Beschäftigte im Südwesten waren im Bereich der AOK Baden-Württemberg in 2024 durchschnittlich fast 22 Tage krankgeschrieben. Die hohe Zahl geht vor allem auf Langzeiterkrankte zurück. Mit durchschnittlich 27,5 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall verursachten psychische Erkrankungen im Vergleich der Krankheitsarten die längsten Ausfallzeiten. Foto: DimaBerlin/stock.adobe.com

AOK Baden-Württemberg: 2024 entfielen 38 Prozent der Fehltage auf Langzeiterkrankungen

Im Durchschnitt sind AOK-versicherte Beschäftigte in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 21,7 Tage krankheitsbedingt an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Dabei dauerten knapp 60 Prozent der Fehlzeiten länger als zwei Wochen und 38,4 Prozent sogar länger als sechs Wochen.

„Damit wird deutlich, dass langfristige Krankmeldungen einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtausfallzeiten in den Betrieben haben. Diese Fälle sollten daher mit der betrieblichen Gesundheitsförderung ebenfalls in den Fokus genommen werden“, kommentiert Christian Konrad, Spezialist Vorsorge und Prävention bei der AOK Baden-Württemberg. Der Durchschnittwert von 21,7 Krankheitstagen in Baden-Württemberg liegt knapp über dem Niveau des Jahres 2023 (21,6 Prozent) und etwas unter dem bisherigen Höchststand von 2022 (23,3 Tage).

Knapp drei Viertel (73,2 Prozent) der Krankschreibungen des Jahres 2024 in Baden-Württemberg endeten laut der Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) nach spätestens einer Woche. Trotz der Häufigkeit dieser kurzen Krankmeldungen machten sie nur 25,8 Prozent aller Fehlzeiten aus. Im Gegensatz dazu verursachten die 3 Prozent der Krankmeldungen, die länger als sechs Wochen andauerten, immerhin 38,4 Prozent der gesamten Fehlzeiten.

Atemwegserkrankungen häufigster Grund für Krankschreibungen

Die krankheitsbedingten Ausfallzeiten im Südwesten sind im Wesentlichen von sechs großen Krankheitsgruppen bestimmt worden: Muskel-Skelett-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Verletzungen, psychische Störungen und Verhaltensstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Verdauungsorgane. 64,8 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage entfielen im letzten Jahr auf diese sechs Krankheitsarten.

Der häufigste Grund für die Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen waren Atemwegserkrankungen. Im Jahr 2024 waren diese für fast jeden Dritten (29,8 Prozent) Arbeitsunfähigkeitsfall in Baden-Württemberg verantwortlich. Aufgrund der vergleichsweise geringen durchschnittlichen Erkrankungsdauer, betrug der Anteil der Atemwegserkrankungen an den gesamten Arbeitsunfähigkeitstagen des Jahres 2024 nur 15,9 Prozent.

Psychische Erkrankungen mit langen Ausfallzeiten

Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage wurden 2024 durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht, die häufig mit längeren Ausfallzeiten verbunden waren. 19,7 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage waren 2024 allein auf diese Krankheitsart zurückzuführen, obwohl sie nur für 13,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich war. Das ist vor allem auf den Anteil der Langzeit-Erkrankungen von über sechs Wochen zurückzuführen, der bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen 2024 mit einem Anteil von 9,6 Prozent am höchsten lag.

Auch psychische Erkrankungen spielen beim Krankenstand eine große Rolle: Obwohl sie nur 4,5 Prozent aller AU-Fällen ausmachten, entfielen 11,5 Prozent aller AU-Tage auf psychische Erkrankungen. Mit durchschnittlich 27,5 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall verursachten sie im Vergleich der Krankheitsarten die längsten Ausfallzeiten. Bei den langen Ausfallzeiten von mehr als sechs Wochen erreichten sie 2024 einen Anteil von 8,9 Prozent. „Auch hier kann betriebliche Gesundheitsförderung Ansätze bieten, um die Widerstandsfähigkeit und psychische Belastbarkeit der Belegschaft von Betrieben zu stärken. Eine gute Unternehmenskultur und Führung sind zentrale Stellschrauben, um Mitarbeitende gesund zu erhalten und langfristig an die Unternehmen zu binden“, sagt Christian Konrad.

Krankheitsbedingte Ausfallzeiten 2024 erneut auf hohem Niveau

Insgesamt lag der Krankenstand bei den AOK-versicherten Beschäftigten in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2024 bei 5,9 Prozent. Erkrankte Beschäftigte erhielten von ihren behandelnden Ärzten 2024 im Schnitt 2,2 AU-Bescheinigungen und fehlten 21,7 Tage krankheitsbedingt in ihren Betrieben. Damit lagen die Ausfallzeiten auf Vorjahresniveau und deutlich über dem 10-Jahres-Durchschnitt. Der bisherige Höchststand des Jahres 2022 ist vor allem auf eine große Zahl von Erkältungskrankheiten und auf mehrere Infektionswellen mit der Omikron-Variante des Coronavirus zurückzuführen.

Auch die Einführung der elektronischen Krankschreibung (eAU) spielte eine Rolle. Sie ermöglicht ein vollständigeres Bild der AU-Meldungen.

Der Monatsverlauf der Arbeitsunfähigkeits-Daten in den zurückliegenden drei Jahren zeigt jeweils einen wellenförmigen Verlauf: Insbesondere im Frühjahr und im Winter stiegen die krankheitsbedingten Ausfalltage deutlich an. Die jeweiligen Höchststände wurden in den Monaten Januar bis März sowie von Oktober bis Dezember erreicht. Bestimmend für diese wellenförmige Entwicklung sind die Atemwegserkrankungen, die im Jahr 2024 ihre höchsten Werte mit durchschnittlich 0,6 Tagen im Januar, Februar und Oktober erreicht haben.

Deutliche Unterschiede zwischen Berufsgruppen

Auch bei den einzelnen Berufsgruppen gibt es große Unterschiede hinsichtlich der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage weisen Berufsgruppen aus dem gewerblichen Bereich auf, zum Bespiel Straßen- und Tunnelwärter (34,1 Tage im Jahr 2024) und Berufe in der Ver- und Entsorgung (34 Tage in 2024). Es handelt es sich häufig um Berufe mit hohen körperlichen Arbeitsbelastungen und überdurchschnittlich vielen Arbeitsunfällen. Auch soziale Tätigkeiten wie Berufe in der Altenpflege, die in besonders hohem Maße psychischen Arbeitsbelastungen ausgesetzt sind, weisen hohe Krankenstände auf.

Die niedrigsten Krankenstände sind bei akademisch geprägten Berufsgruppen wie zum Beispiel in der Hochschullehre und -forschung, der Unternehmensberatung oder der Softwareentwicklung zu verzeichnen. Während Beschäftigte in der Hochschullehre und -forschung im Jahr 2024 im Durchschnitt nur 6,6 Tage krankgeschrieben waren, waren es bei den Berufen in der Ver- und Entsorgung mehr als fünf Mal so viel. „Das zeigt, dass Unternehmen ihre Gesundheitsförderung auf die spezifischen Belastungen und Bedürfnisse der verschiedenen Beschäftigtengruppen zuschneiden sollten“, sagt Christian Konrad. pm