Die Umwandlung von weißem Fett, das Energie speichert, in beiges Fett, das die gespeicherte Energie in Wärme umwandelt, wird als „beiging“ bezeichnet. Bonner Forschende konnten bereits zeigen, dass „beiging“ von Fettgewebe durch ein lokales Auftragen entsprechender Wirkstoffe auf die Haut erreicht werden kann. Jetzt soll eine klinischen Studie die Bestätigung der Wirksamkeit zur lokalen Fettreduktion an Patienten erbringen. Foto: Kurhan/stock.adobe.com

Adipositastherapie ohne Spritze: Lokal im Körper Fett abbauen durch Wirkstoff auf der Haut

Lokal Fett abbauen durch einfache Wirkstoffgabe auf die Haut: Eine klinische Studie der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Bonn (UKB) soll die Wirksamkeit dieser innovativen Methode nun bestätigen. Das Projekt „Miraskin“ erhält dafür bis 2026 eine Förderung in Höhe von 1,7 Millionen Euro aus dem Programm „VIP+“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Starke Nebenwirkungen bei Adipositas-Arzneimitteln

Adipositas und Fettstoffwechselerkrankungen sind bedeutende Faktoren bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, psychischen Krankheiten und sozialer Isolation. Es bedarf daher effektiver Arzneimittel, die zielgerichtet den Fettabbau unterstützen. Bislang verfügbare Medikamente weisen jedoch starke Nebenwirkungen oder unzureichende Wirksamkeit auf und erlauben keine zielgerichtete lokale Therapie, sondern wirken immer auf den gesamten Organismus.

Hier setzt die neue Methode zur Fettreduktion des Projektes „Miraskin: Lokaler pharmakologischer Therapieansatz zum Umbau und Reduktion von Fettgewebe“ an, ein Gemeinschaftsprojekt von Prof. Dr. Alf Lamprecht von der Universität Bonn und Prof. Dr. Alexander Pfeifer vom Universitätsklinikum Bonn. Ziel ist die Validierung einer neuen therapeutischen Herangehensweise, der lokalen dermalen Gabe, um damit die Wirkung lokal im Fett zu erzielen, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.

Klinische Studie soll lokale Fettreduktion bestätigen

Denn es gibt drei Arten von Fett: weißes, braunes und beiges. Die Umwandlung von weißem Fett, das Energie speichert, in beiges Fett, das die gespeicherte Energie in Wärme umwandelt, wird als „beiging“ bezeichnet. Das Team aus der Pharmakologie und der Pharmazeutischen Technologie konnte bereits zeigen, dass „beiging“ von Fettgewebe durch eine lokale Applikation entsprechender Wirkstoffe auf die Haut erreicht werden kann. Die bisherigen Daten aus humanen Gewebe- und Tiermodellen sollen jetzt in einer klinischen Studie die Bestätigung der Wirksamkeit zur lokalen Fettreduktion an Patienten erbringen.

Lokale Therapie verringert Wirkstoffbelastung des ganzen Körpers

Der neue lokale Therapieansatz kann die Wirkstoffbelastung des restlichen Körpers deutlich verringern und somit bei einer längeren Anwendung die Nebenwirkungen reduzieren, die augenblickliche Ansätze noch in erheblichem Maße zeigen, die auf der Anwendung von Tabletten oder Spritzen basieren. „Ein wichtiges Ziel ist natürlich die Translation, das heißt die Ergebnisse der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung zu bringen. Wir sehen langfristig durchaus die Perspektive, auf dieser Basis ein Arzneimittel zu entwickeln“, sagt Prof. Lamprecht.

Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Bonn unter Leitung von Prof. Pfeifer, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie, durchgeführt: „Fettgewebe ist nicht immer ‚schlecht‘ und die Grundidee ist es, weißes in gutes braunes Fett umzuwandeln und den Energiehaushalt wieder ins Lot zu bringen. Das Projekt `Miraskin´ untersucht, ob dies ohne Spritze und Operation möglich ist.“

Validierung ist zentral für den Wissenstransfer

„Das BMBF-Förderprogramm VIP+ spielt in der Förderlandschaft eine ganz besondere Rolle auf dem Weg ‚vom Labor zum Markt‘. Diese frühphasige Förderung ermöglicht das Innovationspotenzial von Ergebnissen in der Grundlagenforschung weiter zu prüfen und zu bewerten“, sagt Sandra Speer, Leiterin des Transfer Centers enaCom der Universität Bonn. Die Validierung bildet im Prozess des Wissenstransfers die Brücke zwischen Forschung und Verwertung beziehungsweise Anwendung. So kann aus der Idee oder dem Forschungsergebnis eine Innovation werden, die einen Beitrag zur wirtschaftlicher Wertschöpfung oder gesellschaftlicher Anwendung leisten. DGP