutglukosewerte und weniger Unterzuckerungen hätten, außerdem wurde eine Steigerung der Lebensqualität beobachtet.

Warnhunde stärken das Selbstvertrauen

Als Ursache vermutet Diabetologe Müssig, dass man mit einem Hund regelmäßig Bewegung hat, mehr unter Menschen kommt, und dass ein Vierbeiner gerade bei Kindern und Jugendlichen die Psyche stabilisiert. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit können Warnhunde also durchaus als Medizin auf vier Pfoten bezeichnet werden. Studien zeigen, dass sie das Selbstvertrauen und die Kommunikationsfähigkeit ihrer Zweibeiner stärken.

Hunde sind gleichzeitig aber auch anspruchsvolle Haustiere mit eigenen Bedürfnissen, die viele Verpflichtungen mit sich bringen. Das kostet jeden Tag mehrere Stunden Zeit. Genauso sollte man sich über die ein Hundeleben anfallenden Kosten im Klaren sein. Dazu zählen Tierarztbesuche, Impfungen, Futter, gegebenenfalls Hundesteuer und Zubehör.

Hunde können Notfalltelefon bedienen

Laut Webseite des Deutsches Assistenzhundezentrums bestehe die Hauptaufgabe eines Diabeteswarnhundes darin, den sinkenden und steigenden Blutzucker zu bemerken und den Diabetiker zu warnen, direkt bevor eine Unterzuckerung oder Überzuckerung passiert. „Bei Bedarf kann der Diabeteswarnhund lernen, falls doch mal eine Bewusstlosigkeit auftreten sollte, über das Notfalltelefon Hilfe zu verständigen.“

Aber das könne nicht jeder Hund. „Ein Hund muss als Diabetikerwarnhund geboren werden, man kann ihn nicht zum Diabetikerwarnhund machen!“, so das Deutsche Assistenzhundezentrum. Dort werden auch einige Anforderungen an den Diabetes-Patienten und sein familiäres Umfeld gestellt. Schließlich soll sich der Warnhund exklusiv um sein krankes Frauchen oder Herrchen kümmern und nur darauf fixiert sein – 24 Stunden am Tag, ohne Störungen durch andere Haustiere oder besonders zuwendungsbereite Angehörige.     pm/tok