Können Führungskräfte ihre psychische Gesundheit und ihre Fähigkeiten zur gesunden Führung selbst gut einschätzen, kann dies auch positive Auswirkungen auf die Mitarbeitenden haben. Foto: Liubomir/stock.adobe.com

So bleiben Führungskräfte in der Balance

Führungskräfte müssen heutzutage viele Anforderungen meistern. Sie müssen auf die Gesundheit der Mitarbeiter achten und das eigene Wohlbefinden nicht aus dem Blick verlieren. Die AOK Baden-Württemberg zeigt Führungskräften, wie sie ihre Energiequellen im Blick behalten können.

AOK-Seminare zu „Führung in Balance“

Sandra Goal, Präventionsexpertin in der AOK Baden-Württemberg, ist bestens vorbereitet. Heute behandelt sie das Thema gesunde Selbstführung: Wie Führungskräfte ihre Ressourcen stärken. Es ist eines von drei Modulen der Seminarreihe „Führung in Balance“, das die AOK mit insgesamt sechs Experten im Rahmen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) für Unternehmen anbietet. Weitere Themen sind gesundheitsgerechte Führung und der Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Veranstaltungsort ist die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ), eine Organisation freiberuflicher Kfz- Sachverständiger in Deutschland.

Insgesamt 40 Führungskräfte des Unternehmens lernen an diesem und weiteren Tagen, wie sie selbst in Balance bleiben. „Um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden, müssen Führungskräfte zuerst auf ihre eigene Gesundheit achten – auch als Vorbild“, erklärt Sandra Goal. Es hilft, die eigenen psychischen Schutzfaktoren zu trainieren, um besser mit Stress umzugehen. „Dazu gehören Achtsamkeit, die bewusste Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der Umgang mit herausfordernden Situationen“, sagt die 52-Jährige.

Wie beeinflusst man die Gesundheit der Mitarbeiter positiv?

Im Modul gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung lernen Führungskräfte, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden positiv zu beeinflussen. Ein Kernstück gesunder Führung ist die wertschätzende Haltung gegenüber den Beschäftigten. Wertschätzende Kommunikation fördere eine offene Haltung bei den Mitarbeitenden, erklärt sie.

Der „Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden“ gewinnt in allen Seminarmodulen an Bedeutung, da psychische Erkrankungen zunehmen. So haben hier die Arbeitsunfähigkeits-Tage (AU-Tage) seit 2014 um 47 Prozent zugenommen. „Viele sind unsicher, wie sie psychisch belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen und mit ihnen umgehen sollen“, fasst Sandra Goal zusammen. Deshalb sei es wichtig, Frühwarnzeichen zu erkennen und Betroffenen im beruflichen Kontext unterstützend zur Seite zu stehen.

Kurzinterview mit Dr. Ruben Vonderlin

Die Gesundheit des ganzen Teams fördern – das erachtet Dr. Ruben Vonderlin von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim als eine wichtige Aufgabe von Führungskräften.

Sie begleiteten das Programm „Führung in Balance“ wissenschaftlich. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Dr. Ruben Vonderlin: Das Programm erhielt durchweg positives Feedback. Führungskräfte empfanden es als äußerst hilfreich für ihren Arbeitsalltag, ihre Führungsaufgaben und ihre persönliche Entwicklung. Wissenschaftlich konnten wir zeigen, dass die mentale Belastung der Teilnehmer im Vergleich zu einer passiven Kontrollgruppe signifikant stärker abnahm. Zudem verbesserten sich die gesunde Selbst- und Mitarbeiterführung im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich.

Wo gab es die größten Effekte?

Dr. Ruben Vonderlin: Bei der Selbsteinschätzung der Führungskräfte, besonders hinsichtlich ihrer psychischen Gesundheit und der gesunden Führung. Wir prüften auch, ob diese Effekte bei Mitarbeitenden sichtbar sind, die nicht am Programm teilnahmen. In der Gesamtstichprobe war dies nicht der Fall. Dies betont die Notwendigkeit, Präventionsprogramme so zu entwickeln, dass sie die Gesundheit ganzer Teams fördern. Führungskräfte im Programm hatten zudem signifikant weniger AU-Tage als die Kontrollgruppe.

Welche Rolle spielen dabei die AOK-Präventionsexperten?

Dr. Ruben Vonderlin: Sie waren entscheidend für den Erfolg. Sie pflegen einen engen Kontakt zu den Unternehmen und bieten umfassende Beratung zur Gesundheitsförderung. Sie vermitteln engagiert und mit hoher fachlicher Qualifikation praxisnah evidenzbasierte Programme wie „Lebe Balance“ und „Führung in Balance“.      pm