Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Gürtelrose – und dabei handelt es sich trotz der Bläschen nicht um eine Haut-, sondern um eine Infektionskrankheit. Foto: Марина Демешко/stock.adobe.com

Anhaltende Nervenschmerzen bei Gürtelrose – Impfung bremst Virus aus

Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an der Viruserkrankung Gürtelrose – und zwar nicht durch Ansteckung, sondern durch eine Reaktivierung des Windpocken-Erregers Varizella Zoster im eigenen Körper. Jährlich sind das in Deutschland rund 400.000 Personen. Bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen kommt es im Laufe der Erkrankung zu Komplikationen.

Am häufigsten sind dies anhaltende Nervenschmerzen, die als sogenannte Post-Zoster-Neuralgie (PZN) wochen-, monate- oder auch lebenslang andauern können. „Die Schmerzen fühlten sich an wie Messerstiche in den Rücken“, erinnert sich die ehemals Betroffene Pia H.

Frühes Entdecken der Gürtelrose ist wichtig

Dass die Schmerzproblematik bei Gürtelrose nicht zu unterschätzen ist, weiß auch Dr. med. Markus Heinemann aus seiner langjährigen Praxiserfahrung: „Ohne zügige Behandlung innerhalb eines therapeutischen Zeitfensters von 72 Stunden nach Ausbruch der Gürtelrose baut sich eine immer stärkere Entzündung im Körper auf. Die Schmerzen, die eine Gürtelrose-Infektion begleiten, können dann lange anhalten – manchmal sogar für immer“, so der Internist und Infektiologe.

Aber: Die Symptome einer Gürtelrose sind anfänglich zumeist eher unspezifisch und können sich beispielsweise durch Fieber sowie allgemeines Unwohlsein äußern. Erst bei Auftreten des typischen Hautausschlags und brennender Schmerzen wird an Gürtelrose gedacht. Wichtig bei einer Gürtelrose ist jedoch das schnelle Einleiten einer therapeutischen Behandlung, um mögliche Langzeitfolgen zu vermeiden.

Es ist so einfach, sich vor Gürtelrose zu schützen: Eine Impfung beugt der Reaktivierung von im Körper schlummernden Windpocken-Erregern vor. Foto: Zerbor/stock.adobe.com

Risiko für Gürtelrose-Schmerzen steigt im Alter

Das Immunsystem nimmt in seiner Leistung altersbedingt ab, daher sind Menschen ab 60 Jahren besonders von einer sogenannten Herpes-Zoster-Erkrankung bedroht. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge steigen mit zunehmendem Lebensalter Inzidenz und Dauer einer PZN. So beträgt der Anteil der Betroffenen mit Gürtelrose-Schmerzen von einem Jahr oder länger bei den über 60-Jährigen mehr als 80 Prozent. Allgemein wird der Schmerzgrad bei Herpes-Zoster-bedingten Schmerzen durchaus als sehr stark wahrgenommen – deutlich höher als beispielsweise Schmerzzustände bei Rheumatoider Arthritis.

Mit den schmerzhaften Langzeitfolgen bei Gürtelrose kennt sich Günther Rambach von der Deutschen Schmerzliga e. V. aus. Als Vorstandsmitglied betreut er unter anderem das Schmerztelefon und führt viele Gespräche mit Betroffenen. „Im Jahr 2022 haben uns über die Hotline fast 2000 Menschen erreicht. Circa jeder vierte Anrufer hatte Fragen zu Gürtelrose und zur Post-Zoster-Neuralgie. Es ist teilweise erschütternd, wie sehr die Betroffenen tagtäglich unter den Nervenschmerzen leiden, die durch eine Gürtelrose-Erkrankung entstanden sind. In der allgemeinen Öffentlichkeit scheinen die möglicherweise gravierenden Folgen dieser Viruserkrankung noch wenig bekannt“, beschreibt Rambach seine Erfahrungen.

Keine Haut-, sondern eine Infektionskrankheit

Gürtelrose scheint auf den ersten Blick eine Hautkrankheit zu sein, ist aber eine ernste Infektionskrankheit, die durch die Reaktivierung des Windpockenerregers ausgelöst wird. Weder ein gesunder Lebensstil noch Maßnahmen wie die AHA-Regeln können daran etwas ändern. Zum einen nehmen die Abwehrkräfte im Alter ab, wodurch eine Reaktivierung wahrscheinlicher wird. Zum anderen stecken sich Betroffene nicht aktuell an, sondern haben den Erreger bereits im Körper und dieser kann bei einer Schwächung des Immunsystems (etwa durch Alter, Stress, COVID-19-Erkrankung) reaktiviert werden.

Gürtelrose-Symptome sind vielfältig  

Bei Ausbruch der Gürtelrose wandern die zuvor inaktiven Erreger aus den Nervenknoten entlang der Nervenfasern bis zu deren Enden an der Hautoberfläche. Dort entstehen die charakteristischen Bläschen, die sich oftmals gürtel- oder bandförmig um den Körper legen. Häufig ist nur eine Körperhälfte betroffen.

Da das Virus über die Nervenbahnen den Weg zur Haut findet, treten häufig noch vor Auftreten der typischen Bläschen starke, einschießende Schmerzen auf. Weitere Symptome sind beispielsweise Abgeschlagenheit, Erschöpfung und teilweise über Monate anhaltende, stark brennende bis stechende Nervenschmerzen. Bis zu 30 Prozent der Betroffenen haben mit Komplikationen und Langzeitfolgen zu kämpfen. Manchmal dauert dies mehrere Monate, in anderen Fällen können die Schmerzen ein Leben lang anhalten. Daneben kann Gürtelrose auch zu Sehstörungen, einem vollständigen Seh- und Hörverlust sowie in seltenen Fällen auch zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Diese Impfungen werden von der Stiko für Erwachsene empfohlen. Bildrechte: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG

Eine Impfung kann vor Gürtelrose schützen

Mehr als 95 Prozent der über 60-Jährigen sind Träger des Windpocken-Erregers Varizella Zoster, der später im Leben reaktiviert werden kann und zu Gürtelrose führt. Grundsätzlich ist Gürtelrose eine ernstzunehmende Erkrankung, vor der man sich jedoch schützen kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Vorsorge-Impfung gegen Gürtelrose für alle Menschen ab 60 Jahren. Die Krankenkassen übernehmen hierfür die Kosten. Für Menschen mit Grunderkrankung wird die Impfung ab 50 Jahren empfohlen.

Mehr Informationen zur Viruserkrankung Gürtelrose finden Sie unter: www.impfen.de/guertelrose

Corona-Schutzimpfung ohne Einfluss auf Gürtelrose

Die Sorge wegen vermeintlicher Nebenwirkungen hält viele Menschen noch immer von der Impfung gegen SARS-CoV-2 ab. Auch im Hinblick auf eine mögliche impfassoziierte Herpes-Zoster-Erkrankung (Gürtelrose) ist dies aber nicht gerechtfertigt, wie eine große Auswertung von über zwei Millionen Geimpften zeigte. Die Ergebnisse machen eine klare Aussage, dass die COVID-Impfung nicht mit einer erhöhten Rate von Herpes Zoster assoziiert ist. Eine ergänzende Kohortenanalyse zeigte darüber hinaus auch kein erhöhtes Impfrisiko für Herpes Zoster verglichen mit der Influenza-Impfung aus der Zeit vor der Pandemie. pm/GSK/DGP