„Wer durch die Nutzung von Sonnencreme die Entstehung von Sonnenbrand verzögert, wiegt sich häufig in trügerischer Sicherheit. Dadurch hält er sich jedoch viel länger in der Sonne auf, als er sollte“, warnt Ärztin Frederique Heim. Foto: Rido/stock.adobe.com
Das Sonnencreme-Paradox: Warum Eincremen allein nicht vor Hautkrebs schützt
Sonnencreme ist im Sommer gar nicht mehr wegzudenken − schon Kinder lernen inzwischen von klein auf, sich durch das Eincremen vor der Strahlung zu schützen. Umso rätselhafter erscheinen die Ergebnisse einer aktuellen kanadischen Studie, die zeigen, dass Menschen, die mehr Sonnenschutzmittel verwenden, paradoxerweise ein höheres Hautkrebsrisiko aufweisen.
Dr. med. Frederique Heim, Ärztin und zuständig für dermatologische Testungen bei „Rosel Heim nature + science“, ordnet die Ergebnisse ein. Sonnencreme ist ein wichtiger Schutz gegen die negativen Folgen der Sonnenstrahlen, aber sie wiegt die Sonnengenießer in einer falschen Sicherheit.
Sonnenbrand und Hautkrebs
„Viele Menschen denken irrtümlicherweise, dass Sonnencreme vor Hautkrebs schützt. Damit sitzen sie jedoch einem jahrzehntealten Irrtum auf: In den 50ern entdeckten Wissenschaftler, dass Menschen, die häufiger Sonnenbrand hatten, auch öfter Hautkrebs bekamen, und nahmen einen kausalen Zusammenhang an. Sonnenbrand galt es also unbedingt zu vermeiden − eine Denkweise, die bis heute in vielen Köpfen fest verankert ist“, sagt Frederique Heim. Und: „Deshalb entstanden Sonnencremes, deren einziger Zweck es ist, die Rötung der Haut zu verhindern.“
Doch das ist keine allumfassende Garantie gegen Hautkrebs. „Inzwischen wissen wir allerdings, dass der Sonnenbrand ein Warnzeichen bei zu viel Strahlung ist und nicht der alleinige Auslöser von Hautkrebs. Wie genau Hautkrebs entsteht, ist zwar immer noch nicht vollkommen geklärt, Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass Sonnenstrahlen das Erbgut der Zellen nachhaltig schädigen“, erklärt Frederique Heim. Da Cremes „lediglich ein bestimmtes Spektrum der Sonne wie UVA- und UVB-Strahlen“ herauszufiltern würden, so die Ärztin, würden sie wenig zur Hautkrebsprophylaxe beitragen.
Trügerische Sicherheit
Die Spezialistin für dermatologische Testungen warnt: „Wer durch die Nutzung von Sonnencreme die Entstehung von Sonnenbrand verzögert, wiegt sich häufig in trügerischer Sicherheit. Dadurch hält er sich jedoch viel länger in der Sonne auf, als er sollte. Denn jeder Mensch besitzt je nach Hauttyp eine individuelle Toleranzschwelle für die Sonnenstrahlung – Gefahr droht immer, wenn diese Schwelle überschritten wird.“
Durch diese trügerische Sicherheit würden sich auch die Ergebnisse der kanadischen Studie erklären lassen. Durch den steigenden Verbrauch von Sonnencreme wachse das Hautkrebsrisiko, denn „im Glauben an einen vollständigen Lichtschutz setzen sich viele Menschen zu lange der Sonne aus, was insbesondere in Breitengraden mit senkrechter Sonneneinstrahlung in Äquatornähe gefährlicher ist“, so Frederique Heim.
Ihr Tipp: Den besten Schutz vor Hautkrebs bilden langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und der Aufenthalt im Schatten, denn sie schirmen die Haut zuverlässiger vor Strahlung ab, als es Sonnencremes je könnten. „Cremes sollten deshalb immer nur als ergänzende Schutzmaßnahme verwendet werden und niemals als einzige“, sagt Frederique Heim. pm
Weitere Informationen unter www.rosel-heim.de