Bundesweit essen mittags vier von fünf Kindern im Kita-Alter in einer Betreuungseinrichtung. Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen fordern, eine warme Mahlzeit aus Steuermitteln zu finanzieren. Foto: Oksana Kuzmina/stock.adobe.com
Kitas und Schulen: Was für ein kostenloses Mittagessen für Kinder spricht
Ein Mittagessen für alle Kinder in Kitas und Schulen, finanziert aus Steuermitteln. Absurde Idee angesichts leerer Kassen? Oder eine gute Investition? Bundesweit essen 78 Prozent der Kinder unter sieben Jahren mittags in einer Betreuungseinrichtung, etwa in der Kita. Sie nehmen hier circa 40 Prozent der Gesamtenergie des Tages zu sich.
„Ein gesundes Mittagessen ist eine wichtige Basis für eine gute körperliche und geistige Entwicklung der Kinder“, sagt Sonja Fahmy, Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), gegenüber dem Apothekenmagazin „ELTERN“.
Schlüssel zu mehr Bildungsgerechtigkeit
Unabhängig von der Kostenfrage ist es für Eltern eine wichtige Unterstützung, wenn ihr Kind in der Kita ein vollwertiges Essen bekommt. Inzwischen fordern Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen, allen Kindern in Kitas, Krippen und Schulen eine warme Mahlzeit aus Steuermitteln zu finanzieren. Der wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums (www.bmel.de) zum Beispiel sieht darin einen Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit und für die Prävention von ernährungsabhängigen Krankheiten.
Sogar in der Bevölkerung stößt die Idee einer steuerfinanzierten Mahlzeit auf breite Zustimmung. Vor einigen Monaten empfahl der Ernährungsrat – ein Gremium, das den Querschnitt der Bevölkerung abbildet und die Bundesregierung in Sachen Ernährungspolitik berät –, Finanzmittel für eine künftige Kindergelderhöhung lieber für das kostenfreie Mittagessen umzuwandeln.
Oft zu viel Fleisch und Frittiertes auf dem Tisch
Experten weisen jedoch darauf hin, dass Kita-Essen in vielen Fällen nicht wirklich gesund ist. Es kommt zu häufig Fleisch und Frittiertes und zu wenig Obst und Gemüse auf den Tisch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Speisepläne von 1408 Kitas unter die Lupe genommen hat.
„Allerdings gibt es sehr große Unterschiede in den Einrichtungen“, betont Ernährungswissenschaftlerin Sonja Fahmy in der aktuellen „ELTERN“. Manche Träger bieten hervorragende Mahlzeiten in Bioqualität und täglich frisches Obst an, andere tischen jede Woche Chicken-Nuggets auf.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir plant im Rahmen der Ernährungsstrategie, die Qualitätsstandards bundesweit umzusetzen. Wie weit der Grünen-Politiker hier kommt, ist allerdings fraglich. Denn die Verpflegung in Kitas und Schulen ist Ländersache. pm