Das Ergebnis der Bertelsmann Stiftung stimmt nachdenklich: 41 % der 18 bis 30-jährigen gehen davon aus, dass sich ihre mentale Gesundheit in Zukunft verschlechtern wird, das sind 15 % mehr als bei den älteren Befragten. Außerdem fühlen sich junge Erwachsene öfter einsam als die Älteren. Foto: terovesalainen/stock.adobe.com

Junge Menschen sorgen sich vor allem um die eigene mentale Gesundheit

In einer im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführten Studie zur Wahrnehmung von Zukunftsperspektiven zeigt die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen („Next Generation“) in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein höheres Vertrauen in die Demokratie und die Europäische Union (EU). Überraschenderweise ist die Sorge über den Klimawandel nicht signifikant höher als bei älteren Generationen. Stattdessen rückt die mentale Gesundheit bei vielen jungen Erwachsenen in den Fokus ihrer Bedenken.

Ziel der Studie: Wie ticken junge Erwachsene?

Im Jahr 2023 wurden für die Studie [TK1] „The Next Generation in Germany: Perspectives on Building a Sustainable Tomorrow“ insgesamt 2248 Personen in Deutschland befragt. Die Umfrage umfasste 516 Teilnehmende im Alter von 18 bis 30 Jahren und 1732 Teilnehmende im Alter von 31 bis 70 Jahren.

Ziel der Studie war es, Einblicke in die Perspektiven insbesondere junger Menschen in Deutschland (und anderen europäischen Ländern) zu gewinnen. Die Teilnehmenden wurden zum Beispiel befragt, was sie antreibt und motiviert, was sie betroffen macht und zurückhält, oder welchen (gesellschaftlichen) Akteuren sie vertrauen.

Einsam und in Angst um die mentale Gesundheit

Neben positiven Ergebnissen wie beispielsweise einem vergleichsweise hohen Vertrauen in die EU und die Demokratie stach ein Ergebnis besonders hervor: Die Sorge um die mentale Gesundheit, und das vor allem bei den jungen Erwachsenen. 41 % der 18 bis 30-jährigen gehen davon aus, dass sich ihre mentale Gesundheit in Zukunft verschlechtern wird, das sind 15 % mehr als bei den älteren Befragten. Außerdem fühlen sich junge Erwachsene öfter einsam als die Älteren.

Das Fazit der Studie ist laut der Bertelsmann Stiftung, dass die mentale Gesundheit junger Menschen mehr Aufmerksamkeit brauche: mehr Psychologen, mehr Prävention, mehr pädagogischer Support.

Bewusstsein für vorhandene Ressourcen schärfen

Die im Oktober 2023 von „REDEZEIT FÜR DICH“ und Appino durchgeführte repräsentative Studie zur mentalen Gesundheit brachte hervor, dass sich eher bei den jüngeren als bei den älteren Befragten die seelischen Belastungen in den vergangenen Jahren, etwa durch Corona, Quarantäne und Isolation, verschlimmert haben. Zudem gaben 41 % aller Studienteilnehmer an, nur selten über ihre seelischen Belastungen zu sprechen.

Neben dem Ausbau psychologischer Unterstützung braucht es deshalb auch Aufklärung über vorhandene Angebote und nicht zuletzt eine Entstigmatisierung psychischer Probleme beziehungsweise mentaler Belastungen, denn viele Menschen trauen sich nicht, über ihre Probleme zu reden oder, so ein weiteres Ergebnis der Studie, sie denken, dass ihre Probleme nicht schwerwiegend genug seien. Diese Aufklärung ist nicht nur für die seelische Gesundheit des Einzelnen wichtig, es gibt auch eine wechselseitige Interaktion zwischen individueller mentaler Gesundheit und kollektiven sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen einer Gesellschaft.

Grundsätzlich offen für Online-Hilfsangebote

 „Die Sensibilisierung für Online-Hilfsangebote könnte nicht nur die Bereitschaft zur Nutzung erhöhen, sondern auch einen Beitrag dazu leisten, die gesellschaftliche Wahrnehmung von mentaler Gesundheit zu verbessern“, so Florian Schleinig, Gründer der „REDEZEIT FÜR DICH“-Initiative, die Menschen seit mittlerweile vier Jahren mit einem Ehrenamts-Netzwerk aus geschulten Coaches, Therapeuten und Mental Health Experten ein offenes Ohr schenkt.

Eine umfassende Medienaufklärung könnte nicht nur individuelle Unterstützung fördern, sondern auch einen positiven Beitrag zur Akzeptanz psychischer Belastungen leisten. Die Studie ergab, dass zwei Drittel der Befragten grundsätzlich offen dafür sind, Online-Angebote zur Bewältigung psychischer Belastungen zu nutzen. Interessanterweise besteht jedoch bei vielen dieser Personen eine Unkenntnis darüber, welche konkreten Unterstützungsmöglichkeiten online verfügbar sind. Eine verstärkte Aufklärung auf allen Ebenen ist dringend notwendig, um das Bewusstsein für vorhandene Ressourcen zu schärfen.

Info

Mehr Infos über „REDEZEIT FÜR DICH“ unter https://www.virtualsupporttalks.de/de
Mehr Infos über die Bertelsmann-Studie unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/junge-menschen-und-gesellschaft/projektnachrichten/voices-of-change-junge-menschen-gestalten-eine-nachhaltige-zukunft-1#link-tab-243613-10