Auf Cybermobbing, Fake News, fragwürdige Influencer-Kultur und gefährliche Schönheitsideale treffen Kinder und Jugendliche überall im Internet und auf Social Media. Das kann zu gesundheitlichen Folgen Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsproblemen, depressiven Verstimmungen oder zu einem gestörten Selbstbild führen. Foto: Vadym – KI-generiert/stock.adobe.com

Cybermobbing, Fake News, Influencer-Kult: Kinder auf die Risiken der digitalen Welt vorbereiten

Wie können Kinder und Jugendliche lernen, digitale Medien gesund und verantwortungsvoll zu nutzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Treffens von Bildungsministern der Länder mit Vertretern der Ärzteschaft und Kostenträgern. Gemeinsam wurden Strategien beraten, um die Gesundheitskompetenz junger Menschen zu stärken und einen bewussten Medienkonsum zu fördern.

Das Treffen bildete den Auftakt für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Politik, Gesundheitswesen und Bildungseinrichtungen mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche besser auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.

Chancen und Risiken in der digitalen Welt

 „Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalisierten Welt auf, die enorme Chancen, aber auch erhebliche Risiken birgt. Viele Jugendliche verbringen mehrere Stunden täglich vor dem Bildschirm. Studien zeigen deutlich: Ein übermäßiger Medienkonsum kann die körperliche und psychische Gesundheit gefährden“, erklärt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Und wie sieht das konkret aus? „Typische Folgen sind Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsprobleme, depressive Verstimmungen oder ein gestörtes Selbstbild. Wenn Kinder und Jugendliche ihren Alltag kaum noch ohne Smartphone und Internet bewältigen können, ist das ein ernstes Warnsignal“, so Reinhardt.

Der Bundesärztekammer-Präsident gibt auch gleich eine Handlungsempfehlung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen: „Deshalb müssen wir sie frühzeitig befähigen, digitale Medien reflektiert und maßvoll zu nutzen. Medienkompetenz ist Teil der Gesundheitskompetenz und sollte zur schulischen Grundbildung gehören.“

Gesundheitskompetenz in der Schule entwickeln

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer und gemeinsam mit Reinhardt Vorsitzender des Ausschusses „Public Health“ der Bundesärztekammer, betont: „Die Schulen bieten ideale Voraussetzungen, um Gesundheitskompetenz schon im frühen Alter systematisch zu fördern. Wir brauchen Lehrplaninhalte zu zentralen Gesundheitsthemen. Wichtig ist zudem, dass gezielt Programme zur Förderung von Medienkompetenz in Schulen und für Familien etabliert werden. Wir schlagen daher eine neue Präventionsstrategie der ‚Digitalen Balance‘ vor, die in Curricula, Elterntrainings und -informationen und den regionalen Präventionsketten aufgenommen wird.“

Gesundheits- und Medienkompetenz kann man den Eltern nicht alleine aufbürden. „Wir alle wollen, dass unsere Kinder gesund aufwachsen. Dafür müssen wir ihnen helfen, mit digitalen Medien verantwortungsvoll umzugehen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich Schule, Elternhaus, Gesundheitssystem und Politik gemeinsam stellen müssen“, so Quitterer.

Stark machen gegen Mobbing und Fake News

Anne-Kathrin Klemm, Vorständin beim BKK Dachverband der Betriebskrankenkassen, erklärt: „Gesundheitskompetenz wird uns nicht in die Wiege gelegt. Sie muss aktiv erlernt und gelebt werden – und zwar so früh wie möglich. Wir leben heute in einer Zeit, in der Informationen zu Gesundheit und Krankheit kaum von Desinformationen zu unterscheiden sind. Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, diese Informationen einzuordnen und sie verantwortungsvoll für sich zu nutzen.“

Auf was genau sollen die Kinder und Jugendlichen vorbereitet werden? „Cybermobbing, Fake News, die Influencer-Kultur und gefährliche Schönheitsideale begegnen unseren Kindern potenziell überall im Internet. Wir sollten sie angemessen darauf vorbereiten. Cybermobbing-Aufklärung sowie Navigations- und digitale Gesundheitskompetenz sollten deshalb genauso in die Elementarbildung verankert werden wie Lesen, Schreiben und Rechnen.“

Mit dem Treffen wurde ein wichtiger Schritt hin zu einer gemeinsamen Präventionsstrategie getan. Die beteiligten Akteure wollen, so teilt es die Bundesärztekammer mit, den Dialog fortsetzen und konkrete Maßnahmen für Schule, Eltern und Gesundheitswesen auf den Weg bringen.    pm/tok