Jugendliche, die unter chronischem Stress leiden, neigen zu impulsivem Verhalten und sind daher sehr anfällig für die zunehmende Verfügbarkeit und Werbung für ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Chips. Foto: Juliaap/stock.adobe.com

Chronischer Stress und Impulsivität machen Jugendliche anfällig für Süßes und Snacks

Eine neue Untersuchung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS hat ermittelt, wie emotionale Zustände die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen und welche Interventionen helfen, ungesunde Essgewohnheiten zu ändern. Die Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Rolle von Stress und Impulsivität bei der Nahrungsauswahl, insbesondere im Zusammenhang mit süßen und fetthaltigen Lebensmitteln.

Sie ist jetzt im Fachmagazin International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity erschienen, wie das DeutschesGesundheitsportal (DGP) berichtet.

Breit angelegte Studie in acht europäischen Ländern

Um den Zusammenhang zwischen Emotionen, Impulsivität und der Vorliebe für süße und fetthaltige Lebensmittel zu untersuchen, analysierte das Team um Do Daten der europäischen IDEFICS/I.Family Kohorte. In dieser breit angelegten multizentrischen Studie in acht europäischen Ländern (Belgien, Zypern, Estland, Deutschland, Ungarn, Italien, Spanien, Schweden) wurden Auswirkungen gesundheitsbezogener Verhaltensweisen auf Übergewicht und metabolische Störungen bei Kindern und Jugendlichen untersucht.

Die Erhebung begann 2007 mit 16.230 Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren und wurde in weiteren Wellen bis 2021 fortgesetzt. In der aktuellen Studie hat das Team um Do hypothetisch alle Jugendlichen auf ein hohes Wohlbefinden beziehungsweise eine niedrige Impulsivität gesetzt und mit den niedrigen beziehungsweise hohen Werten verglichen, um so die Effekte auf die Neigung zu süßen und fetthaltigen Lebensmitteln zu schätzen.

Impulsivität lässt eher zu ungesundem Essen greifen

„Der Verzehr von ungesunden Lebensmitteln, wie süßen oder fetthaltigen Lebensmitteln, als Reaktion auf negative Emotionen, ist eine oft unregulierte Strategie unseres Körpers, mit negativen Emotionen umzugehen, wie zum Beispiel Angst, Wut, Frust, Stress oder Trauer“, erklärt PD Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe Lebensstilbedingte Erkrankungen am BIPS.

„Vergleicht man die Auswirkungen des Wohlbefindens und der Impulsivität auf die Neigung zu ungesunden Lebensmitteln, so deuten unsere Analysen darauf hin, dass Impulsivität einen stärkeren Effekt haben könnten. Dies unterstreicht die Bedeutung von Maßnahmen, die emotionsgesteuerte Impulsivität senken. Konkret helfen könnte da zum Beispiel Sport.“

Chronischer Stress verlangt Süßes und Snacks

Jugendliche, die unter chronischem Stress leiden, neigen zu impulsivem Verhalten und sind daher sehr anfällig für die zunehmende Verfügbarkeit und Werbung für ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Chips. Die Ergebnisse der Studie sind besonders relevant angesichts der starken Präsenz und Vermarktung ungesunder Lebensmittel in Europa.

Das Heranwachsen ist eine Zeit, in der Jugendliche Strategien erlernen, mit Stress besser umzugehen. Daher eignet sich diese Altersgruppe besonders für entsprechende Präventionsmaßnahmen. Erlernt ein Mensch in dieser Phase ungesunde Verhaltensweisen, bleiben sie meist ein Leben lang. Weiterer Forschung zu wirksamen Interventionen ist daher sehr wichtig, so das Team in seinem Paper.

Info

Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 97 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. DGP